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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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oder waschen kannst, dann haben wir ja auch andere Arbeiten. Schau, es gibt auch ganz besondere Beschäftigungen, denn mittlerweile sind zwei Büßerinnen mit Töpfern beschäftigt, weil wir so viele irdene Krüge und Töpfe in ganz unterschiedlichen Formen brauchen, für den Essig, weißt du! Vielleicht findest du auch etwas für dich, denk nach!«
    Mit zusammengekniffenen Augen stand Gretlin da, leicht vornübergebeugt und sah ins Leere. Als Johanna schon im Begriff war, die Nerven zu verlieren und zu einem verbalen Befreiungsschlag Luft holte, fasste sie Yrmel fest am Ellenbogen und schüttelte den Kopf. Johanna atmete hörbar aus und seufzte. Eine weitere Zeitspanne, wo nichts außer dem Schnarchen des Hundes zu hören war, verstrich. Noch immer stand Gretlin unbeweglich da. Plötzlich kam Leben in die Gestalt des Mädchens, und freudestrahlend wandte sie sich an die wartende Johanna: »Ich glaube ich weiß, wie ich helfen kann!«
    »Na also«, meinte Johanna erleichtert, »wusste ich doch, dass du etwas besonders gut kannst!«
    »Ja!«
    »Was ist es denn?«
    »Also die Frauen waren immer ganz begeistert davon.«
    »Womit?«
    »Ganz aufgeregt waren sie immer, wenn ich ein Stück fertig hatte! Ganz aufgeregt …«
    »Was für ein Stück?«
    »Und was für Freude mir das gemacht hat. Dass mir das nicht gleich eingefallen ist.« Vor Begeisterung drehte sich das Mädchen um die eigene Achse und umarmte danach etwas schwindlig Yrmel, die wartend und neugierig danebenstand.
    Mit einem Willen zu Geduld und Nachsicht, der für Johannas Temperament mit den Qualen der heiligen Katharina zu vergleichen war, als sie ans Rad gebunden wurde, setzte sie scheinbar freundlich und ruhig an: »Gretlin, wir würden uns ja so gern mit dir freuen, wenn du uns bitte sagen würdest, was du so besonders gut zuwege bringst!« Mit etwas lauterer Stimme setzte sie nach: »Und das, Mädchen, ein bisserl hurtig!«
    »Ach ja …«, damit blieb Gretlin stehen, faltete die Hände wie zum Gebet und meinte triumphierend: »Sticken, ich kann besonders gut sticken, mit Seidenfäden auf ganz feinem Gewebe oder sogar Goldgrund für Haarbänder, kleine Täschchen, Börsen …«
    »Heilige Muttergottes!«, entfuhr es Johanna, und mit einem Plumps ließ sie sich auf den nächstbesten Sitz fallen. Ermattet fuhr sie sich mit den mehligen, vom Teigkneten müden Händen übers Gesicht.
    Die erste Jungfrau im Kloster zu behalten, würde einem Meisterstück in Überredungskunst gleichkommen. Um Gretlin hier länger Unterschlupf gewähren zu können, musste sie Cäcilie nicht nur das Mailufterl, sondern auch noch ein stickendes Mädchen schmackhaft machen.
    »Also Gretlin, genau das brauchen wir wohl im Kloster Sankt Hieronymus ganz dringend. Haarbänder und Börsen … Der Heilige Antonius steh mir bei, dass ich bei der Meisterin die richtigen Worte finde!« Zur Bekräftigung schlug Yrmel ein Kreuz und schüttelte nachdenklich den Kopf.
    *

Unruhig hüpfte Sander von einem Fuß auf den anderen. Immer wieder blickte er sich suchend um. In regelmäßigen Abständen ging er aus dem weitläufigen Areal des Köllnerhofes durch die breite Durchfahrt, die auf die Fleischbänke hinausging, um sich umzusehen, dann stakste er zum anderen schmäleren Durchlass, zum Grashof, und blickte wieder in beide Richtungen. Nichts, dachte er, rein gar nichts.
    Im Hof dieses vornehmen Hauses herrschte großes Durcheinander. Jene Hochzeitsgäste, die von weit herkamen, hatten hier im Köllnerhof Quartier gefunden. Nur die Vornehmsten, versteht sich, denn Martin Antoin, der Besitzer dieses Anwesens, nahm keinen Pöbel auf. Als Kanonikus war er von höchster Stelle hier am kaiserlichen Hof eingesetzt worden und vertrat die Interessen des Hochstiftes Köln. Nur sehr reiche Handelsherren aus den deutschen Landen hatten hier ihre Niederlassungen und durften von diesem ehrwürdigen Hause aus die Geschäfte führen. Das drei Stockwerke zählende Gebäude mit den Ecktürmen sah ehrfurchtsgebietend aus und war so weitläufig, dass sich der große Ziehbrunnen im Hof, die angebauten Stallungen und das Pförtnerhaus wie Miniaturausgaben ausnahmen. Selbst jetzt, als etwa drei Dutzend Menschen wie Stallburschen, Knappen, Dienstmägde, dazu mindestens genauso viel Pferde und Maultiere sich hier tummelten, um zu satteln, Gepäck aufzuschnallen, Proviant herzurichten und sich für die Reise fertig zu machen, war im Hof noch Platz genug. Auch die hohen Herren waren in den großen Wohnräumen der

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