Das Geloebnis
Straße von Rangun nach Mandalay zweihundert Kilometer weit alle im Ausland hergestellten Lastwagen und Autos und Fuhrwerke zerstört habe.
Als der General dies vernahm, schlug er die Hände gegen die Schläfen. »Und meine Leute legen tausendfünfhundert Kilometer zurück und schleppen ihre Waffen!« ächzte er.
Die beiden Männer blickten einander an, und der Jüngere sagte rasch: »Doch ist es besser, diese Fahrzeuge verbrannt zu haben, als sie für den Feind zurückzulassen, daß er seine Truppen nach Burma bringen kann.«
»Wie wurden sie denn verbrannt?« fragte der General. Er war sich mit den Händen durch die Haare gefahren, bis sie nach allen Seiten abstanden, und sein Gesicht war abgehärmt.
»Sie gossen ausländisches Benzin darüber«, versetzte der ältere Mann langsam.
»Benzin!« schrie der General auf. »O meine Mutter!«
Die beiden Männer schauten einander so schuldbewußt an, als hätten sie die Tat begangen; denn Benzin war wertvoller als Silber, weil es nur auf kostspielige Weise aus andern Ländern herbeigeschafft werden konnte.
»Wie viele Fahrzeuge?« rief der General.
»Mindestens zweihundert«, antwortete der ältere Mann.
»Alle neu«, ergänzte der andere bedauernd, »und jedes hatte sechs Räder. In einer einzigen Stadt sah ich allein dreiundzwanzig auf einmal brennen, und sie waren mit ausländischen Maschinen und Gummireifen beladen.«
Der General knirschte mit den Zähnen und zerzauste wieder sein Haar; er verfluchte die Mütter und Großmütter all jener, welche die Fahrzeuge in Brand gesetzt hatten. »Sie hätten sie wegfahren können – verdammt seien sie und alle ihre weiblichen Verwandten!« brüllte er.
»Aber der Feind war zwischen ihnen und der Heimat«, wandte der ältere Späher ein.
»Ist uns nicht gesagt worden, daß nichts in die Hände der Gegner fallen darf?« warf der andere ein. »Uns ist befohlen worden, dem Feind nicht so viel wie eine Schale Reis oder ein Stückchen Stahl oder ein Rad oder eine Niete oder eine Waffe zurückzulassen. Seid versichert, daß den Leuten das Verbrennen der Fahrzeuge schwergefallen ist. Ich sah Tränen über ihre Wangen laufen, und die Dorfbewohner, die das Feuer betrachteten, weinten mit ihnen.«
Doch der General wollte nicht nachgeben. »Wäre ich dabeigewesen, so wären die Fahrzeuge gerettet worden«, erklärte er eigensinnig.
Als die beiden Männer merkten, daß sein Zorn sich nicht abkühlen ließ und er keine Vernunft zeigte, verabschiedeten sie sich und gingen fort.
Spät in der Nacht, als der General in seinem Zimmer nicht schlafen konnte, weil der Ärger noch immer in ihm brannte, hörte er Bewegung im Gasthaushof, und da Unwille ihn erfüllte, sprang er aus dem Bett. Er hatte nackt dagelegen; die hanfleinenen Bettvorhänge waren fest zugezogen gewesen, denn er zog die Hitze den Mücken vor. Jetzt hielt er sich nur damit auf, seine Unterkleidung anzuziehen, und wütend über die neue Störung stieß er heftig die Tür auf. »Mutter meiner Großmutter …«, tobte er, und da brach er jählings ab. Der Hof war voller Frauen, die erstaunt dastanden und ihn anstarrten. Im Schein der großen Laterne, die der Gastwirt hielt, sah er ihrer aller Augen auf sich gerichtet, und an ihrer Spitze, ihm zunächst, stand Mayli. Ihr Gesicht zuckte vor verhaltenem Lachen. Er war so erschrocken, daß er seine Unterkleidung packte, und eine Sekunde behauptete er seinen Platz, vergaß sich selbst über dem, was er sah.
Einen Augenblick zuvor war Mayli noch so müde gewesen, daß sie kaum mehr zu atmen vermochte; jetzt aber salutierte sie mit gekrümmten Lippen und tanzenden Augen, und sie sagte: »Wir sind soeben eingetroffen, Herr. Wo sollen wir einquartiert werden?«
Da kam er zu sich, und er schrak zusammen. Mit einem Satz und zwei Schritten war er wieder in seinem Zimmer, zog sich seine Uniform an und schnallte sich den Gürtel um. Gleich darauf öffnete er die Tür, als hätte er keine der Frauen zuvor wahrgenommen.
Er blickte sehr ernst drein und rief: »Seid ihr angekommen? Wo ist euer Vorgesetzter?«
»Der Doktor hat sich verirrt, glaube ich«, erwiderte Mayli freundlich. »Er muß den falschen Weg eingeschlagen haben. Wir folgten ihm bis vor zwei Stunden, dann aber sahen wir ihn nicht mehr und zogen allein weiter.«
»He!« rief der General, worauf sein Adjutant zu ihm geeilt kam.
»Führt diese Frauen zum konfuzianischen Tempel, der für sie reserviert worden ist«, befahl er.
Der General stand wartend da, sehr
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