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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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so haben sie ihn abgeschaltet. Es kann natürlich sein, daß er mich nicht sehen will. Vielleicht werde ich auch nur ein paar Minuten bleiben, wenn er mich einläßt. Also wartet eine Stunde, dann fahrt nach Hause.«
    »Zwei Stunden?« schlug Fred vor.
    »Gut, zwei Stunden. Aber wenn ich heute abend nicht nach Hause kommen sollte, ist das kein Grund, hierher zu fahren und an der Tür zu läuten, verstanden? Ich werde eine volle Woche in Joe Brancas Atelier bleiben, sollte das nötig sein, um ihn ins Gleichgewicht zu bringen. Ich muß dies tun; seid also vernünftig, Jungs, und macht es nicht noch schwerer.«
    Anton Dabrowski nickte verdrießlich: »Ist gut. Wie Sie wollen, Miss.«
    »Nun paßt mal auf, Jungs«, sie legte jedem von ihnen einen Arm um die Hüften, »die letzte Nacht war ganz toll, und ich werde zusehen, daß wir das wiederholen können. Vielleicht das nächste Mal, wenn Mister Salomon fort ist – ihr wißt ja, daß er auf mich aufpaßt wie eine Glucke auf ihr Küken. Aber ihr benehmt euch jetzt genauso, und das ist völlig unnötig. Heute muß ich versuchen, Joe’s verletzte Seele zu heilen. Mit euch werde ich mich an einem anderen Tag vergnügen. Also seid jetzt lieb und gebt mir einen Abschiedskuß.«
    Sie verließen den Aufzug und gingen zur Tür. (Oh, ich bin nervös!) (Ruhig, Joan. Om mani padme hum.) Joan Eunice juckte vorsichtig auf den Klingelknopf, als befürchtete sie, die Sprengladung könne detonieren. Das Türschloß klickte, und hinter dem Spion wurde es für einen Moment dunkel. Dann hörte Joan eine hohe Stimme rufen: »Joe, Joe!« (Wer ist das?) (Was weiß ich? Joe hat viele Freunde und Bekannte.)
    Die Tür ging auf, und sie sah sich Joe Branca gegenüber. Er trug alte, ausgefranste Shorts voller Farbflecken. Sein Gesicht zeigte nichts. Ein Mädchen in einem flüchtig übergeworfenen Herrenbademantel mit ausgerissenen Taschen spähte an ihm vorbei.
    »Hallo, Tony. Hallo Fred.«
    »Tag, Joe.«
    Joans Stimme zitterte ein wenig, als sie sagte: »Joe darf ich hereinkommen?«
    Endlich sah er sie an. »Sicher, wenn Sie wollen. Tony, Fred, kommt rein.« Er trat zur Seite, um sie vorbeizulassen.
    »Äh, nicht jetzt, Joe. Danke.«
    »Dann ein andermal. Jederzeit.«
    »Danke, Joe.« Sie gingen. Joan Eunice trat rasch an Joe vorbei und wartete, bis er die Tür geschlossen und unnötig lang mit den Riegeln gefummelt hatte. Endlich wandte er sich zu ihr um, blickte knapp an ihr vorbei und sagte: »Sitzen?«
    »Danke, Joe.« Sie sah sich im chaotischen Durcheinander des Raums um, sah zwei gerade Stühle an einem kleinen Tisch. Es schienen die einzigen Stühle zu sein; sie ging zu einem von ihnen und wartete, daß er ihr den Umhang abnehme – dann begriff sie, daß er es nicht tun würde, zog ihn aus, legte ihn über die Lehne und setzte sich.
    Er starrte stirnrunzelnd, schien unschlüssig und sagte dann:
    »Kaffee? Gigi! Kaffee für Miss Smith.«
    Das Mädchen hatte sich bereits in die winzige Küche zurückgezogen. Nun tat sie einen Teelöffel Pulverkaffee in eine Tasse, löste ihn in heißem Wasser aus der Leitung, rührte um und begann im Kühlschrank zu suchen, offenbar nach einer Dose Milch. Joe Branca war unterdessen an eine Staffelei in der Mitte des Raums zurückgekehrt und begann mit einem feinen Pinsel winzige Striche zu machen. Joan sah, daß es ein fast fertiges Portrait der jungen Frau war, die er ›Gigi‹ gerufen hatte. (Das ist kein richtiges Gemälde, Joan. Ein Foto, auf lichtempfindlich beschichtete Leinwand projiziert und übermalt. Joe macht sie oft, wenn es schnell gehen soll – aber er sagt, es sei keine Kunst.) (Ich weiß; die Masche kam schon in den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts auf. Die Kritiker konnten sich nie einigen, ob es Kunst sei oder nicht. Mir geht es genauso.)
    (Die Wohnung ist schmutzig. So verdreckt, daß ich mich schämen muß, Joan. Diese Schlampe Gigi.) (Du meinst, sie lebt hier?) (Ich weiß es nicht, Joan. Könnte auch Joes Nachlässigkeit sein. Er hat es gern sauber und halbwegs ordentlich – aber er macht dafür keinen Finger krumm.)
    Gigi brachte den Kaffee und stellte ihn auf den Tisch.
    »Zucker? Milch ist nicht da.« Sie beugte sich näher und fügte im Flüsterton hinzu: »Sie gehören nicht hierher!«
    Joan sagte freundlich: »Schwarz ist in Ordnung. Danke, Gigi.«
    »Gigi!«
    »Ja, Joe?«
    »Auf den Thron.«
    Das Mädchen wandte sich zu ihm. »Vor ihr?«
    »Jetzt. Ich brauche dich.«
    Gigi gehorchte zögernd, ließ den

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