Das geschenkte Leben
melden. Der Körper muß einen Totenschein haben und alles. Er hatte noch Bewährungsfrist, und ich war sein gesetzlicher Bürge.«
»Ja, aber vielleicht wissen Sie nichts davon? Er haute ab. Tauchte unter.«
»Unsinn, Rockford.« Salomon wandte sich zu Joan. »Tut mir schrecklich leid, das.«
»Jake, ich hätte dich nicht überreden sollen, in eine aufgegebene Zone …«
»Das hat nichts damit zu tun. Charlie war ein hoffnungsloser Fall. Rockford, wir gehen zum Geschäftsführer. Freunde, bleibt bitte hier. Ich muß etwas erledigen.«
»Ich habe das meiste mitgekriegt, Jake«, sagte Garcia. »Ich sollte mitgehen und den Totenschein ausstellen. Es wäre klug, das sofort zu erledigen.«
»Ja – aber wer bleibt bei den Mädchen?«
Joan legte ihre Hand auf Jakes Arm. »Jake, Winnie und ich sind sicher – jede Menge Wachen. Ich glaube, wir werden unser Make-up auffrischen. Ich habe es nötig. Kommst du mit, Winnie?«
Die Party war zu Ende, aber es dauerte noch zwei Stunden, bevor sie zu Hause waren. Doktor Garcia mußte den Tod feststellen und einen Totenschein schreiben, während Salomon eine Erklärung aufsetzte, daß der Tod in einem aufgegebenen Gebiet eingetreten und von unbekannter Hand herbeigeführt worden sei – was tatsächlich der Fall war, denn der Raum, in dem die Wachen Karten gespielt hatten, war bis auf den Leichnam leer. Es hatte keinen Sinn, Nachforschungen anzustellen; der Totschlag war in einem aufgegebenen Gebiet geschehen und de jure kein Verbrechen. Garcia und der Nachtklubdirektor unterschrieben die Erklärung, und das war das.
Winifred und Joan Eunice verbrachten eine Stunde allein am Tisch, drehten ihre Champagnergläser zwischen den Fingern und versuchten amüsiert auszusehen, während die Männer sich um die Regelung der Angelegenheit bemühten. Aber Joan half in einem Punkt: Der Tote mußte ins Leichenhaus geschickt werden, und Jake war nicht bereit, diese Aufgabe der Direktion des Nachtklubs zu überlassen. Auch wollte er Rockford nicht allein schicken. So rief Joan bei O’Neil an, der sich sofort meldete und ihr zu der verwunderten Überlegung Anlaß gab, ob er niemals schliefe.
Finchley und Shorty waren im Dienst; O’Neil sagte, sie könnten sofort losfahren. Doch Joan gab Anweisung, daß sie zuerst Fred abholen sollten, damit er als Rockfords Begleiter fahren könne. Dann sagte O’Neil, er solle Della wecken und sie eine kalte Platte anrichten lassen. Diese und einige Flaschen gekühlten Champagners seien dann in ihr Wohnzimmer zu bringen. Der ›Nachtbummel‹ hatte sich als Reinfall erwiesen, und sie war entschlossen, es nicht damit enden zu lassen. Charlies Tod verdiente nicht eine Krokodilsträne. (Eunice, was passiert eigentlich mit einem Schurken wie Charlie nach seinem Tod?) (Keine Ahnung, Boß. Vielleicht bleiben die Bösen wirklich tot – so wie ein Töpfer die mißlungenen Stücke selbst zerbricht. Erkundige dich im Hauptbüro danach.)
Als die vier schließlich das große, häßliche, festungsartige Gebäude erreichten, bestand Joan darauf, daß sie zu einem Imbiß und einem letzten Glas Champagner bei ihr zusammenkämen. »Wer weiß, vielleicht kommen wir noch in Stimmung. Roberto, hat Winnie dich mit unseren Entspannungs-Übungen vertraut gemacht?«
»Ich habe versucht, ihn für Joga zu interessieren, Joan. Aber Bob ist ein schrecklicher Zyniker.«
»Jake, laß uns Roberto bekehren. Wir setzen uns in einen Kreis und lassen einen Freundschaftsbecher kreisen. Drei rezitieren, während einer trinkt und den Becher zum nächsten weitergibt.«
»Ich bin dabei«, sagte Jake. »Bob, wenn du zynisch sein willst, mußt du es allein sein – du kannst das Gästebett in meiner Suite haben. Dann bilden wir statt dessen ein Dreieck.«
»Ich werde lieber bleiben, um ein Ausarten der Party zu verhindern.«
»Sehr gut. Aber ein unziemliches Wort, während wir mit unserer Meditation beschäftigt sind, und Sie haben eine ernste Strafe zu gewärtigen.«
»Welche?«
»Dann muß er den Becher allein leeren«, antwortete Joan Eunice, »ihn auffüllen und wieder anfangen.«
*
Joan Eunice wachte ausgeruht, aber sehr durstig auf. Sie blickte zur Decke, sah, daß es nach elf war, und begann müßig zu überlegen, ob sie aufstehen oder noch ein wenig dösen solle.
Dann bemerkte sie, daß sie nicht allein war. Sollte sie Jake sanft mit einem Gutenmorgenkuß wecken? Oder vorsichtig aus dem Bett schlüpfen?
Es schien richtiger, Jake nicht zu wecken. Der arme
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