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Das Geloebnis

Titel: Das Geloebnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearl S. Buck
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als alles übrige, oder sie würde ihn nicht genug lieben.
    So weit waren sie gekommen an jenem Tag, da der General Sheng befahl, den Marsch nach Burma vorzubereiten, um dort auf Seiten der Männer von Ying zu kämpfen.
    »Ich habe nur eine Frage zu stellen«, sagte Sheng darauf zum General. »Wie gelangen wir nach Burma?«
    »Wie können wir anders hingelangen als auf unseren eigenen Füßen?« entgegnete der General. »Es gibt keine Eisenbahn. Wir benutzen die Große Straße.«
    Sheng dachte darüber eine Weile nach. »Und unser Essen?« erkundigte er sich dann.
    »Das werden wir unterwegs beschaffen, wo wir es eben bekommen.«
    »Und wann marschieren wir?«
    »In vier Tagen«, antwortete der General.
    Nachdem Sheng diese Befehle entgegengenommen hatte, salutierte er abermals, machte kehrt und ging hinaus. Es würde zwei Tage in Anspruch nehmen, die Soldaten für den langen Marsch bereitzumachen, nicht mehr, denn es waren harte und flinke Männer. Aber sie mußten auch einige Stunden Zeit haben, sich von ihren Frauen zu verabschieden, ein gutes Mahl zu sich zu nehmen, eines von jener Art, wie man es während des Feldzugs nicht bekam; dann brauchten sie noch ein paar Stunden, um sich Ersatz-Sandalen zu machen und alle die Vorbereitungen zu treffen, die notwendig sind, wenn man eine Fahrt ins Ungewisse unternimmt, von der man vielleicht nicht zurückkehrt.
    Dann aber, als Sheng den General verlassen hatte und an den Wachtleuten vorbeiging, die salutierten, kam ihm jählings in den Sinn, daß auch er einer von denen war, die vielleicht nicht zurückkehrten. Denn er wußte sehr wohl, daß dies der bitterste Feldzug werden würde, den er jemals mitgemacht. Die Soldaten tausendfünfhundert Kilometer weit zu Fuß über Berge und durch Flüsse zu führen, dabei Feldgeschütze mitzuschleppen und Gewehre auf dem Rücken zu tragen, zu essen, was man gerade an Nahrung fand, und dann schließlich auf fremder Erde zu kämpfen, unter Kameraden fremden Blutes und unbekannter Art – das war ernsteste Gefahr.
    Einen Augenblick stand er draußen vor dem Tor, während die Leute an ihm vorbeigingen. Die Straße war hell vom harten, klaren Wintersonnenschein, aber sie wurde grau vor ihm. Es würde lange Zeit dauern, bis er die Frau wiedersehen konnte, die er liebte. Was, wenn er sie nie mehr wiedersah? Er wandte sich nach links statt nach rechts und schritt durch die Menge, die er überragte, nach dem Süden der Stadt, wo Mayli wohnte.

3
    Maylis Haus am Ende der schmalen Straße war sehr still, als Sheng es nachmittags betrat. In einer Ecke des Hofes saß Liu Ma im gesprenkelten Schatten eines Bambusgebüsches und schlief. Sie war bei der Arbeit eingeschlafen; über ihre linke Hand war noch einer von Maylis fremdländischen langen Seidenstrümpfen gezogen. Am Mittelfinger der rechten Hand trug sie einen Messing-Nähring, aber die Nadel war ihr aus der Hand gefallen; sie hing baumelnd am Faden. Ein kleiner Hund, den Mayli eines Tages verlassen auf der Straße gefunden und mit heimgebracht hatte, lag schlafend auf den Steinplatten neben der Alten. Er öffnete die Augen, und als er sah, daß Sheng hereingekommen war, schlief er weiter.
    Sheng lächelte über die beiden und ging auf den Zehenspitzen über den Hof in den Wohnraum des Häuschens. Vielleicht schlummerte Mayli ebenfalls, denn das Haus war ebenso still wie der Hof. Er trat ein. Sie befand sich nicht im Wohnzimmer; und er wollte sich gerade niederlassen, um auf sie zu warten, als sein Blick auf die Tür fiel, welche in den Raum führte, wo sie schlief. Diesen Raum hatte er noch nie betreten.
    Die Tür stand offen, und durch die Öffnung sah er sie am Fenster stehen. Sie hatte sich die Haare gewaschen und schüttelte die langen, nassen Strähnen im hereinströmenden Sonnenlicht, und sie sah ihn nicht. Er betrachtete sie mit heftig klopfendem Herzen. Wie schön sie war, wie schön ihr schwarzes Haar! Es freute ihn, daß sie die Haare nicht wie die Studentinnen und weiblichen Soldaten kurz geschnitten trug. Sie steckte sie immer im Nacken auf, aber sie ölte sie nicht, so daß die schönen schwarzen Haare ihr Gesicht umsprühten.
    Sein Herz erstickte ihn. »Mayli!« rief er rauh.
    Sie teilte ihre Haare mit den Händen, spähte hindurch und gewahrte ihn; im gleichen Augenblick sprang sie vorwärts und schlug die Tür zwischen ihnen zu. Er hörte sie den Holzriegel zustoßen. »Oh, du großer Dummkopf!« zischte sie durch die Ritzen der Tür. Und dann rief sie nach Liu Ma.
    Sheng

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