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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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begeisterten: in vier Jahren war aus dem Sand des Strandes von Port Said eine Stadt gewachsen, ein ganzes Volk war da am Werke, die menschlichen Ameisen hatten sich vervielfacht und veränderten das Antlitz der Erde. Aber in Paris erwartete Hamelin ein dauerndes Pech. Seit fünfzehn Monaten schlug er sich dort mit seinen Projekten herum, ohne mit seinem Glauben daran jemanden überzeugen zu können, denn er war zu bescheiden und nicht sehr redegewandt; und so war er in diesem zweiten Stockwerk des Palais dʼOrviedo gestrandet, in einer kleinen Fünfzimmerwohnung, die er für zwölfhundert Francs mietete, weiter vom Erfolg entfernt als einst, da er die Gebirge und die Ebenen Asiens durchstreift hatte. Ihre Ersparnisse waren rasch erschöpft, und die beiden Geschwister gerieten in große Geldverlegenheit.
    Und genau das erweckte Saccards Interesse, diese zunehmende Traurigkeit von Frau Caroline, deren schöne Heiterkeit sich verdüsterte, weil sie ihren Bruder mutlos werden sah. In ihrem Haushalt war sie ein wenig der Mann. Georges, der ihr äußerlich sehr ähnlich, nur schmächtiger war, konnte in der Arbeit ungewöhnlich ausdauernd sein; aber er vertiefte sich in seine Studien, bei denen man ihn keinesfalls stören durfte. Er hatte sich nie verheiraten wollen, weil er nicht das Bedürfnis dazu verspürte und seine Schwester anbetete – das genügte ihm. Vielleicht hatte er dann und wann eine Geliebte, die man nicht kannte. Und dieser alte Streber von der Ecole polytechnique, der großzügige Ideen hatte und einen so glühenden Eifer für alle seine Unternehmungen, war manchmal von so kindlicher Einfalt, daß man ihn für ein bißchen beschränkt halten konnte. Im engstirnigsten Katholizismus erzogen, hatte er sich seine Kinderreligion bewahrt und befolgte aus voller Überzeugung alle kirchlichen Vorschriften; seine Schwester dagegen hatte durch ihr vieles Lesen, durch die umfassende Bildung, die sie sich an seiner Seite in den langen Stunden erwarb, da er sich in seine technischen Arbeiten vertiefte, ihre geistige Unabhängigkeit zurückgewonnen. Sie beherrschte vier Sprachen, sie hatte die Nationalökonomen und die Philosophen gelesen und sich zeitweilig für die sozialistischen und evolutionistischen Theorien begeistert; dann aber war sie ruhiger geworden. Ihren Reisen, ihrem langen Aufenthalt in fernen Ländern vor allem verdankte sie eine große Toleranz und eine schöne Ausgeglichenheit und Weisheit. Wenn sie auch nicht mehr gläubig war, so hatte sie doch Achtung vor dem Glauben ihres Bruders. Beide hatten sich einmal darüber ausgesprochen und nie wieder davon angefangen. Bei all ihrer Schlichtheit und Gutmütigkeit war sie eine kluge Frau, begabt mit einem außergewöhnlichen Lebensmut und einer fröhlichen Tapferkeit, die den Grausamkeiten des Schicksals widerstand; nur ein einziger Kummer nagte an ihr, so sagte sie: kein Kind zu haben.
    Einmal ergab es sich, daß Saccard Hamelin eine Gefälligkeit erweisen konnte, indem er ihm eine kleine Arbeit für eine Kommanditgesellschaft vermittelte, die für die Begutachtung einer neuen Maschine einen Ingenieur brauchte. Und so gelang es ihm, zu den Geschwistern ein vertrauliches Verhältnis zu gewinnen; fortan ging er häufig auf eine Stunde zu ihnen in den Salon hinauf, ihr einziges großes Zimmer, das sie in einen Arbeitsraum umgewandelt hatten. Dieser Raum wirkte völlig kahl, er war nur mit einem langen Zeichentisch, einem zweiten, mit Papieren beladenen kleineren Tisch und einem halben Dutzend Stühle möbliert. Auf dem Kamin stapelten sich die Bücher. Aber ein improvisierter Wandschmuck heiterte diese Leere auf: eine Reihe von Plänen und eine Folge heller Aquarelle, jedes Blatt mit vier Nägeln an der Wand befestigt. Das waren die Projekte aus Hamelins Mappe, die er so zur Schau stellte, seine in Syrien gemachten Aufzeichnungen, sein ganzes künftiges Vermögen; die Aquarelle stammten von Frau Caroline, Ansichten von dort unten, charakteristische Gestalten, Trachten – alles, was ihr auffiel, wenn sie ihren Bruder begleitete, hatte sie mit einem sehr persönlichen Sinn für Farben, doch ohne jeden künstlerischen Anspruch skizziert. Zwei breite Fenster, die auf den Garten des Palais Beauvilliers hinausgingen, ließen helles Licht auf diese kunterbunt durcheinander aufgehängten Zeichnungen fallen, die ein anderes Leben heraufbeschworen, den Traum einer in Staub zerfallenen antiken Gesellschaft, und die Entwürfe erweckten den Anschein, als wollten sie

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