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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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die er sich klammert und um derentwillen er alles verleugnet. Seine Schaukelpolitik ist sehr raffiniert, heute gibt er den Liberalen ein Pfand und morgen den radikalen Bonapartisten; aber bei diesem Spiel muß er sich eines Tages den Hals brechen … Und wenn schon alles zusammenkracht, dann soll auch Gundermanns Wunsch in Erfüllung gehen, denn prophezeit hat er ja, daß Frankreich geschlagen wird, wenn wir Krieg mit Deutschland bekommen! Wir sind bereit, die Preußen brauchen nur noch einzumarschieren und unsere Provinzen zu rauben.«
    Mit einer entsetzten, flehenden Gebärde hieß sie ihn schweigen, als könnte er sonst das Unheil heraufbeschwören.
    »Nein, nein, sagen Sie solche Dinge nicht! Sie haben kein Recht dazu … Im übrigen hat Ihr Bruder mit Ihrer Verhaftung nichts zu tun. Ich weiß aus sicherer Quelle, daß Delcambre, der Justizminister, alles veranlaßt hat.«
    Saccards Zorn verrauchte plötzlich, er lächelte.
    »Oho, der rächt sich jetzt!«
    Sie sah ihn fragend an, und er fügte hinzu:
    »Ja, eine alte Geschichte zwischen uns … Ich weiß im voraus, daß ich verurteilt werde.«
    Offenbar war sie mißtrauisch gegen diese Geschichte, denn sie fragte nicht weiter danach. Eine kurze Pause trat ein. Saccard nahm erneut die Papiere zur Hand, die auf dem Tisch lagen, und war wieder ganz im Banne seiner fixen Idee.
    »Es ist reizend von Ihnen, beste Freundin, daß Sie gekommen sind, und Sie müssen mir versprechen wiederzukommen, weil Sie immer Rat wissen und weil ich Ihnen meine Pläne vorlegen will … Ach, wenn ich doch bloß Geld hätte!«
    Lebhaft unterbrach sie ihn und nutzte die Gelegenheit, um sich über einen Punkt, der sie seit Monaten quälte und ihr keine Ruhe ließ, Klarheit zu verschaffen. Was hatte er mit den Millionen gemacht, die er selber besitzen mußte? Hatte er sie ins Ausland geschickt oder unter irgendeinem Baum vergraben, den außer ihm niemand kannte?
    »Aber Sie haben doch Geld! Die zwei Millionen von Königgrätz, die neun Millionen von Ihren dreitausend Aktien, wenn Sie sie zum Kurs von dreitausend verkauft haben!«
    »Ich, meine Liebe, habe keinen Sou!«
    Diese Antwort ging ihm so glatt über die Lippen, seine Stimme klang dabei so verzweifelt und er sah Frau Caroline so überrascht an, daß sie ihm glauben mußte.
    »Ich habe nie einen Sou verdient bei den Geschäften, die schiefgegangen sind … Begreifen Sie doch, daß ich mich mit den anderen ruiniere … Gewiß, ich habe verkauft, aber ich habe auch zurückgekauft; und wo meine neun Millionen zusammen mit den beiden anderen geblieben sind, könnte ich Ihnen beim besten Willen nicht genau erklären … Ich glaube sogar, daß ich bei dem armen Mazaud noch dreißig- oder vierzigtausend Francs Schulden habe … Kein Sou mehr, der große Kehraus, wie immer!«
    Sie war darüber so erleichtert und froh, daß sie über ihren eigenen Ruin und den ihres Bruders zu scherzen begann.
    »Uns geht es genauso – wenn alles vorbei ist, weiß ich nicht, ob wir noch für einen Monat zu essen haben werden … Ach, erinnern Sie sich, wie mir dieses Geld, diese neun Millionen, die Sie uns versprochen hatten, angst gemacht hat? Nie habe ich in solcher Unruhe gelebt, und wie erleichtert war ich am Abend jenes Tages, als ich alles für die Aktiva hergegeben hatte! Sogar die dreihunderttausend Francs aus der Erbschaft unserer Tante sind mit draufgegangen. Das ist vielleicht ein bißchen ungerecht. Aber ich hatte es Ihnen ja gesagt: Geld, das man nur gefunden und nicht selbst verdient hat, gibt man gern aus den Händen … Und wie Sie sehen, bin ich jetzt fröhlich und kann wieder lachen!«
    Er unterbrach sie mit einer erregten Gebärde, er hatte die Papiere vom Tisch genommen und schwenkte sie durch die Luft.
    »Lassen Sie nur! Wir werden eines Tages sehr reich sein …«
    »Wieso?«
    »Glauben Sie etwa, daß ich meine Pläne aufgebe? Seit einem halben Jahr arbeite ich hier und schlafe ganze Nächte nicht, um alles wieder aufzubauen. Was sind das für Schwachköpfe, die mir ausgerechnet diese vorweg geschätzte Bilanz als Verbrechen ankreiden wollen, indem sie behaupten, von den drei großen Geschäften, den Vereinigten Dampfschiffahrtslinien, dem Karmel und der Türkischen Nationalbank, habe nur das erste den vorausberechneten Gewinn erbracht! Zum Teufel, mit den beiden anderen ist es doch nur abwärtsgegangen, weil ich nicht mehr da war! Aber sobald sie mich freilassen, sobald ich wieder der Herr bin, dann sollen Sie mal sehen …«
    Flehend

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