Das geraubte Paradies
Julion Alecander.«
Die drei Zivilisten wechselten kurze Blicke. »Interessant«, merkte Dymond an. »Weiter.«
»Nun ja, Ihr Botschafter Cartagena versuchte, mithilfe von zwei Ministern ein Attentat auf den Mondkaiser zu verüben. Er wollte es wohl dem Lux Dei in die Schuhe schieben und dadurch den Prinzen Alexandre so sehr in Wut versetzen, dass er das Bündnis aufkündigen würde. Das Attentat schlug fehl, Neve Arida starb und Alecander reiste ab. Das ist schon das Ende der Geschichte.«
»Wurde etwas über die Motive dieses Krieges gesagt?«, wollte Dymond wissen.
»Anscheinend handelt es sich um einen Glaubenskrieg.«
»Du klingst, als würdest du daran zweifeln.«
Carya zuckte mit den Achseln. »Ich kann nicht in die Köpfe der Herrscher von Arcadion und Francia hineinschauen. Dem Lux Dei traue ich schon zu, jemanden anzugreifen, weil er nicht an das Licht Gottes glaubt. Den Mondkaiser hätte ich für … ich weiß nicht … weniger fanatisch gehalten. Aber er wird sicher seine Gründe dafür haben, einen Krieg gegen den Ketzerkönig anzufangen. Und dass es zum Krieg kommen wird, steht doch mittlerweile fest. Zumindest haben wir auf unserer Reise durch Francia erfahren, dass die Heere sich sammeln und dass der Ketzerkönig seinerseits sogar schon den Norden des Landes angegriffen hat.«
Die am Tisch Versammelten wechselten erneut Blicke. Dymond beugte sich vor und legte die Unterarme auf die Tischplatte. »Denk genau nach: Hast du irgendwelche Gerüchte von wem auch immer aufgeschnappt, dass der Mondkaiser ein doppeltes Spiel treiben und sich zugleich mit dem König von Austrogermania verbündet haben könnte? War ein Gesandter des Königs am Hof und wie wurde er behandelt?«
»Äh, von einem zweiten Bündnis weiß ich nichts.« Verwirrt schaute Carya von einem zum anderen. »Es gab einen Gesandten, so einen grauhaarigen Mann. Ich habe seinen Namen vergessen. Er wirkte immer ziemlich griesgrämig, und nach ein oder zwei Tagen ist er sehr übereilt abgereist. Warum stellen Sie mir diese ganzen Fragen?«
Die Frau in Zivil fing an, auf Albionisch zu sprechen. Aus einer unsichtbaren Quelle in der Decke über ihr drang eine Stimme, die auf Arcadisch übersetzte. »Weil Oberst Dymond unter Verfolgungswahn leidet.«
»Weil ich vorsichtig bin«, verbesserte dieser in scharfem Tonfall. »Und ich denke aus gutem Grund. Hier gehen sehr seltsame Dinge vor sich.«
»Die Aussagen dieser jungen Dame haben jedenfalls nichts dazu beigetragen, um die unglaublichen Theorien von Ihnen und Ihrem Invitro-Lakaien zu untermauern.«
»Ich schlage dennoch vor, dass wir sie dem Rat vorstellen und sie dort einer genauen Betrachtung unterziehen. Es nicht zu tun könnte uns alle teuer zu stehen kommen.«
Die Frau seufzte und steckte mit ihren Begleitern die Köpfe zusammen, um sich zu beraten. »Also gut«, sagte sie nach ein paar Augenblicken. »Wir berufen eine Dringlichkeitssitzung ein.«
»Befinden wir uns denn in Gefahr?«, fragte Freeman überrascht.
Dymond erhob sich und straffte seine Uniform. »So wie ich das sehe, stehen wir vor der größten Bedrohung seit dem Ende des Sternenfalls.«
»Was ist das für eine Teufelei?« Aidalons Blicke waren wie Dolche, die den König von Austrogermania zu erstechen versuchten. »Beim heiligen Licht Gottes, ich verlange sofort zu wissen, was dieser Mann in unserem geheimen Kreis zu suchen hat!«
»Er ist auf meine Einladung hier«, erklärte der Mondkaiser.
»Auf Eure Einladung?« Der Großinquisitor zog die Augenbrauen so stark zusammen, dass eine steile Falte auf seiner Stirn entstand. »Wollt Ihr mir damit sagen, dass Ihr uns hintergangen habt? Dass Ihr den Pakt aufgekündigt habt, den wir gegen den Ketzerkönig und seine Schergen geschlossen haben? Wittere ich etwa den fauligen Gestank von Verrat?«
Jonan bemerkte, wie Zenturio Kahane Ramin und Lucai warnend ansah. Caryas ehemaliger Templerjugendleiter verlagerte unruhig das Gewicht von einem gepanzerten Bein auf das andere. Er war nervös, das konnte Jonan trotz der stählernen Hülle seiner Rüstung sehen. Die beiden Purpurgardisten blieben dagegen völlig ungerührt, hatten ihre Waffen aber ein wenig gehoben. Wenn es nötig werden sollte, würden sie kämpfen. Nur gegen wen, war die Frage.
»Ihr irrt, Großinquisitor«, mischte sich nun Julion Alecander ein. »Nicht der Wille zum Verrat hat unsere Handlungen bestimmt, sondern die Notwendigkeit zu absoluter Geheimhaltung.«
Aidalon fuhr ungläubig herum. »Seid Ihr
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