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Das Geloebnis

Titel: Das Geloebnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearl S. Buck
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Bewohner nicht zu ihrem eigenen Volk gehörten. Nur die junge Witwe, Chi-ling, ergriff Pansiaos Hand.
    »Sage uns, warum du sie genommen hast«, bat sie das junge Mädchen sanft.
    Jetzt begann Pansiao zu weinen. »Sie sind so hübsch!« stieß sie hervor. »Und ich habe nichts Hübsches … kein einziges hübsches Dinglein besitze ich!«
    »Wer braucht jetzt hübsche Dinge?« warf An-lan bitter ein.
    Hsieh-ying aber fuhr die andern an: »Warum soll sie die elenden kleinen Dinger nicht haben, wenn sie sie sich wünscht? Hier!« Sie wandte sich an die Frau. »Was kosten sie, Gottlose?«
    Sie entnahm ihrer Tasche einige Münzen, und die Frau deutete auf ein kleines Silberstück. Hsieh-ying gab es ihr, wobei sie das Weib finster anblickte, und die dichten, schwarzen Brauen in ihrem rotwangigen, fröhlichen Gesicht waren fest zusammengezogen. Da ging die Frau, eingeschüchtert von den finsteren Blicken, fort. Pansiao schluchzte leise, und Hsieh-ying nahm die Zierblumen, steckte sie ihr ins Haar und beschwichtigte sie. »Macht nichts, nun hast du sie, und sie sehen wirklich sehr hübsch aus.« Darauf hob Pansiao die Hand, befühlte die Blumen und hörte auf zu weinen. Sie schritten weiter.
    Die ganze Zeit hatte Mayli nichts mehr geäußert, aber nach diesem Vorfall beobachtete sie Pansiao, und mehr als einmal sah sie das Mädchen einen kleinen Gegenstand an sich zu nehmen, der ihm nicht gehörte, einen Kamm oder ein Garnröllchen, und eines Tages vermißte Mayli das Nähbeutelchen, das Liu Ma ihr gemacht hatte. Sie ging zu Pansiao und fragte sie: »Willst du mir mein Nähbeutelchen zurückgeben, da ich es brauche, um meinen Rock zu flicken?«
    Darauf holte Pansiao es prompt und in aller Unschuld aus ihrem Tornister, daß Mayli erkannte, wie wenig Ahnung das junge Mädchen von der Unrechtmäßigkeit seines Tuns hatte. Sie sprach darüber mit allen, die mit Pansiao in Berührung kamen, ermahnte sie, Pansiao nicht zu tadeln, sondern nur zu bemitleiden und unauffällig zurückzulegen, was sie entwendete, denn einige werden vom Krieg am Leibe verwundet, dieses Mädchen aber war an der Seele verwundet. Und da Pansiao von niemand getadelt wurde, war sie glücklich und voll Bereitschaft, alles zu tun, was man ihr auftrug; nur wenn sie vom Krieg reden hörte, dann kam der Schlafblick in ihre Augen.
    Mit solchen kleinen Erlebnissen vergingen die Tage, einer nach dem andern. Die Frauen waren von den Männern getrennt, und kein einziges Mal begegneten sich Sheng und Mayli, noch wußte einer vom Aufenthalt des andern. Aber jeder träumte an seinem Platz vom andern, wenn auch nicht mit Sehnsucht. Denn Krieg ist für das Herz, was Pfeffer für die Zunge – er stumpft alle anderen Gefühle ab; sowohl das Saure als auch das Süße verlieren sich in der ausgeprägten Schärfe. So wußte weder Mayli noch Sheng, daß der andere sich nur zwei oder drei Kilometer entfernt befand.
    Obwohl es Frauen im allgemeinen leichter fällt zu warten als Männern, begann die Rastlosigkeit der Truppen sogar zu den Frauen durchzusickern. Chung, der Arzt, war ruhelos; um sich die Wartezeit zu verkürzen, machte er sich daran, nach den Kranken in der Stadt zu sehen, und deren gab es viele. Da es zu seinen Pflichten gehörte, sowohl die Aufenthaltsstätten der Soldaten als auch die der Pflegerinnen im Hinblick auf Sauberkeit und Hygiene allmorgendlich zu inspizieren, sah er Mayli von Berufs wegen jeden Tag, und ihm hatte sie es zu melden, wenn eine der Pflegerinnen krank war.
    Eines Tages sagte er zu ihr: »Es ärgert mich sehr, daß ich so wenig zu tun habe, und überall in der Stadt sehe ich viele Kinder mit entzündeten Augen, Skrofulöse und Bettler mit Geschwüren. Wir haben kein Recht, die Arzneien anzugreifen, die wir während der Schlacht vielleicht für die Verwundeten brauchen werden, aber wir könnten aus Kräutern Medikamente herstellen und wenigstens die Wunden auswaschen, die wir zu sehen bekommen.«
    »Das wäre gut«, antwortete Mayli.
    Danach öffnete sie jeden Vormittag für drei bis vier Stunden das Tor und ließ die Kranken herein. Chung erschien dann, um zu entscheiden, welcher Art ihr Übel war und was dagegen getan werden konnte. Meistenteils handelte es sich um Ruhr und Malaria, Augenkrankheiten und Furunkel, lauter Leiden, die ohne viel Medikamente behandelt werden konnten. Manchmal kam ein Mann, dem ein Bein amputiert werden mußte, oder es gab eine bösartige Geschwulst zu entfernen; manche Frauen hatte ein Unterleibsleiden, oder

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