Das geschenkte Leben
beide.)
»Gigi, laß meinen zweiten Vornamen lieber aus. Joe könnte darunter leiden.«
Gigi schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht. Wenn ich mich täusche, dann muß er einfach noch mal in Meditation. Heute abend haben wir den richtigen Kreis; eine seltene Trance.«
»Hat jemand von essen geredet?«
»In einer Minute, Joe. Ist schon im Herd.«
Joe steckte seinen Kopf durch die Türöffnung. »Du bist in Ordnung, Joan Eunice. Hätte ich nicht gedacht, bei dem Gehirn.« Er lächelte plötzlich. »Jeder ißt Pizza aus der Hand. Inspiration. Komposition mit zwei Fingern.«
»Joan Eunice, hast du Zeit?« fragte Gigi. »Wenn Joe von zwei Figuren redet, bist du auch gemeint. Ich muß dich warnen. Bei seinen Inspirationen dauert es länger. Du wirst nicht viel Schlaf finden.«
»Ich kann verkürzen«, sagte Joe. »Ein bißchen schwindeln. Vier, fünf Aufnahmen, die beste wird dann auf Leinwand projiziert. Und dann …« Er blickte plötzlich verwirrt, wandte sich zu Joan. »Vielleicht bist du morgen nicht da? Oder willst nicht Modell stehen. Ganz vergessen. Dachte, du schläfst hier. Verdammt.«
»Ich habe Zeit, Joe«, antwortete Joan. »Und es würde mir eine Ehre sein, dir Modell zu stehen. Aber …« Sie sah Gigi an. »Kann ich heute über Nacht bleiben? Macht es dir nichts aus?«
»Gar nichts. Du kannst ruhig bleiben.«
»Ich meine, ich sehe, daß ihr Eheringe tragt. Ich will nicht aufdringlich erscheinen.«
Gigi kicherte. »Wir sind das einzige Paar in unserem Bekanntenkreis, das verheiratet ist. Es war ganz nett, aber ich muß immer noch lachen. Joe wollte es so. Es war der Köder, mit dem er mich Sam wegschnappte. Klar kannst du bleiben. Wir haben so eine Klappliege – nicht sehr bequem, aber wir werden Joe darauflegen.«
(Paß auf, Joan! Dies ist Dynamit – zehn zu eins, daß Joe nicht auf dieser Liege schlafen wird.) (Natürlich nicht. Ich werde es tun. Meinst du, ich bin ein Dummkopf?)
Nachdem sie ihre Pizza gegessen hatten, holte Gigi eine Blechpackung mit Olivenöl aus der Küche und sagte zu Joan: »Wir müssen uns einölen, wenn er Fotos macht. Wegen der Glanzlichter. Und Olivenöl ist nicht nur für die Küche gut. Für die Haut ist es besser als diese teuren Kosmetika. Hier, du kannst dich selber bedienen. Joe, willst du deinen Sklavinnen sagen, was für ein Bild das werden soll?«
»Klar, ich muß Ausdruck haben. Gute Schauspielerei. Ihr sollt auf lesbisch machen.«
»Hm? Joe, du kannst Joan nicht in so ein Bild bringen. Das geht nicht.«
»Warte. Das Bild wird so spießig, daß du es in die Kirche hängen kannst. Dabei so geladen, daß die alten Voyeure große Scheine dafür lockermachen. Nicht ganz einfach, aber wenn es klappt, wird es gut.«
Joe vergrößerte die Plattform mit Kissen und darübergelegten Brettern, häufte Kissen darauf und bedeckte alles mit einem zerfetzten, großen Tuch. »Gigi zuerst. Halb liegend, auf einen Ellbogen gestützt. Joe Eunice beugt sich darüber.« Er schob und stieß sie herum wie ein Metzger seine Fleischstücke. Joans Position verdeckte Gigis Blöße; Joe hob ihr linkes Bein, so daß sie ihre eigene Blöße verdeckte. Dann schob er Gigis rechte Hand unter Joans linke Brust, bis sie sie mit den Fingerspitzen berührte, trat zurück und betrachtete seine Komposition mit finsterer Miene.
Er trat wieder vor, veränderte dies und das, stopfte Kissen unter sie, damit jede ihre Position ohne Anstrengung halten konnte. Er plazierte einen Teller unter sie, als sei er halb vom Lager gerutscht, trat erneut zurück und betrachtete sie prüfend. »Der Titel heißt ›Bilitis singt‹ … Joan Eunice, bist du schwanger?«
Joan war sehr erschrocken. »Sieht man es? Ich habe erst ein Pfund zugenommen.«
»Du siehst irgendwie üppig aus. Bist du glücklich?«
»Joe, ich bin schrecklich glücklich darüber. Aber ich habe es noch niemandem gesagt.«
»Keine Angst. Gigi plappert nicht. Hauptsache, du bist glücklich. Schwangere Weiber sehen anders aus. Besser. Hauttönung gesünder, Falten unter den Augen verschwinden, alles strafft sich, füllt sich aus. Damit ist auch das Problem geklärt, das mich beschäftigt hat.«
»Was für ein Problem, Joe?«
»Du siehst aus wie Eunice. Aber besser. War unmöglich. Wußte nicht, wieso. Jetzt weiß ich es.«
»Aber nun Schluß. Die Sache muß echt aussehen, also denkt lesbisch, Joan Eunice, Gigi ist dabei, dich zu verführen. Du bist scharf, neugierig. Aber ängstlich. Jungfrau. Gigi, du bist bloß scharf, vielleicht
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