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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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Lunzie kennt sie.«
    Die Runde machte einen schwerfälligen, teilnahmslosen Eindruck. Es waren Zebaras Söhne und ihre Frauen, die Enkelkinder, sogar die Kleinsten, alle breit wie Ringkämpfer. Lunzie fragte sich, wer von ihnen der kleine Junge gewesen war, der jene Sitzung gestört hatte. Aber sie kam nicht drauf.
    Er stellte sie einzeln vor. Alle verbeugten sich aus der Hüfte, ohne etwas zu sagen, und Lunzie nickte und murmelte einen Gruß. Dann schickte Zebara sie mit einem Wink weg, und sie marschierten durch eine der Bogentüren hinaus.
    »Dort liegen die Familienunterkünfte«, erklärte er. »Schlafzimmer, Kinderzimmer, Unterrichtsräume für die Kinder.«
    »Unterrichtsräume? Haben Sie keine öffentlichen Schulen?«
    »Schon, aber nicht so weit draußen. Und jeder, der genug Kinder im Haushalt hat, kann einen Lehrer einstellen und sie privat unterrichten lassen. Es spart Steuergelder für jene, die sich keine privaten Lehrer leisten können. Übrigens haben Sie nur die älteren Kinder kennengelernt. Insgesamt wohnen hier fünfzig.«
    Lunzie fand den Gedanken beunruhigend, ein weiterer Beweis dafür, daß die Kultur der Schwerweltler von der der FES abwich. Sie hatte gewußt, daß die Schwerweltler sich unkontrolliert vermehrten. Aber Zebara war ihr immer so zivilisiert vorgekommen.
    Doch als er sie am Arm aus der Feuergrube und durch die Halle zu einer Tür führte, hatte sie das Gefühl, ihn überhaupt nicht zu kennen. Er trug weder die bedrohliche schwarze Uniform noch den Arbeitsoverall, den Lunzie bei den meisten Bürgern gesehen hatte. Statt dessen trug er einen langen, lockeren Umhang, der so dunkel war, daß sie in dem schwach beleuchteten Gang seine Farbe nicht erkennen konnte, und flache, an den Seiten mit hellen Mustern verzierte Stiefel. Er wirkte so wuchtig wie immer, schien sich aber auch wohl zu fühlen, völlig entspannt zu sein.
    »Da drin«, sagte er schließlich und schob sie in einen weiteren, wenn auch kleineren kreisrunden Raum. »Das ist mein privates Arbeitszimmer.«
    Lunzie setzte sich in den niedrigen, üppig gepolsterten Stuhl, den er ihr anbot, und sah sich um. An den Wänden standen nach innen gewölbte Regale, die mit Memokuben, Videokartuschen, altmodischen Büchern und Papierstapeln beladen waren. Es gab nur wenige dekorative Elemente: ein schwungvolles Gebilde aus einem Material, das wie blaugrünes Glas aussah, starre menschliche Figuren aus braunem Steingut, ein amateurhaftes, aber strahlend buntes Gemälde und ein mißgestalteter Tonklumpen, bei dem es sich nur um den ersten Modellierversuch eines Lieblingskindes oder -enkelkindes handeln konnte. Darüber wölbte sich eine weitere flache Kuppel, auf der Innenseite mit Platten aus weißer Keramik besetzt. Das niedrige Sofa, auf dem Lunzie saß, war mit einem knotigen Stoff ausgepolstert. Sie war auf eine absurde Weise froh, daß es kein Leder war. Flauschige Kissen waren aufgestapelt worden, damit sie es mit ihren kurzen Beinen bequemer hatte.
    Zebara hatte sich ihr gegenüber hinter einen breiten, geschwungenen Schreibtisch gesetzt. Er betätigte unter dem Tisch einen Knopf, und die Tischplatte senkte sich auf Kniehöhe und wurde mehr eine Brücke als eine Schranke. Noch ein Knopf, und der Raum erstrahlte in hellem Licht. Ihr Spiegelbild in der Kuppel glänzte wie am hellichten Tag.
    »Es ist … schön hier«, sagte Lunzie.
    Ihr fiel nichts Besseres ein. Zebara gönnte ihr ein überraschend zärtliches Lächeln, das mit einer Spur Traurigkeit gefärbt war.
    »Haben Ihnen Ihre Kollegen Ärger gemacht, weil Sie sich mit mir treffen?«
    »Ja.« Sie erzählte ihm von Bias und empfand einen gewissen Widerwillen gegen Zebaras offenkundige Belustigung. »Er versucht nur, gewissenhaft zu handeln«, schloß sie. Sie hatte das Gefühl, daß sie Bias als einen vernünftigen Menschen schildern mußte, obwohl sie ihn nicht so einschätzte.
    »Er hat sich wie ein Idiot benommen«, sagte Zebara. »Sie sind kein dummes Gör, das sich in einen Muskelmann verliebt hat. Sie sind eine erwachsene Frau.«
    »Ja, aber wissen Sie, in gewisser Hinsicht hat er Recht. Ich bin mir selbst nicht ganz sicher, ob meine Erfahrungen mit dem Kälteschlaf mich nicht völlig … völlig irrational gemacht haben.« Sie fragte sich, ob sie etwas von dem aufgreifen sollte, was der junge Offizier ihr gesagt hatte, und beschloß, es zu wagen. »Es ist so, als ob man stirbt und wiedergeboren wird, ohne einen echten Neuanfang zu machen. Es machen einem

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