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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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ein gewisses Mitgefühl für uns und unser Dilemma aufbringen. Daß Sie ehrlich für uns sprechen werden, wo Sie können. Ich bitte Sie nicht, Verbrechen zu vergeben und zu vergessen. Sie könnten es nicht, und ich würde es nicht von Ihnen verlangen. Aber wie Sie wissen, sind nicht alle schuldig. Und schließlich muß ich Ihnen die Dinge übergeben, über die wir schon gesprochen haben – sofern Sie bereit sind, sie zu überbringen.«
    Er saß leicht nach vorn gebeugt da. Der dunkle, weiche Umhang bedeckte seine Hände. Einen Moment lang sagte Lunzie nichts, versuchte sein gealtertes Gesicht, mit all den häßlichen Spuren eines schweren Lebens in hoher Schwerkraft, mit den derben, aber gesunden Zügen des jüngeren Mannes zu vergleichen. Sie hatte das schon einmal getan. Sie würde es, dachte sie, selbst nach seinem Tod noch tun, wenn sie sich damit anzufreunden versuchte, was er in diesen gut vierzig Jahren im Verhältnis zu ihr verloren hatte.
    Er seufzte, lächelte sie an und sagte: »Darf ich mich neben Sie setzen? Es … es ist nicht, was Sie vielleicht denken.«
    Im selben Moment, als sie nickte, empfand sie einen leichten Widerwillen. Als Ärztin wußte sie, daß sie es besser nicht erlauben sollte. Das Alter änderte an den Gefühlen nichts. Aber sein Alter hatte ihre Gefühle verändert, so wie eine ähnliche Zeitspanne Tees Gefühle für sie verändert hatte. Was sie und Zebara an Gefahr und Leidenschaft geteilt hatten, gab es nicht mehr. Mit dieser Einsicht schlugen ihre Gefühle für Tee von Bitterkeit in Verständnis um. Es hatte sicher auch ihm sehr weh getan, als er zugeben mußte, daß er sich verändert hatte. Und jetzt Zebara.
    Er setzte sich neben sie und faßte ihre Hände. Wie mußte es für ihn sein, sie so jung vor sich zu sehen, ihre Kraft zu spüren und zu wissen, daß seine eigene sich erschöpfte wie Wasser, das aus einem gesprungenen Krug rinnt?
    »Es gibt Beweise für die Geschichte unseres Volkes, die Sie glauben würden«, begann er. »Nur sind sie bei weitem zu umfangreich, um sich schnell damit vertraut zu machen. Sie können mir entweder vertrauen oder nicht, wenn ich Ihnen sage, daß sie unbestreitbar sind. Jene, die die ersten Kolonisten geschickt hatten, wußten von den Langen Wintern, die in größeren Abständen auftreten. Sie wußten es, haben es den Kolonisten aber nicht gesagt. Wir kennen nicht alle ihre Gründe. Vielleicht dachten sie, daß zwei Jahre ausreichen, um genug Lebensmittelvorräte anzulegen. Vielleicht hatten sie keine Vorstellung davon, wie schlimm es sein würde. Ich würde gern annehmen, sie haben nichts Schlimmeres als ein paar Unannehmlichkeiten befürchtet. Aber es ist bekannt, daß keine Hilfe geschickt wurde, obwohl unsere Kolonie einen Notruf gesendet hat.«
    »Wurde dieser Notruf empfangen?«
    »Ja. Wie Sie vielleicht wissen, gab es damals noch keine FTL-Kommunikation. Als offenkundig wurde, daß der Winter so bald nicht vorbeigehen würde, begriffen die Kolonisten, daß selbst ein beantworteter Notruf zu spät kommen würde. Sie rechneten kurzfristig mit nichts. Aber es sollte eine Transferkapsel nur zwei Lichtmonate entfernt sein, die eine FTL-Kapsel an Bord hatte, die auf das nächste Sektorhauptquartier der Flotte vorprogrammiert war. So wurden damals Notrufe übermittelt: mit Unterlichtgeschwindigkeit zum Transferpunkt, wo die Kapsel gestartet wurde, die eine Standardnachricht mit den Ursprungscodes transportierte.«
    Lunzie rümpfe die Nase und überlegte, wann die Kolonisten frühestens mit einer Antwort hätten rechnen können. »Dann also zwei Monate. Wie lang dauerte es zum Flottenhauptquartier?«
    »Insgesamt wären es vielleicht vier Monate gewesen. Eine FTL-Nachricht und ein Rettungsversuch hätten weitere zwei oder drei Monate später folgen können. Jedenfalls innerhalb von zwölf Standardmonaten, wenn wir die Abbremszeit und das Manövrieren an beiden Enden mitrechnen. Die Kolonisten hätten große Mühe gehabt, so lang durchzuhalten. Sie hätten ihre ganze Saat und ihre Vorräte essen müssen. Aber die meisten hätten es geschafft. Statt dessen …« Er seufzte wieder und breitete die großen, knorrigen Hände auseinander.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Flotte ein solches Signal ignoriert hat.« Es sei denn, daß es jemand abgefangen hat, dachte Lunzie plötzlich. Jemand innerhalb der Flotte, der aus irgendeinem Grund wollte, daß die Kolonie scheiterte.
    »Ich konnte es auch nicht glauben!« Zebara drückte ihr die

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