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Das Geloebnis

Titel: Das Geloebnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearl S. Buck
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Aufgabe.
    »Ihre Höchsten halten den Verlust für weniger groß, wenn sie sich heraushauen, als wenn noch mehr geschickt werden, die doch ebenfalls verloren wären«, erklärte der General.
    »Wofür kämpfen wir dann?« erkundigte sich Sheng.
    »Das soll sich jeder selber fragen«, versetzte der General düster. »Inzwischen … hier sind die Befehle. Wer meldet sich freiwillig?« Dem General fiel ein, daß der Präsident ihm Sheng empfohlen hatte, wenn es sich jemals um eine besonders schwierige Aufgabe handelte, und er erinnerte sich auch, daß Sheng sich dazu bereit erklärt, aber er wollte niemandem befehlen, in den Tod zu gehen, und so wartete er.
    Noch immer herrschte Schweigen.
    »Will sich jemand freiwillig melden, oder soll ich bestimmen, wer gehen muß?« fragte der General, als er merkte, daß niemand als erster sprechen mochte.
    Pao Chen spuckte in den Staub und schwieg. Yao Yung dachte an seine junge Frau und an seine kleinen Söhne und schwieg. Chan Yu schwieg, weil er wußte, daß der General ihn nicht gehen lassen würde, denn seine Pflicht bestand darin, dem General zu helfen und stets sich zu seiner Verfügung zu halten.
    Da blickte Sheng reihum, und auch er entsann sich seines gegebenen Versprechens. Er warf den Kopf zurück. »Nun, da ihr alle nicht sprechen könnt«, rief er, »und nur ich meine Stimme behalten habe; so werde ich sprechen! Ich will gehen, Herr, ich will mit meinen Leuten die Bresche für die Weißen schlagen. Doch laßt mich zuerst wissen, wodurch sie in die Falle geraten sind, damit ich meine Aufgabe als Pflicht empfinde.«
    »Ich weiß nichts«, erwiderte der General. »Nichts ist mir mitgeteilt worden. Nur die Befehle sind erfolgt. Ich habe bloß die Wahl, zu gehorchen oder nicht zu gehorchen. Soweit habe ich gehorcht. Wenn Ihr geht, gehorche ich weiterhin. Wenn Ihr nicht geht …«
    Im geheimen war Sheng sehr zerrissen. Es stimmte, daß ihnen nichts mitgeteilt worden war. Was die Weißen taten oder warum sie dies und jenes taten, wußte niemand. Sie selber kämpften, um eine von den Weißen bestimmte Stellung zu halten, und dann wichen die Weißen, ohne etwas zu sagen, um einen Tagesmarsch zurück. Jetzt saßen sie abermals in der Klemme, und wer wußte, was daraus werden würde? Sein Arm schmerzte, und der Schmerz breitete sich über Schulter und Rücken aus, während er dastand und über all dies nachdachte.
    »Wäre nicht der Präsident und sein Stolz auf uns«, sagte der General langsam, »so würde ich allen den Befehl erteilen, dieser verlorenen Schlacht den Rücken zu drehen – die schon verloren war, bevor wir überhaupt den Fuß auf den Boden dieses Landes gesetzt haben. Wie aber kann ich dem Präsidenten gegenübertreten, wenn ich nicht alles eingesetzt habe, wie er mich hieß?«
    Darauf seufzte Sheng tief und lehnte seine schmerzende Schulter an den Holzpfosten, der das Zelt in der Mitte stützte.
    »Ich will gehen«, sagte er nochmals. »Ich will ein Teil dessen sein, das eingesetzt werden muß.«
    »Bleibt hier, nachdem die andern gegangen sind«, ordnete der General an. »Ihr sollt eine Karte und Bescheid über den Weg erhalten.«
    »Ich bitte nur um eine Gunst«, fuhr Sheng fort. »Ich möchte, daß dieser Mann mitkommt.« Damit legte er Charlie die Hand auf die Schulter.
    Der General nickte. Die andern gingen hinaus und ließen die drei allein im Zelt zurück. Noch zwei Stunden blieben sie beieinander; der General sprach, die beiden andern hörten zu; hin und wieder deutete Charlie mit dem Finger auf die Karte, um einen kürzeren Weg zu bezeichnen. Denn da sie ohne Maschinen losziehen sollten, konnten sie kleine Pfade benutzen und so den Fluß rascher erreichen.
    »In anderthalbtägigem strammem Marsch solltet Ihr dort sein«, meinte der General. »Ruht bis zum Einbruch der Dunkelheit. Dann geht in der Nacht zum Angriff vor, wie ich Euch sagte. Zerstreut Euch unterwegs weitherum und gebt Euch den Anschein, keinen Zusammenhang zu haben. Aber instruiert Eure Leute gut. Ihr trefft Euch zur verabredeten Stunde an der verabredeten Stelle, und niemand soll säumen.«
    »Niemand wird säumen«, sagte Sheng.
    »Wann könnt Ihr aufbrechen?« fragte der General.
    Sheng antwortete nicht sogleich. Unter seiner Uniform klopfte es qualvoll in seiner Schulter. Aber er hatte den Gedanken daran aus seinem Geist verbannt, und er wollte nicht darauf achten. Nein, er zögerte aus einem anderen Grund. Sollte er sich die Muße nehmen, zu Mayli zurückzugehen und sie von

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