Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
Vom Netzwerk:
will.)
    »Also, zuerst tun wir dieses Fett in eine Pfanne, lassen es aus und schnüffeln, ob es nicht vielleicht zu ranzig ist. Dann legen wir Brotschnitten hinein, lassen sie das Fett aufsaugen und rösten sie ein wenig. Wir verrühren die beiden Eier und strecken sie mit Milchpulver, Mehl oder Stärke, was wir gerade haben. Wir salzen sie nicht, weil das Fett wahrscheinlich salzig genug ist. Aber wir tun ein wenig Pfeffer hinzu – oder auch etwas Maggiwürze, wenn wir haben. Dann tun wir dieses Zeug auf die gerösteten Brotschnitten, garnieren es mit Paprika oder Petersilie oder irgend etwas, damit es besser aussieht. Das ist kreatives Kochen. Wir decken den Tisch, so gut wir können. Nun – soll ich das Brot rösten, während du die Eier machst? Oder umgekehrt?«
     
    *
     
    Joe kam widerwillig an den Tisch, biß geistesabwesend in sein Brot und blickte überrascht. »Wer hat gekocht?«
    »Wir beide«, antwortete Joan.
    »So? Schmeckt gut.«
    »Joan zeigt mir, wie es gemacht wird, Joe«, sagte Gigi. »Wir können es mal wieder machen, wenn du willst.«
    »Bald.«
    »Gut. Joan, du kannst lesen, nicht wahr?«
    »Wieso, ja.«
    »Ich dachte es mir. Da ist ein Brief von Joes Mutter. Wir haben ihn schon vor einer Woche gekriegt, und ich wollte immer jemand suchen, der ihn vorlesen könnte, aber irgendwie wurde nie was daraus, und Joe ist eigen darin, wer die Briefe seiner Mutter liest.«
    »Gigi, Joan ist Gast. Es ist nicht höflich.«
    »Joe, bin ich ein Gast? Wenn ja, werde ich nicht Modell stehen – dann werde ich Tony und Fred rufen und mich nach Hause fahren lassen!«
    »Tut mir leid, Joan Eunice«, sagte Joe.
    Joan schmollte. »Du solltest mir einen Kuß geben und sagen, daß ich zur Familie gehöre.«
    »Sie hat recht«, stimmte Gigi zu.
    »Ach, ihr Weiber!« brummte Joe. Er stand auf, kam um den Tisch und küßte Joan auf die Stirn. »Familie, nicht Gast.«
    »Danke. Joe.« (Er könnte es besser, wenn er wollte.) (Wie wir wissen.) »Aber ich werde den Brief nur lesen, wenn du es wirklich willst. Ich wundere mich, daß du nicht lesen kannst, Gigi. Deine Redeweise ist so, daß man nie auf die Vermutung käme. Sind es deine Augen?«
    »Meine Augen sind in Ordnung. Oh, ich bin nicht auf den Mund gefallen. Wahrscheinlich hätte ich lesen lernen sollen. Könnte es jetzt noch versuchen, aber irgendwie fehlt mir die Energie. Als ich im dritten Schuljahr war, wurde die Schule privatisiert, und meine Eltern sollten auf einmal zweihundert Dollar Schulgeld im Monat bezahlen. Das konnten sie nicht, und eine andere Schule gab es in unserer Gegend nicht.«
    Sie brachte den Brief. Joan fand Mutter Brancas Handschrift schwierig zu entziffern, also las sie den Brief zuerst für sich selbst, bevor sie es mit dem Vorlesen versuchte – und fand sich in Schwierigkeiten. (Eunice; wie soll ich ihm das beibringen?) (Joan, sag einem Mann nie etwas, das er nicht wissen muß. Ich habe ihre Briefe immer zensiert, wie ich es für richtig hielt.) (Du warst mit ihm verheiratet, Eunice, aber ich bin es nicht. Ich habe kein Recht, seine Post zu zensieren.) (Ich würde Joe alles ersparen, was ihn beunruhigen könnte. Habe ich immer getan.)
    »Ist nicht so einfach, sich auf eine fremde Handschrift einzustellen«, sagte Joan Eunice entschuldigend. »Aber ich glaube, jetzt habe ich es:
    ›Mein lieber Junge,
    ich kann dir nicht mehr so oft schreiben, wie ich es früher tat, denn Angela arbeitet jetzt in einer Fischfabrik hier in der Nähe, und ich muß mich um ihr neues Baby kümmern. Es ist ein kräftiger kleiner Junge, und er heißt nach seinem Großvater Salvatore, denn er ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.‹«
    »Du brauchst nicht alles zu lesen«, unterbrach Joe. »Sag einfach, was sie schreibt.«
    »Das ist wahr«, sagte Gigi. »Joes Mutter schreibt manchmal eine Menge Zeug über laute Nachbarn und ihre Haustiere und über Leute, die Joe gar nicht kennt. Er will nur Nachrichten, wenn es welche gibt.«
    »Gut. Deine Mutter schreibt, sie habe Schwierigkeiten mit dem Magen …«
    (›Leider geht es mir nicht sehr gut, und ich finde kaum noch Erleichterung von den Schmerzen. Unser Arzt wollte mich ins Krankenhaus zur Untersuchung schicken, aber weil ich Wohlfahrtsempfängerin bin, mußte ich erst zum Vertrauensarzt. Dort ließen sie mich zuerst zwei Stunden warten, und dann redete der Mann fünf Minuten mit mir, ohne von seinem Schreibtisch aufzustehen, und sagte, es sei kein Magenkrebs, nur eine Nervensache, und ich solle wieder nach

Weitere Kostenlose Bücher