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Das geschenkte Gesicht

Das geschenkte Gesicht

Titel: Das geschenkte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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haben bei Darmstadt, Hanau und Miltenberg ihr Gesicht verloren. Es ist der Wunsch unseres Generals, daß sie bei Ihnen so lange versorgt werden, bis sie in die Staaten ausgeflogen werden können.«
    »Ohne Morphium, Major?« sagte Lisa steif.
    »Für unsere drei Verwundeten werden die Medikamente mitgeliefert werden. Außerdem wird Dr. Red Stenton mitkommen, der die Oberaufsicht übernimmt.« Braddock wurde wieder dienstlich. »Räumen Sie drei gute Zimmer!« Und zu Professor Rusch: »Bitte, führen Sie mich durch das Haus, Sir.«
    Dr. Vohrer übernahm die Aufgabe, drei Zimmer räumen zu lassen. Er verlegte die Gesichtsverletzten in die größeren Räume und ließ aus dem Bunker die frei gewordenen Strohsäcke heraufkommen. Frei geworden bedeutete, daß die bisherigen Inhaber der Strohsäcke im Laufe des Tages gestorben waren.
    Langsam, sehr gründlich, ging Major James Braddock durch die Zimmer. Er prüfte die Betten für die drei amerikanischen Soldaten, besah sich die Gesichter einiger Neueingänge, die mit Druckverband, Schienen und einer Tracheotomie, zum Teil noch im Wundschock, regungslos auf den Säcken lagen. In Zimmer B/14 erwartete ihn ein besonderer Genuß. Kaum öffnete sich die Tür, schrie der Berliner »Achtung!«. Die Männer sprangen vom Tisch hoch, um den sie in Erwartung der kommenden Dinge gesessen hatten, nahmen Haltung an, und der Wastl Feininger, aufgeregt, erschüttert, aus der Fassung gebracht, daß für ihn der Krieg endlich zu Ende war, vergaß das Denken. Mit dem Kommando »Achtung!« verband sich bei ihm eine jahrelange selbstverständliche Reaktion. Und so stand er auch jetzt wie ein Pflock und brüllte in die Stille hinein: »Heil Hitler!«
    Der Famulus Baumann wurde bleich und faßte sich an die Stirn, Major Braddock drehte sich zu Dr. Mainetti um.
    »Aha!« sagte er. »Das ist die Stube, in der Sie die Verrückten aufbewahren?«
    Auch dem Wastl war nach seinem zackigen Heilgebrüll klar geworden, was für ein Hornochse er war. Sein Gesicht mit dem riesigen Rollappen wurde tief rot, seine stramme Haltung weichte auf, Fritz Adam trat ihm schmerzhaft gegen das Schienbein, und der Berliner murmelte: »So wat sollte man kastrieren!«
    Major Braddock kam langsam auf Feininger zu. Zwei Schritte vor ihm blieb er stehen und sah ihn gründlich an. Der Wastl grinste verlegen und breit. Jetzt haut er mir die Fresse ganz kaputt, dachte er. Gerade jetzt, wo der Krieg vorbei ist. Und der Urban ist schuld, dieses Mistvieh. Er hat uns eingedrillt, nach ›Achtung‹ immer ›Heil Hitler‹ zu schreien. Wie kann man verlangen, daß der Mensch sich so schnell umstellt.
    »Ein klein wenig blöd, was?« fragte Braddock ruhig.
    Feininger nickte. »Dös bin i, Herr Ami.«
    »Der Krieg ist vorbei!«
    »Juchhei!« machte der Wastl.
    Blöd sein, dachte er innerlich verzweifelt. Das ist noch der einzige Ausweg. Der Kaspar Bloch hat den Tauben gespielt und ist durchgekommen. Maria hilf, daß mir das Blödsein so gut gelingt. Er grinste Major Braddock breit an und hob wedelnd den Zeigefinger.
    »Seids ganz schön g'fahrn. Von Neff York bis Bernegg. Tempo habts ihr, dös muß ma sagen!«
    Major Braddock wandte sich zu Dr. Mainetti um. »Sind die in dieser Stube alle so?«
    »Nein.« Über Lisas schmales, südländisches Gesicht zog ein Schimmer stiller Freude und unterdrückten Lachens. »Auch dieser Mann da, der Wastl Feininger aus Berchtesgaden, ist nicht blöd, Major. Was er jetzt macht, tut er aus Verzweiflung. Es ist ihm vorhin so 'rausgerutscht. Er hat es ja nicht anders gekannt. Und nun hat er nichts als Angst.«
    Feininger starrte Lisa an wie ein bettelnder Hund. James Braddock wandte sich ihm wieder zu.
    »Wir fressen keinen!« Er klopfte Feininger auf den Arm und nickte ihm zu. »Hoffentlich klappt alles mit Ihrem Gesicht.« Er sah sich nach Professor Rusch um. »Es wäre übrigens eine Idee, Fotos besonders ausgesuchter Gesichtsverletzter in die Zimmer aller Staatsmänner zu hängen – für den Fall, daß sie einmal das Gesicht des Kriegs vergessen sollten!«
    Eine Stunde lang ging Major Braddock durch den Block B. In den Bunkern blieb er besonders lange, bei den Sterbenden und den Schreienden, für die kein Morphium mehr vorhanden war.
    »Ich bin mit meinem Stab unten in Bernegg«, sagte er, als er wieder in seinen Jeep stieg, zu Professor Rusch. Die beiden leichten Panzer blieben am Eingang stehen, ein Zug amerikanischer Infanterie hatte die Wache übernommen. Ein neu hinzugekommener Lastwagen

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