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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Brief gelesen habe, glaube ich, daß sie arm sein muß, und ich bin selbst arm gewesen und weiß, wie es ist. Joe, deine Spende war eine großartige Sache, und mir ist klar, daß diese Million dir nach Eunices Tod wie eine Art Blutgeld vorkommen mußte, mit dem du nichts zu schaffen haben wolltest. Das ehrt dich, und ich glaube, auch Eunice würde sich damit geehrt fühlen.«
    »Ja, bestimmt Joan. Aber vielleicht hat er ein bißchen übertrieben, hm? Jake hätte sich Zeit lassen und in Ruhe mit ihm darüber reden sollen. Oder er hätte eine Art Leibrente für Joe einrichten können – mit einem Teil davon, meine ich, so daß Joe immer zu essen haben würde. Joe wußte nie abzuwägen – das ganze Schwein, oder nichts; das ist Joe.« (Vielleicht können wir das in Ordnung bringen, Eunice.) (Laß die Finger davon, Joan.) (Warum? Ich könnte Joes Mutter eine zusätzliche kleine Rente zahlen; du weißt, daß ich es mir leisten kann …) (Damit würdest du ihr keinen Gefallen tun – sie trinkt.) (Oh.) (Ja. Sie würde das zusätzliche Geld in Wein umsetzen, und es wäre keinem geholfen, schon gar nicht ihr selbst. Eine echte Hilfe ist mit milden Gaben unmöglich; du müßtest ein regelrechtes Sozialprogramm ausarbeiten, sie aus dem Elendsmilieu, in dem sie mit Joes Geschwistern haust, in eine menschenwürdige Umgebung verpflanzen, sie betreuen, dich um Arbeitsplätze oder Ausbildung für die Kinder kümmern, all das. Würde viel Geld und vor allem viel Zeit und Geduld kosten. Fühlst du dich zur Sozialarbeiterin berufen?) (Das ist eine Gewissensfrage, Eunice.)
    »Joe, ich möchte mich nicht in deine Familienangelegenheiten einmischen, aber ich habe den Eindruck, daß deine Mutter Hilfe braucht. Wenn du nichts dagegen hast, werde ich mit Jake Salomon darüber beraten und sehen, was für sie getan werden kann.«
    Joe machte ein unglückliches Gesicht. »Weiß nicht«, murmelte er. »Muß darüber nachdenken. Erst malen.«
    (Laß ihn jetzt, Joan; es ist ihm peinlich.) Joan Eunice seufzte. Sie prägte sich die Adresse ein, legte den Brief aus der Hand. (Joe ist ein starrsinniger Dummkopf. Ich wette, er läßt diese Sache genauso schleifen wie das mit dem Antwortbrief.) (Sicher ist er es, Joan, aber es hat keinen Zweck, Menschen verändern zu wollen. Und Joe ist in seiner Weise glücklich; was er unangenehm oder schwierig findet, kann er einfach verdrängen.)
     
    *
     
    Joan Eunice und Gigi nahmen wieder ihre Positionen ein, und Joe arrangierte sie beide noch sorgfältiger als für die Aufnahme. Ihre Gespräche störten ihn nicht, solange sie ihn nicht darin einbezogen. Nichtsdestoweniger neigte Joan zum Flüstern, während Gigi ihre normale Lautstärke beibehielt.
    »Eins verstehe ich nicht«, meinte Joan. »Wie kann ein so netter und talentierter Mensch wie Joe aus so einer Familie stammen?«
    »Wie wird überhaupt jemand zu dem, was er ist? Aber in diesem Fall muß ich dir recht geben. Ich habe mich selbst oft gefragt, ob Joe überhaupt mit seiner Mutter verwandt ist. Joe hat ein Foto von ihr, auf dem sie ungefähr in seinem jetzigen Alter ist. Keinerlei Ähnlichkeit.«
    »Vielleicht kommt er auf seinen Vater.«
    »Ja, vielleicht. Ich kann das nicht beurteilen. Sein Vater hat seine Mutter schon vor vielen Jahren verlassen. Und ob er wirklich der Vater war … ob sie überhaupt so genau weiß, wer es war …«
    »Da kann ich wenig zu sagen. Schließlich bin ich selbst schwanger, ohne verheiratet zu sein.«
    »Und du weißt nicht, wer es war, Liebes?«
    »Nun … doch, ich weiß es. Aber ich werde es nie, niemals sagen. Ich will es für mich behalten und zum Glück kann ich mir das auch erlauben.«
    »Na ja, mich geht es nichts an und du scheinst damit glücklich zu sein. Aber was Joe angeht – ich glaube, er ist ein Waisenkind. Vermutlich der Fehltritt von irgendwem, den es auf eine nicht mehr nachvollziehbare Weise in diese Familie verschlagen hat. Joe selbst äußert sich nicht dazu. Aber er sagt ja auch sonst kaum etwas, es sei denn, wenn er einem Modell etwas erklären muß. Aber etwas Gutes verdankt er seiner Mutter. Rate mal.«
    »Keine Ahnung.«
    »Joe trinkt nicht. Niemals. Oh, wir haben natürlich meist Bier und sowas im Haus, aber das ist für seine Freunde, die ihn besuchen. Er selbst rührt das Zeug nie an.«
    »Zehn Minuten Pause!« rief Joe.
    »Wir können ausruhen«, sagte Gigi.
    »Aber wir haben ausgeruht.«
    »Dann steh auf und mach ein paar Freiübungen zur Lockerung. Es wird ein langer Tag. Nach Joes

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