Das geschenkte Leben
bringen, und ihr könnt mit der nächsten Maschine weiterfliegen. Der Hubschrauberpilot wird sich um euch kümmern, und Tom wird inzwischen zwei Plätze buchen, und ihr werdet wieder zu Hause in eurem Atelier sein und eine Pizza aufwärmen, bevor ihr wißt, wie euch geschieht. Fühlst du dich jetzt besser?«
»Äh, ich fühle mich wie ein Lump, aber es ist wahr, ich bin froh. Weißt du, Joan, ich habe richtig Heimweh.«
»Ihr werdet heute abend zu Hause sein. Ich werde jetzt Tom suchen, damit er die Dinge in Schwung bringt. Und dann werde ich mit Jake reden und ihm sagen, warum – er wird verstehen. Aber noch was – dieses Gemälde von Eve, das Joe hier an Bord gemalt hat; ich möchte es kaufen.«
»Nein, wir werden es dir schenken. Als Dank für deine großartige Gastfreundschaft und alles.«
»Ihr schuldet mir keinen Dank. Nicht, nachdem ich euch gedrängt habe, diese Reise mitzumachen. Und das mit den Bildern haben wir vor langer Zeit geregelt. Ich muß dafür bezahlen, weil ich es meinem Mann schenken will. Aber nun lauf zu, Gigi. Ihr werdet eine Menge zu packen haben.«
*
Die ›Nereide‹ wiegte sich mit gerefften Segeln in der langen, glatten Dünung. Zehn Meter über ihren beiden Mastspitzen schwebte ein Hubschrauber und ließ zum zweitenmal einen Ladekorb herab. Tom Finchley stand weit hinten auf dem Achterdeck und dirigierte den Hubschrauberpiloten mit Handzeichen. Joe und Gigi Branca waren bereits in der Kabine des Hubschraubers verschwunden, aber ihr Gepäck stand mittschiffs auf dem Deck und wartete auf die Verladung.
Es war ein ansehnlicher Berg. Joan hatte sie bedrängt, alles mitzunehmen, was sie für einen Monat oder länger auf See benötigen würden, und Joe hatte das ziemlich wörtlich genommen. Zu seinem Reisegepäck gehörten eine Staffelei, mehrere Leinwände, eine Kiste voller Farben, Pinsel und Paletten, seine Fotoausrüstung, eine Atelierlampe und zwei große Koffer mit Kleidern und persönlichen Artikeln. Anscheinend hatten sie ihre Wohnung zur Hälfte ausgeräumt.
Der Korb bumste aufs Deck. Fred und Dellas sechzehnjähriger Sohn Hank luden das Gepäck ein, wobei einer den Korb hielt und der andere die Sachen verstaute.
Bald hatten sie alles bis auf einen großen Koffer verladen, als eine leichte Windbö die prekäre Balance zwischen Hubschrauber und Schiff störte. Der beladene Korb hob vom Deck ab und schwang wild hin und her; Fred ließ ihn los und sprang beiseite, während Hank sich neben der Reling zu Boden warf, um nicht getroffen zu werden.
Der Hubschrauber glich die Abdrift aus, und der Korb landete wieder auf dem Deck, diesmal vier Meter vorn. Fred packte und stabilisierte ihn. Joan Eunice nahm den Handgriff des Koffers, brachte ihn nicht hoch und mußte die zweite Hand zu Hilfe nehmen. »Puh! Ich glaube, Joe hat den Anker mit eingepackt.«
Jake schrie: »Joan! nicht heben! Willst du eine Fehlgeburt?« Er lief zu ihr, nahm ihr den Koffer ab und schleppte ihn zum Ladekorb.
Hank war wieder auf seinen Füßen. »Hier, Mr. Salomon, das kann ich machen!«
»Aus dem Weg, Junge.« Jake erreichte den Korb, der inzwischen wieder vom Deck abgehoben hatte, fand ihn zu hoch, nahm den Koffer in seine Arme, wuchtete ihn auf seine Schulter, schob ihn über den Rand in den Korb – und brach zusammen. Joan stürzte zu ihm.
Tom Finchley sah vom Achterdeck, wie der letzte Gegenstand in den Korb ging, blickte zum Hubschrauberpiloten auf und gab das Zeichen zum Hochziehen. Dann ließ er das Signal ›Fertig – Abflug!‹ folgen und beobachtete, wie der Korb aufwärts schwebte und an Bord des Hubschraubers gezogen wurde. Als die Maschine knatternd abdrehte, ließ er seinen Blick über das Deck gehen – und begann zu laufen.
Joan setzte sich auf das Deck, nahm Jakes Kopf auf ihren Schoß. »Jake! Jake, Liebling!« (Eunice! Hilf mir!)
Fred sagte: »Ich werde den Doktor holen!« und rannte zum Aufgang. Der Junge stand hilflos dabei. Salomon stieß einen langen, gurgelnden Seufzer aus, und seine Schließmuskeln erschlafften. (Eunice, wo ist er?) (Boß, ich kann ihn nicht finden!) (Du mußt ihn finden! Er kann nicht weit sein.)
(Was, zum Teufel?) (Hier ist er, hier ist er! Jake!) (Eunice, was ist passiert? Jemand hat mir einen Ziegelstein an den Kopf geworfen.) (Tut es weh, Liebling?) (Natürlich tut es nicht weh, Boß, nicht jetzt. Es kann nicht weh tun. Willkommen an Bord, lieber alter Jock! Bin ich froh, daß du bei uns bist!) (Ja, willkommen zu Hause, Liebling.) (Eunice?)
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