Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
Vom Netzwerk:
vermeiden.«
    Johann grinste zu ihm auf. »Immer der alte Schlaumeier. Gut, lassen wir das also. Aber nun, da du wieder hier bist – also, Hedrick ist ein guter Arzt, nehme ich an … aber er ist hochfahrend mit mir, wenn es nicht nötig ist. Das werden wir ändern. Ich werde dir sagen, was ich will, und du sagst es Hedrick; und wenn er sich störrisch zeigt, kannst du ihn wissen lassen, daß er nicht unersetzlich ist.«
    »Nein.«
    »Was soll das heißen?«
    »Daß ich es nicht machen werde. Johann, du brauchst noch immer ständige ärztliche Überwachung. Ich habe bisher nicht versucht, auf Doktor Hedricks Therapie einzuwirken, und die Resultate sind gut gewesen. Ich werde mich auch jetzt nicht einmischen.«
    »Natürlich, Jake, mein Wohlergehen liegt dir am Herzen. Aber du verstehst die Situation nicht. Mein Zustand ist nicht mehr kritisch. Ich bin ein Rekonvaleszent. Weißt du, was ich heute morgen während der Physiotherapie gemacht habe? Nein, du kannst es nicht wissen. Ich habe meinen rechten Zeigefinger bewegt. Weißt du, was das bedeutet?«
    »Das bedeutet, daß du in einer Auktion mitbieten oder einem Kellner signalisieren kannst.«
    »Laß die dummen Witze. Habe auch schon ein wenig die Zehen bewegt. Jake, in einer Woche werde ich gehen, ohne fremde Hilfe! Jeden Tag verbringe ich jetzt dreißig Minuten ohne dieses Lungending, dieses Korsett … und wenn sie es mir wieder aufstülpen, dann geschieht es nur für den Notfall, da die Atmung unterstützt werden muß. Aber trotz dieser großartigen Fortschritte werde ich immer noch wie ein Laboratoriumsaffe behandelt. Jeden Tag darf ich nur kurze Zeit wach sein. Sie rasieren mich sogar, während ich schlafe, stell dir das vor! Gott allein weiß, was sie sonst noch machen; ich weiß es nicht. Wenn nicht sechs Leute gleichzeitig ihre Hände an mir haben, um diese Physiotherapie zu machen, bin ich jede Minute des Tages festgeschnallt. Wenn du mir nicht glaubst, schau unter die Decke. Ich bin ein Gefangener. In meinem eigenen Haus.«
    Salomon bewegte sich nicht. »Ich glaube es dir.«
    »Zieh den Stuhl ein bißchen weiter, damit ich dich besser sehen kann. Sie haben sogar meinen Kopf in einer Klammer – nun frage ich dich, ist das notwendig?«
    »Keine Meinung. Frag deinen Arzt.« Salomon blieb, wo er war.
    »Ich habe dich gefragt, weil ich von diesen Feldwebelmanieren die Schnauze voll habe.«
    »Und ich habe mich geweigert, eine Meinung auf einem Gebiet zu äußern, wo ich mich nicht kompetent fühle. Du bist auf dem Weg zur Genesung, das ist offensichtlich. Aber nur ein Dummkopf würde einen Arzt fortjagen, der so gute Arbeit geleistet hat. Ich glaubte nie, daß du die Operation überleben würdest. Und du wirst auch nicht daran geglaubt haben.«
    »Nun … ehrlich gesagt, nein.«
    »Warum versuchst du dann nicht, dankbar zu sein? Statt dich wie ein verzogenes Kind aufzuführen.«
    »Temperamentssache, Jake. Ich war immer cholerisch. Ja, ich bin dankbar, wirklich. Ich habe dem Knochenmann ein Schnippchen geschlagen und jeden Grund, ein schönes neues Leben zu erwarten.« Johann lächelte. »Ich kann nicht ausdrücken, wie dankbar ich Doktor Boyle bin, es gibt keine Worte. Meine Augen sind wieder zwanzig/zwanzig, und ich sehe Farbtöne, deren Existenz ich längst vergessen hatte. Ich kann hohe Töne hören, die ich seit dreißig Jahren nicht mehr gehört habe. Grillengezirpe, zum Beispiel. Sogar meine neue Stimme scheint hoch zu sein; der Bursche muß ein Tenor gewesen sein. Und ich kann riechen, Jake – und ich hatte die letzte Spur von Geruchssinn vor Jahren verloren.
    Ich darf sogar essen, einmal täglich – ich meine kauen und schlucken, nicht durch einen verdammten Schlauch«, fuhr Johann fort. »Und alles schmeckt gut, sogar diese faden Breigerichte, die sie mir geben. Ich hatte vergessen, wieviel Spaß das Essen machen kann. Jake, es ist so großartig, am Leben zu sein – in diesem Körper –, daß ich es nicht erwarten kann, ins Land hinauszugehen, durch die Felder zu wandern, auf einen Hügel zu steigen und Bäume anzusehen, und Vögel. Und Wolken. Im Gras zu liegen. Ich hatte nie Zeit, in die Natur zu gehen, nicht mal, als ich jung war. Jetzt werde ich mir Zeit nehmen. Da fällt mir ein, wer kümmert sich um den Laden?«
    »Teal natürlich. Wenn es dir besser geht, möchte er mit dir sprechen.«
    »Rede du mit ihm. Ich muß lernen, meinen neuen Körper zu gebrauchen. Habe ich noch Geld?«
    »Willst du es genau wissen?«
    »Du kannst mich nicht

Weitere Kostenlose Bücher