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Das geschenkte Gesicht

Das geschenkte Gesicht

Titel: Das geschenkte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ärztin dann, als die Visitenbesprechung zu Ende war. »Aber machen Sie es kurz, ich muß noch nach Würzburg.«
    Erich Schwabe blieb im Chefzimmer an der Tür stehen und drehte die Finger ineinander, daß man die Gelenke knacken hörte.
    »Nur eine Frage ist es, Frau Doktor«, begann er stockend. »Eigentlich ist es dumm von mir, Sie damit zu belästigen, aber ich weiß mir keinen Rat mehr.«
    »Wegen der Wühlmäuse, Schwabe?« Lisa blätterte in einer Zeitschrift. »Es gibt da ein neues Mittel auf dem Markt, ein Pulver – das schüttet man in die Mäuselöcher und …« Sie blickte auf und sah die Ratlosigkeit in Schwabes Augen. »Keine Wühlmäuse, Schwabe? Was ist es denn?«
    »Es ist wegen Barbara.«
    »Barbara?« Lisa tat, als begriffe sie nicht sofort. »Wer ist Barbara? Schwabe – haben Sie sich etwa verliebt? Das ist doch unmöglich bei Ihrem Menschenhaß.«
    »Barbara ist das Mädchen, das gestern mit der neuen Putzfrau kam«, sagte Schwabe leise.
    »Putzfrau? Welche? Mensch, Schwabe, wie können Sie sich in ein so junges Mädchen verlieben? Wie alt ist es denn? 17 oder 18 Jahre, was? Überlegen Sie es sich genau, ob …«
    »Barbara ist vielleicht drei Jahre alt«, stotterte Schwabe.
    »Ach ja. Das süße, kleine Ding mit den blonden Locken.« Lisa lachte. »Ist es nicht ein süßer Balg?«
    »Eben, Frau Doktor, eben darum.«
    »Was soll das heißen, Schwabe?«
    »Wir haben Freundschaft geschlossen, Barbara und ich. Und heute wollte sie wiederkommen. Ich habe ihr aus vielen Blumen … aber das ist ja nicht so wichtig. Sie ist jedenfalls nicht gekommen. Und nun – nun weiß ich nicht … Ich habe mir gedacht, daß vielleicht Sie …«
    »Frau Kartuscheck hat heute ihren freien Tag, das ist alles.«
    Lisa sah, wie Schwabe aufatmete, wie eine Last von ihm abfiel und seine Augen einen anderen Glanz bekamen.
    »Ihr freier Tag, natürlich. Und morgen kommt sie wieder?«
    »Das nehme ich doch stark an.«
    Den ganzen Tag über war Schwabe in bester Laune. Er sang, während er die Beete sprengte, bis aus einem Fenster jemand schrie: »Ruhe. Wir sind gestraft genug.«
    Am Abend saß er an einem großen Tisch und rahmte eine Scheibe. Dann begann er, mit besonderen Ölfarben das Glas zu bemalen. Er malte einen alten Brunnen, auf dessen Rand eine schöne, goldlockige Prinzessin saß, in weißen und rosa Spitzengewändern. Vor ihr hockte ein dicker Frosch mit einer Krone auf dem Kopf. Es war eine Szene aus dem Märchen vom Froschkönig.
    Schwabe stellte die bemalte Glasscheibe an das Fenster, damit die Farbe schneller trocknete. Am nächsten Morgen trug er das Gemälde in das Gewächshaus und hängte es gegen die sonnenbeschienene Glaswand. Da leuchteten die Farben auf, und es war, als lebten die zarte Prinzessin und der dicke, häßliche Froschkönig.
    Mit dem Neun-Uhr-Omnibus kamen Frau Kartuscheck und Barbara an. Schwabe sah sie aus dem Wagen steigen. Er stand hinter der ehemaligen Hauptwache und hatte die Straße durch die Toreinfahrt beobachtet. Er rannte schnell zur Gärtnerei zurück und schnitt bereits wieder die verblühten Dahlien ab, als Frau Kartuscheck mit dem Kind über die Parkwege kam.
    »Onkel«, rief Barbara schon von weitem, als sie Schwabe sah. »Onkel Erich. Huhu.«
    Erich Schwabe spürte, wie ihn das Glück durchströmte. Er warf die Gartenschere hin und winkte mit beiden Armen.
    »Babs«, rief er. »Guten Morgen, Babs.«
    Frau Kartuscheck winkte zurück. Sie gab dem Kind einen kleinen Schubs und ging dann zurück zum Block B. Mit fliegenden Haaren lief Barbara auf Schwabe zu. Kurz vor ihm breitete sie die Arme aus und warf den Kopf in den Nacken.
    »Fang mich auf, Onkel«, rief sie. »Fang mich.«
    Schwabes Herz zuckte wild. Auch er breitete die Arme aus, bückte sich etwas, und es war ihm, als müsse er schreien vor Freude, daß ihm ein Kind in die Arme entgegenlief.
    Dann fing er den kleinen Körper auf, umschlang ihn und wirbelte ihn hoch durch die Luft, schwenkte ihn im Kreis und hatte Lust, einzustimmen in den Jubel dieses hellen, klaren Stimmchens.
    »Wie stark du bist, Onkel«, sagte Barbara, als sie wieder auf der Erde stand und sich die wirren Locken aus dem geröteten Gesichtchen strich. »Mama kann das nicht so – auch nicht, als sie noch gesund war.« Sie sah Schwabe wieder mit schrägem Köpfchen an und zeigte plötzlich mit ausgestrecktem Arm auf sein Gesicht: »Ist das vom Krieg?«
    Schwabe zuckte zusammen. »Was weißt du vom Krieg?« fragte er heiser.
    »Mama hat mir

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