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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Ersparnissen seiner verstorbenen Frau, acht voll bezahlte Aktien der Banque Universelle gekauft hatte, lebte er nur noch für die freudige Erregung, diese Aktien steigen zu sehen; und er lag vor Saccard auf den Knien, nahm seine geringsten Worte wie Orakelsprüche auf und konnte, wenn er ihn anwesend wußte, dem Verlangen nicht widerstehen, seine geheimsten Gedanken zu erfahren, das, was der Gott in der Verschwiegenheit des Allerheiligsten sagte. Übrigens geschah das noch ohne jeden Egoismus, er dachte nur an seine Tochter, und ihm war eben ganz heiß geworden, als er sich ausrechnete, daß ihm seine acht Aktien beim Kurs von siebenhundertfünfzig Francs schon einen Gewinn von zwölfhundert Francs einbrachten, was mit dem Kapital zusammen fünftausendzweihundert Francs ausmachte. Wenn die Aktien noch um hundert Francs stiegen, hatte er die erträumten sechstausend Francs, die Mitgift, die der Papierwarenhändler verlangte, wenn sein Sohn die Kleine heiraten sollte. Bei diesem Gedanken schmolz ihm das Herz, er schaute mit Tränen in den Augen auf dieses Kind, das er großgezogen hatte, dessen wahre Mutter er war in dem kleinen, so glücklichen Haushalt, den sie seit Nathalies Rückkehr von der Amme zusammen führten.
    Er redete ganz verwirrt, erzählte irgendwas, nur um seine Indiskretion zu vertuschen.
    »Nathalie, die nur mal hochgekommen ist, um mir guten Tag zu sagen, hat Ihre Frau Gemahlin getroffen, Herr Jordan.«
    »Ja«, erklärte das junge Mädchen, »sie bog in die Rue Feydeau ein. Oh, sie rannte richtig!«
    Ihr Vater ließ sie nach Belieben ausgehen, weil er sich auf sie verlassen konnte, wie er sagte. Und er hatte recht, auf ihr gutes Betragen zu zählen, denn im Grunde war sie zu besonnen, zu fest entschlossen, ihr Glück selbst zu machen, um die schon so lange vorbereitete Heirat noch durch eine Dummheit zu gefährden. Mit ihrer schmalen Taille, mit ihren großen Augen in dem blassen, hübschen Gesicht war sie sehr von sich eingenommen und lächelte mit egoistischem Eigensinn.
    Jordan war so überrascht, daß er gar nicht begriff und fragte:
    »Wie, in die Rue Feydeau?«
    Aber er hatte nicht die Zeit, mehr zu fragen, denn Marcelle trat atemlos ein. Sogleich führte er sie in das Nebenzimmer, traf dort den Gerichtsreporter und mußte sich begnügen, mit ihr am Flurende auf einer Bank Platz zu nehmen.
    »Also, Liebling, die Sache ist erledigt, aber es war gar nicht so leicht.«
    In seiner Freude sah er doch, daß ihr schwer ums Herz war; leise und rasch erzählte sie ihm alles, denn sie hatte sich vergeblich vorgenommen, ihm gewisse Dinge zu verschweigen, sie konnte keine Geheimnisse vor ihm haben.
    Seit einiger Zeit waren die Maugendres anders zu ihrer Tochter, weniger zärtlich, wie sie fand, dafür aber voller Sorgen; eine neue Leidenschaft, die Spekulation, nahm sie allmählich gefangen. Es war die übliche Geschichte: der Vater, ein dicker, ruhiger, kahlköpfiger Mann mit weißem Backenbart, und die hagere, rührige Mutter, die ihr Teil am Vermögen mitverdient hatte, lebten beide allzu üppig von ihren fünfzehntausend Francs Jahreszinsen in ihrem Haus und langweilten sich, weil sie nichts mehr zu tun hatten. Sein Geld einzukassieren war für ihn seither die einzige Zerstreuung gewesen. Damals wetterte er noch gegen jedwede Spekulation und zuckte zornig und mitleidig mit den Achseln, wenn er von den armen Dummköpfen sprach, die sich durch diese vielen törichten und unsauberen Gaunereien ausnehmen ließen. Aber gerade um diese Zeit war ihm eine beträchtliche Summe zugegangen, und er war auf den Gedanken gekommen, sie für Reportgeschäfte78 zu verwenden: das war keine Spekulation, sondern eine einfache Geldanlage; nur hatte er seit diesem Tag die Gewohnheit angenommen, nach dem Frühstück aufmerksam in der Zeitung den Börsenbericht durchzulesen, um die Kurse zu verfolgen. Und von hier war das Übel ausgegangen, das Fieber hatte ihn nach und nach verbrannt, wie er so dem Tanz der Wertpapiere zusah, in der vergifteten Luft des Börsenspiels lebte und seine Phantasie von den Millionen verfolgt wurde, die in einer einzigen Stunde zu erobern waren, wohingegen er dreißig Jahre gebraucht hatte, um ein paar hunderttausend Francs zu verdienen. Er konnte es sich nicht verkneifen, mit seiner Frau bei jeder Mahlzeit darüber zu sprechen: was für Coups wären ihm gelungen, wenn er nicht geschworen hätte, nie zu spekulieren! Und er erklärte ihr den Vorgang, er manövrierte mit seinen Geldern taktisch

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