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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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die beiden verständnislos an.
    »Also was soll das denn, Salbei frisst mir doch keiner der Wiener, so grauslich ist der, und Kräuteressig mit Kerbel, Estragon, ja sogar mit Pfefferoni und Knoblauch hab ich schon.«
    Aber Yrmel gab nicht auf und zeigte mit dem Finger in ihren Mund.
    Johanna schüttelte den Kopf. »Weißt du, Yrmel, möchtest nicht endlich mal etwas reden , denn dein Herumgewachel geht mir schon so was von auf die Nerven!« Sofort bereute sie ihren Ton und setzte versöhnlicher fort:
    »Vielleicht weiß Gretlin, was du meinst.«
    Yrmel warf den Kopf zurück und machte ein gurgelndes Geräusch, dann deutete sie wieder in ihren Mund.
    »Ich weiß auch nicht«, meinte Gretlin zaudernd.
    Schon etwas ungeduldiger packte Yrmel die arme Weinberl, riss ihr das Maul auf, roch an ihrem Schlund und machte ein herzzerreißend angewidertes Gesicht.
    »Dass das Hundsviech stinkt wie ein dreckiges geheimes Gemach, brauchst mir nicht zu sagen, Yrmel, das riecht man ja zehn Ellen gegen den Wind«, lachte Johanna.
    Gretlin, dankbar über die aufgelockerte Stimmung, meinte: »Das ist aber nix gegen den Gestank vom Frauenwirt, da sind auch gleich die Fliegen um ihn herumgeschwirrt, so hat der gestunken.«
    Augenzwinkernd lachten beide und bemerkten nicht, dass Yrmel zornig den Kopf schüttelte und sich mit der flachen Hand an die Stirn schlug.
    »Wer lacht denn da so laut, und warum bin ich da nicht dabei«, polterte plötzlich Marlen in die Küche, »ich hab ein bisschen Spaß nötig, das kann ich euch sagen, dieses Chorgebet, das schafft einen, diese ewigen Hymnen, deutsche Hymnen, fade Hymnen. Könnt ihr euch das vorstellen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, quasselte sie weiter: »Heute hatte ich so ein Pech, ich musste neben der Meisterin sitzen. Also eines kann ich euch sagen, die hat einen dermaßen durchdringenden Mundgeruch, dass einem selbst der Atem wegbleibt. Ich hab mich gar nicht singen getraut, weil ich vor dem nächsten Einatmen Angst gehabt hab. Also wie die stinkt, aber kein Wunder, wenn man nur Zwiebeln und Knoblauch frisst, so wie die. Ich hab das dann der Dolores erzählt, ihr wisst schon, die Dolores«, alle wussten, dass Dolores die zweite der Nonnen des Magdalenen Ordens war, aber sich im Gegensatz zu Marlen an das Schweigegelübde hielt, »also die Dolores hat die Nase gerümpft, weil reden tut die ja gar nix, so eine Langweilige, die Dolores, sag ich euch, und die zeigt mir dann so ein Kraut, ich glaub der Salbei war das, aber so zerknittert und welk, wie der ausschaut, und dann steckt sie sich so einen Zweig in den Mund, kaut herum, die Dolores, und dann haucht die mich an. Also gestunken hat die nicht, und ich mein halt, das ist sonderbar, weil die frisst ja mindestens genauso viel Zwiebel und Knoblauch wie die Meisterin, und ich denk mir, also … was ist denn, warum starrt ihr mich denn so an?«
    Johanna und Gretlin blickten wie gebannt zu Marlen und dann zu Yrmel, die aufgeregt auf den Essig zeigte und auf den Topf mit Salbeikraut. Den Honigtopf stellte sie mit Nachdruck daneben. Es schien ganz so, als wäre Yrmel eine gute Beobachterin und hätte schon des Öfteren mit den Ausdünstungen der Meisterin beim Chorgebet zu tun gehabt!
    Jubelnd ging Johanna auf Marlen zu und drückte sie euphorisch an ihre Brust. »Marlenchen, so dämlich bist du gar nicht, du gehst uns zwar allen auf die Nerven mit deinem Gefasel, aber heute hast du was gut bei uns.« Damit küsste sie die Verdatterte so fest auf die Wange, dass diese nur ein verhaltenes »Sag ich doch« herausbrachte und verstummte, was ja selten genug vorkam.
    »Natürlich, Yrmel, wunderbar«, rief Johanna, »warum ist uns das nicht gleich eingefallen.«
    »Genau«, rief Gretlin, »das ist so ein guter Gedanke!«
    »Was denn, bitte?«, rief Marlen dazwischen, aber niemand hörte ihr zu.
    »Also der Salbei ist schon einmal klar, dann können wir auch noch Minze oder Melisse dazugeben, damit man den Salbeigeschmack ein bisschen verbessert«, redete Johanna ein wenig schneller als sonst.
    Yrmel nickte begeistert.
    »Und Honig, vergiss den Honig nicht, Johanna«, steuerte Gretlin bei.
    »Aber sicher, und den Essig. Aber es fehlt noch was, was Außergewöhnliches, was alle aufhorchen lässt …«
    »Was lässt alle aufhorchen«, wieder hörte Marlen keiner zu.
    Da schlug Johanna auf ihren Teig ein und schrie fast: »Ich hab’s, Kinder, ich hab’s! Rittersporn, Hortensien, Geißblatt … nein Schmarrn, das ist giftig … ich brauch was, was

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