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Das Geloebnis

Titel: Das Geloebnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearl S. Buck
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Auch er hatte an der Spitze seiner Leute stumm gestanden, während die beiden Allerhöchsten dahinschritten; aber als die hohe Dame an ihm vorbeikam, bedachte sie ihn mit einem tiefen, vollen Blick, und dieser Blick entzündete sein Innerstes, weil er ihn an Mayli denken ließ.
    Er wollte dem nicht nachgeben, wollte nicht ruhelos werden. Vielleicht sah er sie nie wieder.
    Denn nach der Inspektion hatte der Präsident die jungen Offiziere zu sich befohlen.
    »Morgen werdet Ihr Eure Leute über die Grenze führen«, hatte er gesagt. »Wir warten nicht länger.«
    Dann waren seine tiefen Augen auf Sheng gefallen. »Da seid Ihr ja, Ihr großer Bursche«, hatte er freundlich bemerkt. »Ich erinnere mich an Euch, an Euren Namen und Eure Heimat. Ich sandte Euch her, weil Ihr einer meiner besten Männer seid. Ich habe Eurem General gesagt, daß er Euch auswählen soll, wenn es eine besonders schwere Aufgabe zu übernehmen gilt.«
    Bei diesen Worten erhob sich Shengs Stolz wie ein Banner. »Und ich will sie lösen«, sagte er.
    An der Spitze ihrer Frauen überschritt Mayli die Grenze.
    »Wir befinden uns auf fremdem Boden«, dachte sie, und sie fühlte, wie sich Furcht in ihr regte. Wer wußte schon, was all denen, die sie hier anführte, auf diesem Boden widerfahren würde?
    Es war ein wolkenloser Tag; alle gingen zu Fuß, weil die Straßen in diesem Gebiet von Burma schmal und gewunden waren und sich nicht für Fahrzeuge eigneten. Vor ihnen marschierten die Träger, beladen mit Waffen und Nahrungsmitteln. Vor diesen wiederum waren die Soldaten. Wie eine riesige, lange Schlange wanden sich die Männer in ihren blauen Uniformen dicht hintereinander dahin. Mayli trug, ebenso wie ihre Frauen, die gleiche Kleidung. Auch der General hatte dieselbe Uniform an; abgesehen von seinem Abzeichen aus blauem Email, auf dem der weiße Stern von China war, unterschied er sich in nichts von seinen Soldaten. Hinter ihnen kamen noch mehr Soldaten; die Schlange zog sich hin, so weit das Auge sehen konnte.
    Mayli lächelte über ihre Frauen. Frisch und kräftig sahen sie in der Morgensonne aus; ihre Haut war gebräunt, und ihre Augen blickten klar. Keine einzige hatte Lippen oder Wangen bemalt. Solche Dinge waren vergessen. Auch Mayli hatte ihren ausländischen Lippenstift und ihren Puder fortgetan; wie alle wusch sie sich das Gesicht mit heißem Wasser und mit Seife. Mitunter rieben sie sich abends die vom Wind brennenden Wangen und Hände mit ein wenig Hammelfett ein; das war alles. Doch noch nie hatte Mayli sich so stark gefühlt und so gut ausgesehen, und dies wußte sie. Sogar An-lan begann ihre blasse Farbe zu verlieren. Das Mädchen lächelte nicht mehr als früher, aber der verzweifelte Ausdruck in seinen Augen war verschwunden.
    Als An-lan jetzt Maylis Blick auffing, sagte sie bedeutungsvoll: »Es ist das erstemal, daß unsere Soldaten auf fremder Erde marschieren.«
    »Ja, wirklich«, gab Mayli, plötzlich ernst geworden, zurück. Ja, dies war das erstemal, daß chinesische Männer und Frauen jemals ihr eigenes Land verließen, um zu kämpfen. Sie schritt weiter, und während sie dahinging, dachte sie darüber nach. Hinter ihnen lag China, und rings um sie und vor ihnen war Burma. Sie hob die Augen und blickte zu den grünen Hügeln. Hätte hier ein Messer das Land durchschnitten, so wäre Burma in zwei Teile gegliedert worden. Zur Rechten stieg es an und wurde rauher; im Norden zerfiel es in unregelmäßige Hügel, die rasch zu Bergen wurden; im Süden hingegen ebnete es sich dem Meer zu. Die Straße selber wand sich, scheinbar grundlos, bog scharf ab und krümmte sich, je nachdem, wie menschliche Füße im Laufe der Jahrhunderte den leichtesten Pfad gefunden hatten. Es war ein reiches Land. Die Reisfelder waren sogar jetzt noch grün, und Mayli sah die Bauern darin arbeiten. Mitunter blitzte wie eine Laterne das Safrangelb eines Priestergewands in dem Grün auf. Hier gab es eine Menge Priester; viele von ihnen waren noch jung.
    Ob Priester oder nicht, wo immer sie ein Menschengesicht sah, da war es fröhlich und bereit zu lachen. Die Leute blickten auf, als sie vorbeimarschierten; die Bauern hielten in ihrer Arbeit inne und starrten, Kinder steckten den Finger in den Mund. Als sie durch Dörfer kamen, deren Häuser auf Pfählen erbaut waren, blieben die Bewohner stehen, wo sie waren, um ihnen nachzuschauen. Mittags machten sie halt, jedoch nicht in einem Dorf, denn sie hatten ihr eigenes Essen. Niemand, so hatte der General

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