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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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ging sie irgendwie davon aus, dass es Emm oder Ferrer oder sonst ein Mitglied der Gruppe sein würde.
    Umso überraschter war sie, als sie Doktor Freeman vor der Tür stehen sah, in Begleitung eines schwarz uniformierten Offiziers der Zonengarde. »Carya«, sagte Freeman ernst. »Ich muss dich bitten, mit mir zu kommen.«
    »Was ist los?«, fragte Carya besorgt. Sie versuchte, sich arglos zu geben, aber der Anblick des Zonengardisten ließ ihre Gedanken rasen. War man ihr irgendwie auf die Schliche gekommen? Wussten Freeman und die Garde, dass sie mit den Widerständlern im Bunde war?
Nein, vermutlich nicht. Denn wäre es so, wüssten sie auch, dass ich jetzt jederzeit auf meine Gaben zugreifen kann. In dem Fall ständen nicht Freeman und ein Begleiter vor der Tür, sondern Oberst Dymond und ein Dutzend Männer.
Der unerwartete Besuch musste also einen anderen, Freemans Miene nach zu schließen keineswegs angenehmen Grund haben. Eine unheilvolle Ahnung beschlich Carya. »Haben Sie etwa Jonan gefunden?«
    »Nein, das ist es nicht.«
    »Carya?«, fragte Pitlit, der gerade aus ihrem Waschbereich kam, wo er sich – auf Caryas dringenden Rat hin – nach einer halben Ewigkeit mal wieder die Haare gewaschen hatte. »Huch, was ist denn hier los?«
    »Ich muss Carya zu einer Besprechung im Ratsgebäude der Erdenwacht bringen«, antwortete Freeman.
    »Was?«, entfuhr es Pitlit. »Na, da komme ich mit.«
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte der greise Gentechniker. »Carya soll nur zu einigen Vorgängen auf Château Lune befragt werden, die vielleicht mit Geschehnissen in Verbindung stehen, von denen der Rat jüngst erfahren hat.«
    »In dem Fall sollten Sie Pitlit unbedingt mitnehmen«, wandte Carya ein. »Er war genauso am Hof des Mondkaisers wie ich, und er hat einige Dinge miterlebt, von denen ich nur aus zweiter Hand berichten könnte.« Sie war sich immer noch nicht sicher, was sie von diesem Besuch halten sollte. Aber was es auch mit dieser seltsamen Aufforderung des Rats, der ihr doch dem Vernehmen nach nicht traute, auf sich hatte, sie wollte Pitlit lieber in ihrer Nähe behalten, um wenn nötig handeln zu können, ohne eventuell dazu gezwungen zu sein, ihn im Stich zu lassen. So viel hatte sie aus den Ereignissen der letzten Wochen gelernt: Wann immer es möglich war, sollte man zusammenbleiben.
    Der schwarz gekleidete Zonengardist nickte Freeman zu, und dieser seufzte ergeben. »Also gut, dein Freund darf uns begleiten.«
    Zu viert verließen sie die Wohnanlage und fuhren mit einem geräumigen Personenwagen hinüber zu den beiden schmalen, an der Spitze abgeflachten Pyramiden. Je näher sie kamen, desto mehr erkannte Carya, dass sie die Größe der Gebäude bislang deutlich unterschätzt hatte. Das Hauptquartier der Erdenwacht hatte gewaltige Ausmaße. Jede der beiden Pyramiden musste hundert Meter hoch sein, und der kreisende stilisierte Globus, das Symbol der Erdenwacht, war so groß, dass ein ganzes Einfamilienhaus hineingepasst hätte.
Sie überwachen und manipulieren alle Völker der Erde,
dachte Carya.
Dazu benötigt man natürlich ein paar Mitarbeiter.
    »Heiliger Strohsack«, murmelte Pitlit. »Das ist ein verdammt großes Gebäude. Ist die gesamte Talbevölkerung darin beschäftigt?« Selbstverständlich hatte Carya ihn heimlich über das, was sie erfahren hatte, informiert, daher spielte der Junge vermutlich bloß den Erstaunten.
    »Ein guter Teil, ja«, antwortete Freeman.
    »Und was machen die alle da drin?«
    »Wir …« Der greise Wissenschaftler zögerte und schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Wir beschäftigen uns mit der Erde. Vor allem sammeln wir Informationen aus allen Ländern, die wir erreichen können, und aus diesen Schnipseln setzen wir ein Bild zusammen, das den gegenwärtigen Zustand unserer Welt aufzeigt. Wir wollen wissen, wie es der Erde Jahre nach dem Sternenfall geht. Das ist die Hauptaufgabe der Erdenwacht. Darum trägt sie ihren Namen.«
    »Und was treibt ihr sonst noch so?«, hakte Pitlit, für Caryas Begriffe etwas zu hartnäckig, nach.
    Auch Freeman schien die Fragerei unangenehm zu werden, denn seine Antwort fiel merklich abweisend aus. »Verwaltung, Forschung, Politik – kaum Dinge, die für einen Jungen wie dich spannend sein dürften.«
    Pitlit verstand den Wink, denn er brummte bloß ein wenig unzufrieden, schwieg dann aber.
    Sie fuhren durch ein Tor, das sich automatisch vor ihnen öffnete, und drangen durch einen Tunnel in die Eingeweide des Monuments aus

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