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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Bademantel fallen, stieg auf das Bretterpodest und posierte. Joan versuchte nicht hinzusehen, denn sie verstand Gigis Widerwillen; es war nicht Keuschheit, sondern die Abneigung, vor einer Feindin nackt zu erscheinen. (Aber ich bin nicht ihre Feindin, Eunice.) (Ich sagte dir, daß es schwierig sein würde, Joan.)
    Der Kaffee war bitter, ganz anders als die zart aromatische – und teure – Hochlandsorte, die Della verwendete. Aber Joan beschloß, ihn zu trinken.
    Sie fragte sich, ob Joe ihre Kleider wiedererkannte. La Boutique hatte unter großen Kosten einen hautnahen Jerseyanzug im ›Halb-und-Halb-Stil‹ des Vorjahrs rekonstruiert, wie Eunice Branca ihn einmal getragen hatte, scharlachrot und schwarz, und Joan hatte Gesicht und Arme von einem Spezialisten für Körperbemalung nach der Erinnerung passend zum Kostüm bemalen lassen. (Joan, Joe sieht alles.) (Dann hat er wieder zu malen angefangen, um uns nicht sehen zu müssen. Wie lange wird er malen? Die ganze Nacht?) (Wahrscheinlich nicht. Das tut er nur, wenn er eine echte Inspiration hat. Dies hier ist leicht.) (Eunice, was sollen wir tun? Fortgehen? Joe scheint es gleich zu sein, ob wir bleiben oder gehen.) (Joan, er ist nicht gleichgültig; er ist furchtbar nervös. Siehst du dieses Ticken an seinem Hals?) (Aber was soll ich tun?)
    (Joan, ich kann dir nur sagen, was ich tun würde.) (War das nicht, was ich sagte?) (Nicht ganz. Wenn ich nach Hause kam und ihn mit einem anderen Modell arbeiten sah, blieb ich still und ließ ihn in Ruhe. Ich duschte und schrubbte alle Farbe und alles Make-up runter, und dann räumte ich auf und kümmerte mich um das Essen.)
    (Du meinst, ich soll mich ausziehen? Würde ihn das nicht noch mehr durcheinanderbringen?) (Joan, ich sagte dir gar nichts. Dieser Besuch war nicht meine Idee. Aber er hat unseren Körper tausendmal gesehen, und du solltest inzwischen wissen, daß Nacktheit nicht beunruhigend, sondern entspannend ist. Aber ich sage dir nicht, daß du es tun sollst. Du kannst durch das Guckloch schauen und sehen, ob Tony und Fred noch draußen warten – sie werden es –, und dann kannst du die Riegel ziehen und verduften.)
    (Vielleicht sollte ich das wirklich tun.)
    Joan seufzte, stand auf und schälte sich aus dem Anzug. Joe konnte sie nicht sehen, aber Gigi sah sie, und ihre Augen bekamen einen erstaunten Ausdruck.
    Es dauerte nur ein paar Minuten, bis sie mit Seife und heißem Wasser die so zeitraubend und kostspielig applizierte Körperbemalung abgewaschen hatte. (Handtücher sind im Schubfach unter der Küchenspüle, wenn du hier keins hängen siehst.)
    Joan fand ein sauberes Badetuch und drei Handtücher trocknete sich mit einem der letzteren ab, musterte sich im Spiegel und fand, daß sie passabel aussah, obwohl das Make-up fehlte und sie etwas farblos erscheinen ließ. Und die Dusche hatte sie erfrischt und ihr etwas von der verkrampften Spannung genommen. (Wo soll ich anfangen?) (Hier, natürlich. Dann kannst du die Küche in Angriff nehmen.)
    Die winzige Duschkabine mit der Toilette war schnell gemacht, weil Scheuerpulver und Plastikschwamm an der Stelle waren, die Eunice erinnerte. Die Toilettenschüssel brachte sie in Schweiß, aber es gelang ihr, sie bis auf einige hartnäckige Verfärbungen von Wasserstein zu säubern. Sie wusch ihre Hände und war mit drei Schritten in der Küche. In der Spüle türmte sich ein kunstvoll geschichteter Berg schmutzigen Geschirrs. Sie suchte herum, fand eine Plastikflasche mit einem Rest Spülmittel und machte sich an die Arbeit.
    Eine Dreiviertelstunde später war das Geschirr getrocknet und weggeräumt, die Spüle blitzsauber, und Joan hockte vor dem kleinen Vorratsschrank. (Eunice, hast du mit so wenigen Sachen Mahlzeiten gekocht?) (Ich hatte nie viel auf Lager. Wenn ich von der Arbeit kam, gab es Fertiggerichte zum Heißmachen. Und Joe denkt nie an solche Dinge. Ich ließ ihn nie einkaufen, denn er wäre bloß mit irgendeinem hungrigen Freund und ein paar Tuben Farbe nach Hause gekommen, ohne an das Brot und die Milch und den Speck zu denken, die er hätte besorgen sollen. Wenn du im Gefrierfach des Kühlschranks nachsiehst, findest du sicher ein paar fertige Sachen.)
    So war es, Spaghetti, Pizza, Vanilleeis in einer angebrochenen Packung. Von den Pizzas waren fünf Portionspackungen da, also konnte sie nicht fehlgehen, wenn sie ihnen Pizza wärmte. Was sonst? Frisches Gemüse und Obst fehlten – tatsächlich war außer einer kleinen Dose Fruchtsalat fast nichts im

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