Das geschenkte Leben
seine Augen und sagte: »Lasset uns beten.« (Om mani padme hum. Ist dir jetzt besser, Joan?) (Es geht, ja. Om mani padme hum.)
*
Als Hugo »Amen« sagte, glitt Joe Branca von der Seite heran und schoß sein erstes Foto. Von da an blieb er in Bewegung, lautlos und geschmeidig wie ein Ballettänzer, störte niemanden und hielt in den entscheidenden Momenten still, während seine Kamera jede Phase der Zeremonie festhielt.
Hugo schlug seine Bibel auf, ohne hineinzusehen. »Wir lesen heute aus dem Buch der Psalmen:
›Der Herr ist mein Hirte; mir mangelt nichts.
Er lagert mich auf grünen Auen; er leitet mich zu stillen Wassern.
Er lenket mein Begehr und leitet mich auf rechten Pfaden zu Seines Namens Wohnstatt hin. –
Und walle ich im Tal des Todesschattens, ich fürchte keinerlei Gefahr …‹«
*
Er schloß sein Buch. »Brüder und Schwestern, der Herr sah, daß Adam im Garten Eden einsam war, und Er sagte: Es ist nicht gut für den Menschen, allein zu leben. So erschuf Er Eva, um mit Adam als seine Gefährtin zu leben. Und Er sagte zu Adam: Mein Sohn, du nimmst dich dieser Frau an, hörst du? Du behandelst sie gerecht und gut immerdar, und Mein Auge wird über dich wachen, jede Minute und jede Sekunde. Du hegst und schützt sie, wie Ich es dir sage, und sie wird dir alle Tage deines Lebens Trost und Hilfe sein.«
Er wandte sich an Salomon: »Jacob Mosche, willst du das tun?«
»Ich will!«
Hugo blickte die Braut an. »Und der Herr sprach zu Eva: Meine Tochter, du mußt für diesen Mann kochen und seine Kleider waschen und seine Kinder aufziehen und nicht herumlaufen, wenn du zu Hause sein solltest; und du sollst ihn lieben, selbst wenn er müde und mißgelaunt und nicht bereit ist, zu sprechen, denn Männer sind so, und du mußt das Schlechte mit dem Guten nehmen. Joan Eunice, willst du das tun?«
»Ja.«
»Richter …«
»Jacob Mosche Salomon, gibt es nach unseren Gesetzen und Sitten eine Hinderungsgrund für Sie, diese Frau zu heiraten?«
»Keinen«
»Joan Eunice Smith, gibt es nach dem Gesetz oder in Ihrem Herzen einen Grund, warum Sie diesen Mann nicht heiraten können?«
»Es gibt keinen.«
MacCampbell sagte laut: »Weiß irgendein Zeuge einen Grund, der mir verbieten würde, diese zwei in Ehe zu verbinden, so fordere ich ihn auf, zu sprechen.« (Eunice, wenn sich jemand auch nur räuspert, werde ich – werde ich …) (Bleib ruhig, Joan. Außer unseren lieben Freunden ist niemand hier. Om mani padme hum.) (Om mani padme hum.)
»Jakob Mosche Salomon, werden Sie Ihre angetraute Ehefrau lieben, ehren und beschützen?«
»Ja.«
»Joan Eunice Smith, werden Sie Ihren angetrauten Ehemann lieben, ehren und hegen?«
»Ich werde ihn lieben, ehren und ihm gehorchen.« (Was? Bist du verrückt, Joan? Du hast nicht die leiseste Absicht, ihm zu gehorchen!)
Salomon sagte: »Einen Moment, bitte! Richter, sie hat die Worte vertauscht! Ich erwarte das nicht und werde sie nicht versprechen lassen …«
»Ordnung, bitte. Ich spreche mit der Braut. Joan Eunice, ist es das, was Sie zu versprechen wünschen?«
»Ja.« (Eunice, du hältst dich da heraus. Ich weiß, was ich tue.)
»Ich muß Sie darauf hinweisen, daß ein solches Versprechen nach dem Gesetz über die Zivilehe in diesem Staat rechtlich nicht bindend ist, aber ich muß Sie auch warnen, daß es kein Versprechen ist, das unter den Umständen einer Eheschließung leichtfertig abgegeben werden sollte.«
»Ich weiß es.« (Joan, du hast den Verstand verloren!) (Schon möglich. Aber es ist in Ordnung, Eunice. Jake wird uns genau die Befehle geben, die wir mit Freuden ausführen werden. Habe ich nicht bisher recht gehabt?) (Ja, aber du hast keinen Grund, unnötige Vorleistungen zu machen. Angenommen, er verlangt eheliche Treue von uns? Darin bin ich noch nie gut gewesen.) (Das wird er nicht tun. Statt dessen wird er unsere kleinen Schwächen großzügig übersehen – weil wir ihm Gehorsam versprochen haben. Entspann dich, Liebes, genau so hat Agnes damals mich behandelt … und ich war keineswegs so tolerant und weise wie Jake.)
»Joan Eunice, wollen Sie bitte Ihr Versprechen wiederholen?«
»Ich verspreche feierlich, daß ich meinen Mann lieben, ehren und ihm gehorchen werde. Das will ich tun, selbst wenn er zurücktritt und mich nicht heiratet. Er braucht mich nicht zu heiraten. Ich würde vollkommen glücklich sein, einfach …«
»Still, Joan Eunice. Das ist genug. Reverend, diese Trauung sollte nicht zum Diskussionsforum
Weitere Kostenlose Bücher