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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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lächeln. »Es hilft zwar nicht, meine Krankheit zu besiegen, es lindert aber die Schmerzen.« Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, hielt er sich mit der anderen Hand den Magen und stöhnte.
    »Netnebu!«, knurrte Djefahapi und drehte sich wieder dem Kohlenbecken zu. »Garantiert habe ich ihm und seinem Freund Amunhotep dieses Dilemma zu verdanken. Mein Magen begann zu schmerzen, als der Heri-tep hier ganz unverhofft aufgetaucht ist und genauso schnell wieder verschwand. Ich hätte es mir denken müssen.« Ernüchtert strich er sich mit der flachen Hand über seinen kahl rasierten Kopf.
    Ipuwer hatte in der Zwischenzeit den Inhalt des Röhrchens in den Weinkrug geschüttet und sich wieder auf sein Bett gelegt.
    »Mit dieser Vermutung wirst du recht haben«, ermunterte er den alten Priester. »Netnebu war schon immer leicht einzuschüchtern und ängstlich. Sicher hat er Amunhotep etwas erzählt.«
    Djefahapi kam wieder zurück, setzte sich und schenkte sich eine weitere Schale ein, die er erneut in einem Zug austrank.
    »Für mich kommt jede Rettung zu spät«, stellte er verdrießlich fest. »Nehi weiß, dass ich die Handwerker bei mir auf dem Landsitz beschäftigt habe. Ihm ist auch bekannt, dass Material vom Tempel des Königs dort verarbeitet wurde. Ich werde meine letzten Tage wohl irgendwo in der Wüste in einer Oase verbringen, aber ...«, hier machte er eine Pause und sah Ipuwer heimtückisch an »... ich werde nicht alleine abgeurteilt werden. Wenn ich gehe, dann mit mir auch noch andere. Das schwöre ich.« Er lachte boshaft und fixierte Ipuwer mit kaltem Blick.
    Dieser schluckte schwer. Ihm steckte mit einem Mal ein Kloß im Hals. »Was willst du damit andeuten?«
    »Ich bin mir noch immer nicht ganz sicher, ob nicht doch du der Schreiber dieses Briefes bist. Ehrlich gestanden traue ich Netnebu das nicht zu. Wie du bereits sagtest, er war schon immer leicht einzuschüchtern und ängstlich. Selbst wenn er genug gewusst haben sollte, er ist zu feige zu einem solchen Schritt.«
    Djefahapi griff nach dem Krug und schenkte sich die dritte Schale des köstlich schmeckenden Weins ein. Er stellte den Krug zurück, nahm die Trinkschale in die Hand und starrte hinein, so als würde dort der Name des Briefeschreibers stehen.
    »Herr, ich schwöre dir bei Pharaos Leben und Gesundheit, dass ich nichts mit der Sache zu tun habe«, versicherte Ipuwer geschwind, und Djefahapi schmunzelte.
    »Um beides soll es bei Ramses in letzter Zeit nicht gut stehen.« Er trank einen Schluck und leckte sich die dünnen Lippen. Dann stellte er die Schale zurück auf den Tisch und stand auf. »Ich werde noch einmal über alles nachdenken und morgen früh meine Entscheidung fällen.«
    Ohne den Kranken noch eines Blickes zu würdigen, wandte er sich um und verließ das Gemach.
    Erleichtert atmete der Schatzmeister auf.
    Es war geschafft.
    Der Oberpriester würde heute Abend mit niemandem mehr reden, und im Verlaufe der Nacht würde das Gift ihn ruhig und sanft in das Reich des Osiris geleiten und mit ihm den dunklen Fleck auf Ipuwers ansonsten so blütenweißen Priesterschurz.
    Vorsichtig erhob er sich, nahm das tönerne Röhrchen, das das Gift enthalten hatte, und legte es zu dem anderen in die rückseitige Vertiefung des Kopfteils. Dann stieß er mit dem Fuß gegen den kleinen Tisch, sodass dieser polternd umfiel und der Krug und die beiden Schalen zerbrachen. Der Rest des tödlichen Weins ergoss sich auf dem gefliesten Boden.
    Als sein Diener ins Zimmer gestürzt kam, torkelte er auf ihn zu.
    »Ich muss zum Abort«, hauchte er, und der Leibdiener half ihm, zum Badehaus zu gelangen.
    Nachdem Ipuwer wieder in seinem Bett lag, streckte er sich aus und zog sich das Betttuch bis hoch zum Kinn. Sein Diener säuberte derweil den Fußboden, stellte den Tisch wieder an seinen Platz und löschte die Lampen. Vorher informierte er seinen Herrn darüber, dass der Wesir ihn hatte sprechen wollen, auf Grund seiner Unpässlichkeit aber dieses auf den morgigen Tag verschoben habe.
    Ipuwer nickte nur kurz und fiel wenig später in einen unruhigen, von Albträumen geplagten Schlaf.  

VIER
     
     
     
     
     
     
     
    Der Palast des Mitregenten hallte wider vom Geschrei der beiden Neugeborenen und zeugte davon, dass Itiamuns Nachkommenschaft ständig wuchs. Zuerst war Isis, die Hauptfrau des Thronfolgers, niedergekommen und hatte einem Mädchen das Leben geschenkt. Vier Tage später hatte Itiamuns Nebenfrau Tani in den Wehen gelegen; ein weiterer

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