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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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schießen, aber er hat zugegeben, daß er mit dem Nachthimmel nicht zurechtkommt.«
    »Ja, es könnte sich als nützlich erweisen, mein Liebling … denn wenn wirklich Krieg ausbräche, und wir auf See wären, dann würden wir nicht nach Hilo weiterreisen. Dann würden wir nach backbord drehen, Südkurs nehmen und uns davonmachen. Die Marquesas. Oder noch weiter südlich, je weiter, desto besser. So könnte unser Kind es überleben. Pitcairn oder Osterinseln, wenn du glaubst, daß du sie treffen kannst.«
    »Jacob, bis dahin werde ich sie genau in der Mitte treffen. Jede Insel, die du auswählen würdest. Liebster, ich wollte nicht bloß Seefahrer und Entdecker spielen, als ich die ganze altmodische Ausrüstung verlangte – alle die Seekarten, diese beiden Sextanten, Chronometer, Lotleinen, Ersatzkompaß, den Schrank voll Fachliteratur. Als Matrose bin ich jetzt nicht zu gebrauchen – deshalb habe ich beschlossen, ein richtiger Navigator zu werden. Für alle Fälle.«
    »Hmm. Joan Eunice, ich hoffe, es wird nie soweit kommen, daß wir das Weite suchen müssen … aber hast du bemerkt, daß ich dieses Schiff zu allen Zeiten voll verproviantiert halte, obwohl wir fast jeden Abend irgendwo an der Küste ankern und jederzeit einkaufen können?«
    »Ich habe es bemerkt, Sir.«
    »Auch ist es kein Zufall, daß ich Roberto ein beträchtliches Budget bewilligte und dafür sorgte, daß er für jedes denkbare gynäkologische Problem ausgerüstet ist.«
    »Das war mir entgangen.«
    »Du solltest es nicht wissen, und Winnie auch nicht. Es ist nicht nötig, euch Mädchen angst zu machen. Aber da ich jetzt sehe, daß du ähnlich vorausschauend geplant hast, dachte ich, daß ich es dir ruhig sagen sollte. Während die ›Nereide‹ umgebaut wurde, nützte Bob die Zeit für einen Auffrischungskurs in Gynäkologie. Und für unsere Krankenstation gab er ungefähr zwanzigmal soviel aus, wie man normalerweise für eine seegehende Jacht dieser Größe veranschlagen würde.«
    »Freut mich, das zu hören, Sir. Mit soviel Voraussicht verwendet, kann Geld beinahe alles bewirken. Bloß kann es die Uhr nicht zurückdrehen.«
    »In deinem Fall konnte es sogar das.«
    »Nein, Jacob. Es gab mir zusätzliche Jahre … und diesen schönen jungen Körper … und dich. Aber es drehte die Uhr nicht zurück. Noch immer bin ich beinahe ein Jahrhundert alt. Ich kann mich nie in der Weise jung fühlen, wie ich es einmal tat – denn ich bin es nicht. Nicht so, wie Winnie jung ist. Oder Gigi. Jake, ich habe gelernt, daß ich nicht jung sein will.«
    »Eh? Bist du unglücklich, Liebes?«
    »Überhaupt nicht! Ich habe das Beste von allem. Einen jugendlichen, vitalen Körper, der jeden Atemzug zum Vergnügen macht … und ein Jahrhundert reicher Erfahrungen, mit der Weisheit – wenn das der richtige Ausdruck ist –, die das Alter bringt. Die Ruhe. Die lange Perspektive. Winnie und Gigi erleiden noch die Stürme der Jugend, die ich nicht habe und die ich nicht will. Jacob, ich bin eine bessere Frau für dich, als diese zwei hübschen und liebenswerten Mädchen es sein können, denn ich bin älter als du, und ich bin gewesen, wo du jetzt bist, und kann es verstehen. Ich prahle nicht, Liebling; es ist einfach wahr. Ich würde nicht glücklich sein, wäre ich mit einem jungen Mann verheiratet; ich müßte meine Zeit mit dem verzweifelten Bemühen verbringen, sein unstabiles jugendliches Gleichgewicht nicht aus dem Lot zu bringen. Wir sind gut füreinander, Jacob.«
    »Ich weiß, daß du gut für mich bist, mein Liebling.«
    »Ich weiß, daß ich es bin. Aber manchmal hast du Mühe, dir zu vergegenwärtigen, daß ich nicht wirklich Eunice, sondern Johann bin. (He! Was ist das? Wir sind beides.) (Ja, Liebste, immer – aber Jake muß an Johann erinnert werden, denn er sieht nie etwas anderes als Eunice.) Zum Beispiel dachtest du gestern, ich sei eifersüchtig, weil du mit Gigi geschlafen hast.«
    »Dachte? Du warst es.«
    »Nein, Lieber. Schließe einen Moment deine Augen und vergiß, daß ich Eunices Stimme habe. Denke zehn Jahre zurück, als ich noch bei halbwegs guter Gesundheit war. Wäre deinem älteren Freund Johann zu Ohren gekommen, daß du irgendeine junge und hübsche Frau verführt hättest, würde er dann eifersüchtig geworden sein und dir dein Abenteuer vorgeworfen haben?«
    »Eh? Ja, zum Teufel! Johann hätte mir die Nadel hineingestoßen und dann abgebrochen.«
    »Das hätte ich getan, Jacob? Habe ich es je getan?«
    »Du hast mich nie

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