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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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man dort auch mal einen tollen Fund.«
    Er beschnupperte die Papiere, wählte sie schon mit kundiger Hand aus und ordnete sie grob nach einer ersten Einschätzung, nach dem Geruch. Sein ausdrucksloses Gesicht verdüsterte sich und nahm einen enttäuschten, brummigen Ausdruck an.
    »Hm! Nichts Fettes dabei, nichts zum Anbeißen. Zum Glück war das nicht teuer … Hier sind Wechsel … noch mal Wechsel … Wenn das junge Leute sind und wenn sie nach Paris kommen, werden wir sie vielleicht erwischen …«
    Doch da entfuhr ihm ein leiser Ausruf der Überraschung.
    »Nanu, was ist denn das?«
    Er hatte die Unterschrift des Grafen de Beauvilliers entziffert, auf einem Blatt Stempelpapier, auf dem nur drei Zeilen standen, in einer großen, greisenhaften Handschrift: »Ich verpflichte mich, an Fräulein Léonie Cron am Tage ihrer Volljährigkeit den Betrag von zehntausend Francs auszuzahlen.«
    »Der Graf de Beauvilliers«, versetzte er langsam und überlegte ganz laut, »ja, bei Vendôme hat er Pachthöfe gehabt, eine ganze Domäne sogar … Er ist bei einem Jagdunfall ums Leben gekommen und hat eine Frau und zwei Kinder in Not zurückgelassen. Ich habe früher Wechsel gehabt, die sie nur unter Schwierigkeiten bezahlen konnten … Ein Angeber, ein Taugenichts …«
    Plötzlich lachte er laut auf, denn er ahnte, wie die Geschichte verlaufen sein mußte.
    »Ach, der alte Gauner hat die Kleine reingelegt! … Sie wollte nicht, und er hat sie mit diesem rechtlich wertlosen Fetzen Papier rumgekriegt. Dann ist er gestorben … Wollen doch mal sehen, datiert ist das 1854, vor zehn Jahren also. Zum Teufel, das Mädchen muß jetzt volljährig sein! Wie konnte dieser Schuldschein Charpier in die Hände fallen? Einem Getreidehändler wie diesem Charpier? Der betrieb doch kurzfristige Wuchergeschäfte. Zweifellos hat ihm das Mädchen das da als Pfand für einige Taler abgelassen, oder vielleicht war er mit der Beitreibung beauftragt …«
    »Aber das ist doch sehr gut, ein richtiger Coup ist das!« unterbrach ihn die Méchain.
    Busch zuckte verächtlich die Achseln.
    »Ach was, nein! Ich sage Ihnen doch, daß das rechtlich wertlos ist … Wenn ich das den Erben vorlege, können sie mich zum Teufel schicken, denn es müßte der Beweis angetreten werden, daß das Geld wirklich geschuldet worden ist … Aber wenn wir das Mädchen ausfindig machen, könnte ich sie vielleicht dazu bringen, vernünftig zu sein und sich mit uns zu verständigen, um unangenehmes Aufsehen zu vermeiden … Verstehen Sie? Suchen Sie diese Léonie Cron, schreiben Sie an Fayeux, damit er sie uns aufstöbert. Dann können wir uns ins Fäustchen lachen.«
    Er hatte aus den Papieren zwei Haufen aussortiert, die er gründlich prüfen wollte, sobald er allein war; jetzt verharrte er reglos, auf jedem Haufen eine Hand.
    Nach einer Pause fuhr die Méchain fort:
    »Ich habe mich mit Jordans Wechseln beschäftigt … Ich glaubte schon, unseren Mann gefunden zu haben. Er war irgendwo angestellt und schreibt jetzt in den Zeitungen. Aber unsereins wird in den Redaktionen so schlecht empfangen; sie weigern sich, uns die Adressen zu geben. Und dann glaube ich auch, daß er seine Artikel nicht mit seinem richtigen Namen unterschreibt.«
    Ohne ein Wort zu sagen, hatte Busch den Arm ausgestreckt, um die Akte Jordan von ihrem alphabetischen Platz zu nehmen. Das waren sechs Wechsel zu je fünfzig Francs, die schon vor fünf Jahren im Abstand von je einem Monat ausgestellt worden waren – Wechsel über insgesamt dreihundert Francs, die der junge Mann in den Tagen seines Elends einem Schneider unterzeichnet hatte. Bei Vorlage waren sie nicht bezahlt worden, so daß zu den Wechseln riesige Unkosten hinzugekommen waren, aus dem Hefter quoll eine wahre Flut von Gerichtsakten. Jetzt war die Schuld auf siebenhundertdreißig Francs und fünfzehn Centimes gestiegen.
    »Wenn das ein Bursche mit Zukunft ist«, murmelte Busch, »werden wir ihn schon noch erwischen.«
    Da mußte ihm ein Gedanke gekommen sein, denn er fragte plötzlich:
    »Sagen Sie mal, in der Angelegenheit Sicardot tut sich wohl gar nichts?«
    Klagend hob die Méchain die dicken Arme zum Himmel. Ihre ganze monströse Person wabbelte vor Verzweiflung.
    »Ach, Herrgott!« ächzte sie mit ihrer Flötenstimme. »Ich lasse noch Haut und Haare dabei!«
    Die Angelegenheit Sicardot war ein richtiger kleiner Roman, den sie gern erzählte. Eine Cousine von ihr, Rosalie Chavaille, die spätgeborene Tochter einer Schwester ihres Vaters,

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