Das geraubte Paradies
ebenfalls in dieses falsche Spiel verwickelt?«
»Paladin Alecander, was geht hier vor?«, verlangte nun auch General Palladio zu wissen. »Haben wir dieses Bündnis mit dem Mondkaiser nicht geschlossen, um gegen König Maximilian von Austrogermania zu kämpfen? Ist nicht sein frevelhafter Glaube, seine Entscheidung, nur der Technik zu huldigen und das Licht Gottes zu verspotten, der Grund für diesen Feldzug gewesen?«
»Nein. Das alles war nur ein Vorwand«, antwortete Alecander. »In Wirklichkeit geht es um viel mehr als um Glauben. Es geht um die Befreiung von ewiger Unterdrückung.«
»Bevor wir fortfahren, sollten wir diesen Kreis etwas exklusiver gestalten«, schlug der Mondkaiser vor. »Damit meine ich, dass wir unsere Wachen nach draußen schicken sollten. Es gibt keinen Anlass für derlei Drohgebärden. Wir ziehen alle am selben Strang.«
»Das bezweifle ich seit einigen Augenblicken stark, Eure Majestät«, wandte Aidalon grimmig ein.
»Dazu besteht kein Anlass, Großinquisitor«, versicherte der Kaiser ihm. »An unserem grundsätzlichen Plan hat sich nichts geändert. Wir wollten die technologischen Errungenschaften des Königs von Austrogermania für unsere Zwecke einsetzen. Das können wir nun. Ich habe uns bloß einen verlustreichen Feldzug erspart, indem ich ihn auf diplomatischem Wege für unsere Sache gewonnen habe.«
»Ihr habt nur diese Wahl«, dröhnte die Stimme von Paladin Iudicaton aus seinem Helm hervor. »Kämpft mit uns Schulter an Schulter und erntet unsterblichen Ruhm. Oder tretet beiseite und behindert nicht den Lauf der Geschichte.«
Jonan glaubte, seinen Sinnen nicht trauen zu dürfen. Zwei Paladine des Lux Dei hatten sich soeben mit dem Mondkaiser und dem Ketzerkönig gegen den Großinquisitor von Arcadion verbündet. Dieser Tag würde in die Geschichtsbücher eingehen. Ob als Anfang einer neuen, besseren Ära oder als Beginn eines furchtbaren und vermutlich sehr kurzen Krieges, den Arcadion, so wie es im Moment aussah, nur verlieren konnte, würden erst die nächsten Stunden zeigen.
Im Gesicht des Großinquisitors arbeitete es. Jonan konnte sich lebhaft vorstellen, wie sich Aidalon die Scheiterhaufen vorstellte, auf denen er den Mondkaiser und die beiden Paladine verbrennen würde, wenn es ihm möglich wäre. Aber entgegen Jonans Erwartung stürmte er nicht aus dem Zelt, um mit furchtbaren Konsequenzen zu drohen, sondern blieb – sei es aus Neugierde, aus Hoffnung, der Situation doch noch einen Vorteil abgewinnen zu können, oder vielleicht auch aus Furcht, im Lager des früheren Erzfeindes einem ungewissen Schicksal entgegenzublicken, wenn er sich in dessen Augen zu einem Risikofaktor für das lang geplante Unternehmen entwickelte.
»Ich habe zu viel Mühe und Lebenszeit in die Vorbereitung dieser Pläne gesteckt, um jetzt beiseitezutreten«, verkündete Aidalon mit Blick auf Iudicaton. »Aber ich prophezeie Euch, dass wir diesen Pakt mit dem Teufel noch bereuen werden.«
»Keine Sorge, Großinquisitor«, meldete sich erstmalig auch der König von Austrogermania zu Wort. »Unsere Zusammenarbeit wird nicht länger als nötig währen, und ich versichere Euch, dass mein Interesse an einer längerfristigen Freundschaft mit dem Lux Dei genauso gering ist wie das Eure an einer Allianz mit meinem Land. Wir kämpfen gemeinsam, bis wir unsere Ziele erreicht haben. Danach trennen sich unsere Wege wieder.«
»Dann sind wir uns darin einig«, sagte der Mondkaiser. Er nickte seinen Elitegardisten zu, die sich daraufhin aus dem Zelt zurückzogen. Die beiden Purpurtempler sowie Ramin und Lucai folgten ihnen. Kahane blieb auf einen Wink von Aidalon zurück. »Sie haben Ihren Stab«, sagte er mit einem Blick auf die uniformierten Begleiter des Mondkaisers und des Ketzerkönigs. »Ich habe meinen.«
Jonan schaute Alecander fragend an, doch der gebot ihm mit einer Geste, im Raum zu bleiben.
Als sich ihre Gruppe auf die notwendigen Beteiligten verkleinert hatte, lud der Mondkaiser sie ein, sich um den großen Tisch zur Linken zu versammeln, wo die farbigen Wimpel darauf warteten, in Position gebracht zu werden. »Meine Herren«, sagte er. »Widmen wir uns dem Zeitplan für unseren Angriff auf unser aller Feind, die Herren der Schwarzen Zone, die Unterdrücker von der Erdenwacht.«
»Wir greifen die Erdenwacht an?«, entfuhr es Jonan, bevor er es verhindern konnte.
Der Mondkaiser richtete seine silberne Maske auf ihn und sah ihn aus unergründlichen Augen an. »Ja, um nichts anderes
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