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Das Geloebnis

Titel: Das Geloebnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearl S. Buck
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ganze Papier bedeckt hatte.
    »Lest ihn«, antwortete der General.
    Er stützte den Kopf in die Hände, um zu lauschen, aber in diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet, und der siebzehnte Späher kam hereingestürzt. Seine Kleider waren zerrissen, und seine Füße bluteten; an der linken Hand hatte er eine Wunde, die er mit dem einen Ärmel seines Rockes verbunden hatte.
    »Rangun!« stieß er hervor. »Rangun ist gefallen!«
    Der General sprang auf. »Schreibt das noch dazu!« schrie er. »Rangun ist gefallen – sagt ihm, daß wir noch immer nicht die Erlaubnis haben, die Grenze zu überschreiten, obwohl Rangun gefallen ist!«
    Er stand da und nagte an der Unterlippe, während Pao Chen diese Worte niederschrieb. Dann riß er den Brief an sich und rief seinen Adjutanten herbei.
    »Laßt mich!« bat Pao Chen. »Laßt mich den Brief dem Allerhöchsten bringen. Ich will den Brief für Euch tragen, und ich will für Euch sprechen.«
    Der General überlegte ein paar Sekunden; sein Gesicht war rot, seine Brauen zuckten über den zornigen Augen. »Sehr gut«, sagte er kurz. »Geht also und nehmt das kleine Flugzeug. Ich warte, bis Ihr zurück seid, aber nicht länger. Wir werden marschieren – egal, ob in dieser oder jener Richtung.«
    Der Präsident ließ den Brief sinken, den Pao Chen für den General geschrieben hatte. Er hatte ihn sorgfältig, ohne Hast gelesen, und seine Frau hatte hinter ihm gestanden, während er las. Sie war sehr schön an diesem Abend. Sie trug ein apfelgrünes Seidenkleid, das sehr lang geschnitten war und sich eng an ihren schlanken Körper schmiegte; darüber fiel ein ärmelloses Jäckchen aus schwarzem Samt, das bis zur Leibesmitte reichte und ebenfalls dicht anlag. Der Kragen des Kleides war hoch, und sein Grün ließ die Schönheit ihrer Haut und das Rot ihrer Lippen noch mehr hervortreten; auch die Weichheit der schwarzen Haare, die aus der Stirn zurückgebürstet waren, wurde dadurch betont. Pao Chen gewahrte all diese Schönheit, wie jeder Mann, der die hohe Dame ansah, und er nahm sie, ohne an sich selbst zu denken, zur Kenntnis.
    Keiner sprach, weder der Präsident noch seine Frau. Sie, die wie ein Kind über Kleinigkeiten geschwätzig werden konnte, wenn es ihr einfiel, sie konnte auch ganz still sein, wenn es klüger war, nicht zu sprechen. Sie setzte sich und faltete die Hände. An ihrem Finger glänzte der berühmte Jadering, der ein Teil von ihr zu sein schien, und sie trug kleine Ohrringe aus Jade. Sie heftete ihre großen dunklen Augen auf das Antlitz ihres Gatten. Diese Augen waren das Licht ihrer Schönheit. Sie waren so klar gezeichnet in ihrem Schwarz und Weiß, so gerade und nachdrücklich im Blick, so furchtlos, daß alle, welche die hohe Dame sahen, nachher von ihren Augen redeten.
    Der Präsident hob den Kopf und tauschte mit seiner Frau einen langen Blick aus. Dann sagte er zu Pao Chen, der wartend dastand: »Glaubt nicht, ich hätte keine Ahnung von dem, was Ihr mir berichtet. Ich weiß es und wußte es. Aber ich hatte mehr zu bedenken als diese eine Schlacht. Ich denke an unsere Zukunft ebenso wie an unsere Gegenwart, und dieser Krieg ist ein Krieg, in dem wir nur einer unter vielen sind.«
    Darauf machte die hohe Dame eine ungestüme Handbewegung. »Wir haben ihn all diese Jahre für die andern allein geführt. Sollen wir ihn allein weiterführen?«
    Er brachte sie mit einem Blick zum Schweigen. »Ich weiß, was ich tue«, bemerkte er.
    Sie erhob sich; ihre Augen glänzten sehr; und mit stolzer Anmut verließ sie den Raum. Der Präsident schaute ihr nach. Seine Augen waren weich, aber er blieb still. Nachdem sie fort war, wandte er sich an Pao Chen.
    »Kehrt an Euren Posten zurück«, sagte er. »Ich werde kommen und selber sehen.«
    So kam es, daß wenige Tage später die wartenden Truppen in Aufruhr gerieten.
    »Der Präsident ist hier«, ging es flüsternd von Mund zu Ohr. In weniger als einer Stunde wußten alle, daß zur Mittagszeit dieses Tages ein Flugzeug auf der Ebene vor der Stadt niedergegangen war, welches die beiden Allerhöchsten und mit ihnen den Amerikaner gebracht hatte. Jeder gab sich die größte Mühe, das Beste aus sich zu machen; Uniformen wurden gereinigt, Gewehre geputzt, Gesichter und Ohren gewaschen, Haare geglättet. Die Frauen schwatzten ununterbrochen von der hohen Dame und erörterten die Frage, ob sie wirklich so schön sei, wie die Männer immer behaupteten.
    »Ist sie so schön?« erkundigte sich Hsieh-ying bei Mayli.
    »Ich

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