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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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ihn auszuholen, und Sie schulden mir immer noch einen wirklich brauchbaren Hinweis … Ein einfaches Wort, das Sie mir überbringen, kann doch nicht so schwer sein.«
    »Zweifellos, aber er hat das nicht gern, er sagt, das sind Börsenschwindeleien, die man später immer zu bereuen hat.«
    »Ach gehen Sie! Hat er solche Bedenken bei Gundermann? Bei mir macht er auf Ehrbarkeit, und Gundermann gibt er die Tips.«
    »Gundermann, freilich! Gundermann brauchen sie alle, ohne ihn könnten sie keine Anleihe aufnehmen.«
    Sofort triumphierte Saccard laut und klatschte in die Hände.
    »Da haben wir es ja, Sie geben es selber zu! Das Kaiserreich hat sich an die Juden verkauft, an die dreckigen Juden! Unser ganzes Geld wandert in ihre krummen Finger. Die Banque Universelle braucht nur noch vor ihrer Allmacht zusammenzubrechen.«
    Und er ließ seinem ererbten Haß freien Lauf, er fing wieder an mit seinen Anwürfen gegen diese Händler und Wucherer, die schon seit Jahrhunderten durch die Völker ziehen und ihnen das Blut aussagen wie Schmarotzer und die trotz aller Beschimpfungen und Schläge angetreten sind, die Welt zu erobern, die sie eines Tages durch die unbezwingliche Kraft des Goldes besitzen werden. Und er ereiferte sich vor allem über Gundermann, gab seinem alten Groll nach, dem unerfüllbaren rasenden Verlangen, ihn zu Boden zu werfen, trotzdem eine innere Stimme ihm sagte, daß jener der Prellstein sein würde, an dem er zerschellen mußte, falls er jemals den Kampf aufnahm. Oh, dieser Gundermann! Obwohl in Frankreich geboren, war er innerlich bestimmt ein Preuße, denn er wünschte Preußen offenbar Glück, er hätte es gern mit seinem Geld unterstützt, wenn er das heimlich nicht sogar tat! Hatte er nicht eines Abends in einem Salon zu behaupten gewagt, daß Frankreich besiegt würde, wenn je zwischen Preußen und Frankreich ein Krieg ausbrechen sollte?
    »Ich habe die Nase voll, verstehen Sie, Huret! Und schreiben Sie sich das gut hinter die Ohren: Wenn mir mein Bruder zu nichts nütze ist, will ich ihm auch nicht von Nutzen sein … Wenn Sie mir ein gutes Wort von ihm bringen, will sagen, einen guten Tip, den wir verwerten können, dann will ich Ihnen gestatten, wieder Loblieder auf ihn zu singen. Ist das klar?«
    Das war nur allzu klar. Jantrou, der unter dem politischen Theoretiker seinen Saccard wiedererkannte, hatte erneut begonnen, sich mit den Fingerspitzen den Bart zu kämmen. Aber Huret, der mit seiner normannischen Bauernschläue nicht durchgekommen war, schien sehr verdrossen, denn er hatte auf beide Brüder gesetzt und wollte es weder mit dem einen noch mit dem anderen verderben.
    »Sie haben recht«, murmelte er, »mäßigen wir uns, zumal wir sowieso abwarten müssen, wie sich die Dinge entwickeln … Ich verspreche Ihnen, alles zu tun, um von dem großen Mann ins Vertrauen gezogen zu werden. Bei der ersten Nachricht, die er mir zukommen läßt, nehme ich eine Droschke und bringe sie Ihnen.«
    Saccard scherzte schon wieder, nachdem er seinen Auftritt gehabt hatte.
    »Ich arbeite doch für Sie alle, meine lieben Freunde … Ich bin immer wieder ruiniert worden, und ich habe immer wieder eine Million im Jahr durchgebracht.«
    Und auf die Werbung zurückkommend, sagte er:
    »Ach hören Sie, Jantrou, Sie sollten Ihren Börsenbericht ein bißchen auflockern … Ja, Sie wissen schon, etwas zum Lachen, ein paar Witze. Die Leser haben das gern, mit ein bißchen Esprit schlucken sie die Sachen leichter … Nicht wahr? Ein paar Witze?«
    Jetzt war die Reihe am Direktor, verstimmt zu sein. Er tat sich etwas zugute auf seinen vornehmen literarischen Stil. Aber er mußte zusagen. Und als er eine Geschichte erfand von ganz feinen Damen, die ihm angeboten hätten, sich Anzeigen auf die heikelsten Körperstellen tätowieren zu lassen, lachten die drei Männer schallend und wurden wieder die besten Freunde von der Welt.
    Indessen hatte Jordan endlich seinen Lokalbericht beendet, und er wartete voll Ungeduld auf die Rückkehr seiner Frau. Redakteure kamen, er plauderte mit ihnen und kehrte dann in das Vorzimmer zurück. Dort war er ein wenig entrüstet, weil er Dejoie überraschte, wie er das Ohr an die Tür des Direktors preßte und horchte, während seine Tochter Nathalie aufpaßte.
    »Gehen Sie nicht hinein«, stammelte der Bürodiener, »Herr Saccard ist immer noch da … Mir war so, als hätte man mich gerufen …«
    In Wahrheit verzehrte ihn eine gierige Gewinnsucht. Seitdem er mit den viertausend Francs, den

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