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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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Geduld, Mädel. Das hast du vielleicht schon bemerkt, also was war?«
    »Nichts Besonderes.«
    »Gretlin!«
    »Nichts, an das ich mich besonders erinnere …«
    »Gretlin, der Hurenbock belässt es nicht beim Schimpfen, das ist so klar wie das Amen im Gebet. So klar, wie man pieseln muss, wenn man zu viel getrunken hat.«
    Verschreckt fuhr Gretlin auf, sah hilfesuchend zu Yrmel, die ihr beruhigend zunickte und auf Johanna deutete.
    Johanna sagte ruhig zu Gretlin: »Yrmel meint, dass du mir ruhig alles sagen kannst. Sie hat das auch getan, ohne Worte, aber wir haben uns auch so verstanden, nicht, Yrmel?«
    Damit wandte sie sich um, und beide Frauen nickten sich zu.
    »Also, was jetzt?«, unerbittlich setzte Johanna dem Mädchen zu, »ich will wissen, was passiert ist! Warum bist du so verschreckt hier bei uns hereingeschneit und warum um Gottes willen tust du jetzt so, als ob dich das alles nichts angehen würde?«
    Gretlin trat einen Schritt zurück und heftete ihren Blick auf den Boden.
    In kurzen, abgehackten Sätzen berichtete sie vom Leben im Haus vor dem Widmertor. Dass sie sich stets im Dunkeln versteckt hatte, kaum auf die Gasse getreten war, um dem Frauenwirt nicht in die Finger zu geraten. Bei jeder Gelegenheit hatte er ihre kaum entwickelten Brüste befingert, ihr zwischen die Beine gegriffen, sie an den Haaren gefasst und den Kopf in den Nacken gebogen, um sie küssen zu können.
    »Warum überrascht mich das nicht?«, murmelte Johanna und setzte ihr Verhör fort: »Hat er dir Gewalt angetan?« Auf den fragenden Ausdruck auf dem Gesicht Gretlins wurde sie genauer. »Ist er dir da unten«, damit zeigte sie zwischen die Beine des Mädchens, »mit mehr als nur mit seinen verdammten, dreckigen Mistfingern zu nahe gekommen?«
    Verlegen senkte Gretlin den Kopf: »Also einmal, da hat er schon seine Beinkleider heruntergerissen und meinen Kittel hinaufgeschoben, aber die Elsbeth, ach, meine Elsbeth …«, damit schluchzte das Mädchen laut auf, »die hat was geahnt, ist aus der Kammer gekommen, hat ihn gleich von hinten gepackt und ist mit ihm zurück in ihr Bett gegangen, da ist er gern mitgegangen, mich hat er dann in Ruhe gelassen, bis auf das Geschimpfe halt, und eine Ohrfeige hat er mir vorher auch reingehaut, aber das hat mir sowieso nichts ausgemacht. Besser eine Ordentliche ins Gesicht, als die Küsserei von diesem Widerling.«
    Johanna nickte mit starrem Gesicht. Mehr war da nicht zu sagen. Sie sah zu Yrmel hinüber. Auch sie nickte nur. So war das eben.
    »Aber ich bin schon zu etwas nutze, oder, Johanna? Ich bin nicht faul und verstockt, nur weil ich das da«, damit zeigte Gretlin zwischen ihre Beine, »mit dem Hosenlatz da, du weißt schon, nicht ausstehen kann und den faulen Atem und die sabbernde Zunge und die rauen, schmutzigen Finger. Oder, Johanna, das macht nichts, gell?«
    Johanna sah sie mit traurigen Augen an. Alles Distanzierte und Engelhafte war gewichen, zurück blieb ein verängstigtes, gequältes junges Ding.
    »Jetzt sag doch was«, sprudelte das Mädchen plötzlich nur so hervor, »das macht nichts, oder? Ich mag das nicht, wenn die Männer so nach Wein stinkend daher kommen, so laut reden, einen überall anfassen, ich hab so viel davon gesehen, Johanna, ach so viel davon …« Damit schluchzte sie hemmungslos, und als Johanna und Yrmel sie halten wollten, riss sich Gretlin los, setzte sich zu Weinberl auf den Boden und umarmte die stinkende Hündin. Sich und das Tier hin und herwiegend murmelte sie: »Du musst mir nur sagen, was ich zu tun habe. Ich kann arbeiten, wirklich, ich putze und koche und scheuere und helf dir, wo ich kann, Johanna. Ich will nur nicht allein sein und ich will mit keinem Mann in die Kammer gehen. Ich will hier bleiben, Johanna, kann ich hierbleiben, kann ich da in der Küche bleiben?« Mit tränenden Augen und völlig erschöpft von den Erinnerungen kauerte Gretlin zu Füßen Yrmels neben Weinberl.
    Erneut schüttelte ein Schluchzen das Mädchen: »Es ist nur wegen mir passiert, die arme Elsbeth. Ich wollte so gern mit, weißt du, Johanna, auf den Festzug, wo der Herzog uns alle eingeladen hat, in den schönen, neuen blauen Kleidern. Da wollt ich so gern mit. Ich wollte nicht mehr nur im Haus bleiben. Da draußen war es so schön und bunt.« Traurig blickte sie zu Weinberl und streichelte sie abwesend. »Der Elsbeth war das gar nicht recht. Sie hat gemeint, dass sie da nicht so gut auf mich aufpassen kann. Aber ich wollte so gern, und da hat sie dann ja

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