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Das Geloebnis

Titel: Das Geloebnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearl S. Buck
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worden«, fiel er ein.
    Ihr hübsches Gesicht lachte ihn an. »O du, der immer alles glaubt!«
    »Ich glaube unseren Verbündeten«, sagte er.
    »Bittet, so wird euch gegeben werden«, gab sie zurück. »Heißt es nicht so in der Bibel?«
    »Wir haben gebeten«, erklärte er.
    »Es gibt viele Arten des Bittens«, antwortete sie ihm. »Wir haben nur wie Edelleute gebeten – mit unsern Worten. Andere sind nicht so edel, und ihnen wird gegeben, uns aber nicht.«
    Dies schien eine alte Streitfrage zu sein, denn zwischen den Brauen des Mannes setzte sich Eigensinn fest. Und Eigensinn verhärtete den schönen Mund der Frau. Schweigen kam über beide. Doch trotz Streiten, Eigensinn und Schweigen konnte niemand in diesem Raum sitzen, ohne zu merken, daß die unruhige Welt der Frau in dem Mann verankert war, daß aber des Mannes Herz nicht völlig in der Frau ruhte. Halb Haß, halb Liebe, etwas zuckte wie ein Blitz zwischen den beiden. In Mayli erwachte der Gedanke an Sheng. Auch der Präsident war einst ein namenloser junger Mann gewesen, der Sohn einer schlichten, braven Familie aus dem Volk wie Ling Tans Familie. Bis zu diesem Tag war er nicht wissenschaftlich gebildet; ganz aus eigener Kraft war er emporgestiegen. Als er diese Frau geehelicht hatte, war überall großes Erstaunen gewesen, hatte Mayli ihren Vater sagen hören, denn sie entstammte einem reichen Haus und war in vielen Schulen erzogen worden. Aber er hatte sich nie vor ihr gebeugt. Im ganzen Land erzählte man sich von den Streitigkeiten zwischen den beiden. Diese stolze Frau hatte ihn als Gleichberechtigten geheiratet, und sie wollte ihm gleichberechtigt sein, doch ließ er sie dann und wann den geringen Platz einer Frau einnehmen. So geschah es einmal, daß die Regierungsrats-Versammlung zusammentrat, an der kein Weib teilnehmen durfte; sie wollte hingehen, aber Wachtleute hielten sie an der Tür zurück, obwohl sie seine Gattin war.
    Sie hatte die Wachtleute gefragt. »Wer hat Euch befohlen, mir den Weg zu versperren?«
    »Unser Präsident hat es uns befohlen«, war die Antwort gewesen, worauf sie nachgegeben hatte, wenn auch voll Zorn. Wer konnte wissen, mit was für heftigen Vorwürfen sie ihren Mann überschüttet hatte? Von diesen Dingen sprach niemand.
    Dann gab es noch die Geschichte, wie sie einmal vom Zorn überwältigt wurde und, um sich zu rächen, dem Mann einen Brief schrieb, der sie einst als Nebenbuhler des Präsidenten geliebt hatte. Ihr Gatte kam dazu, als sie den Brief schrieb, und da erschrak sie und verbarg den Brief. Als er ihr befahl, ihm das Geschriebene zu zeigen, weigerte sie sich, woraufhin er mit schrecklicher Stimme schrie: »Ich befehle dir nicht als dein Gemahl, sondern als Staatsoberhaupt!« Und er zog seinen Säbel. Da reichte sie ihm den Brief, den er las und dann auf den Tisch warf.
    »Es kümmert mich nicht, was du dem Burschen schreibst«, hatte er gesagt, und sein ganzer Zorn war zu Eis geworden. »Aber es kümmert mich, ob du mir den Gehorsam verweigerst, wenn ich befehle.«
    Mitunter, so wurde erzählt, wenn ihr Stolz sie nicht nachgeben ließ, ging sie fort und blieb weg. Es gab Leute, die sie gern ziehen sahen, weil sie solche Macht über ihn hatte. Aber wenn sein Zorn – und ebenso der ihre – auch viele Tage andauern konnte, so kam doch stets der Tag – und sie wußten, daß er kommen würde –, wo er, einerlei, ob der Streit sein Ende gefunden hatte oder nicht, nach ihr sandte; oder aber sie kehrte zurück, ohne daß er nach ihr schickte, und ihr Haß und ihre Liebe nahmen ihren Fortgang.
    Sie hatte solchen Einfluß auf ihn, weil sie ihn durch Körper und Geist und Seele zu fesseln wußte, und ihm war noch nie ein Mensch begegnet, der ihn auf diese dreifache Weise zu fesseln vermochte. Sie war schön, und sie war gebildet und klug, war gewandt und verständig, kannte die Welt, wie er sie niemals kennen würde, und sie hatte Wörter auf der Zunge, die jeglichem Bedürfnis entsprachen. Dazu erfüllte sie die Seele in ihm, die unbefriedigt geblieben wäre, wenn sie nicht auch ihr Teil erhalten hätte. Er brauchte den Glauben, daß groß und recht war, was er tat, weil es zudem gut war, und seine Natur zwang ihn zu glauben, daß sein Ich auf dem Weg des Tao wandelte. Dieses Bedürfnis befriedigte sie in ihm. Sie konnte mit ihm beten, wenn er des Betens bedurfte; und wo in der Welt gab es eine Frau wie sie, die sowohl den Philosophen als auch den Soldaten zu befriedigen vermochte?
    Mayli beobachtete die

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