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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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Mal wach war. Aber ich will darauf hinaus, daß ich jedesmal, wenn ich aus einem längeren Kälteschlaf aufgewacht bin, mit schweren Depressionen wegen meiner abgebrochenen Beziehungen zu kämpfen hatte. Depressionen von der Art, die das Immunsystem schwächen und Menschen anfälliger für vorzeitiges Altem und Krankheiten machen. Diese Depressionen, diese Verzweiflung und das Chaos beeinflußt die Schwerweltler noch stärker, weil ihre Lebenserwartung von Natur aus kürzer ist, vor allem auf Welten mit hoher Schwerkraft. Meine Gefühle – meine persönlichen Erfahrungen -haben mich für diese Mission qualifiziert. Ich kann zwar nicht behaupten, daß ich mir Zebara bewußt als Forschungsgegenstand ausgesucht habe. Aber seine Reaktion auf meine verlangsamte Alterung und meine Reaktion auf seinen körperlichen Verfall sind Dinge, die ich nicht ignorieren kann.«
    Tailler stand auf, streckte sich und lehnte sich an die Bank hinter ihm. »Ich verstehe, was Sie meinen. Emotionen und Verstand sind so eng miteinander verwoben, daß Sie nicht entscheiden können, was von beiden wichtiger ist. Würden Sie sagen, daß Sie, insgesamt gesehen, eher eine intuitive oder eine methodische Denkerin sind?«
    »Intuitiv, laut meiner frühen psychologischen Profile, aber auch mit ausgeprägten logischen Fähigkeiten.«
    »Wahrscheinlich, sonst hätte ich Sie, ohne zu fragen, als einen intuitiven Typ eingeschätzt. Es hört sich so an, als ob Ihr Verstand etwas zusammenzufügen versucht, das Sie noch nicht artikulieren können. Wenn Sie sich unter diesen Voraussetzungen mit Zebara treffen und einen Tag mit ihm verbringen, könnten sie genug Informationen sammeln, um zu einer Schlußfolgerung zu gelangen. Wir anderen aber müßten uns mit Bias herumplagen.«
    »Ich weiß. Es tut mir leid. Wirklich.«
    »Wenn ich Ihnen nicht glauben würde, wäre ich versucht, den autoritären Vorgesetzten zu spielen und Ihnen das Treffen einfach zu verbieten. Ich nehme an, wenn Ihr Kopf mitten in der Nacht eine Lösung herausgefiltert hat, werden Sie lieber bei uns bleiben.«
    »Ja. Aber ich glaube nicht, daß es dazu kommt.«
    Tailler seufzte. »Wahrscheinlich nicht. Heute wird ein ruhiger Tag. Gehen Sie Bias morgen aus dem Weg und überlassen Sie es mir, es ihm zu sagen. Sonst kommen wir zu keinem Ergebnis.«
    Als sie am nächsten Morgen die Fragen beantwortete, konnte Zebaras Begleitschutz sie kaum beruhigen. Uniformiert, bewaffnet – zumindest hielt sie die Ausbeulung unter dem Leder an seiner Hüfte für eine Waffe – und mit ausdruckslosem Gesicht, überprüfte er zunächst ihre ID-Plakette, bevor er sie zu einem klotzigen Transporter führte, der fast so groß war wie der Instrumentenwagen des medizinischen Zentrums. Das Innere war mit einem glatten, gelbbraunen Material gepolstert, das Lunzie noch nie gesehen hatte. Sie fuhr mit den Fingern darüber, kam zu keinem Schluß, was es sein konnte, und wünschte sich, die breiten Sitze wären nicht ganz so riesig gewesen. Der Mann saß ihr gegenüber und brachte es fertig, auf eine dekadente Weise müßig zu erscheinen, obwohl er aufrecht dasaß. Der Fahrer hinter dem getönten Plexiglas war nur ein verwaschener Schatten.
    »Es ist Leder«, erklärte er, weil sie weiter den Sitz streichelte.
    »Leder?« Sie hätte das Wort kennen müssen, aber sie kam nicht drauf, was es bedeutete. Seinem Grinsen nach zu urteilen, hätte sie schockiert sein müssen.
    »Die Haut von Muskys«, sagte er. »Es läßt sich gut gerben. Und ist fest und glatt. Wir verwenden es oft.«
    Lunzie hatte ihren Gesichtsausdruck gut unter Kontrolle. Sie wollte ihm nicht die Befriedigung verschaffen, zu wissen, daß sie sich ekelte.
    »Ich dachte, sie seien haariger«, sagte sie. »Mehr wie ein Pelz.«
    Sein Gesichtsausdruck änderte sich geringfügig. Ein Schimmer von Respekt trat in seine kalten blauen Augen.
    »Das Wollhaar wird manchmal benutzt, aber ist nicht von besonders guter Qualität. Beim Gerben fallen die Haare aus.«
    »Aha.« Lunzie überwand sich und berührte noch einmal den Sitz, auch wenn sie wünschte, daß sie nicht darauf sitzen müßte. »Hat es immer diese Farbe? Kann man es färben?«
    Seine Geringschätzung wich aufrichtigem Respekt. Sein Tonfall lockerte sich, und er wurde gesprächiger.
    »Das meiste wird in dieser Farbe gegerbt. Anderes ist von Natur aus schwarz. Wenn man es für Kleidung verwendet, wird es gewöhnlich gefärbt. Aber wenn man Polster färbt, dann färben sie leicht auf die Person ab, die

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