Das geschenkte Leben
murmelte wieder, lauter und angestrengter. Brenner sagte: »Mr. Smith, es tut mir leid, aber ich kann Sie nicht verstehen. Wenn Sie mich hören, machen Sie ein Geräusch. Egal, welches, aber nur eins.«
Der Patient grunzte einmal.
»Gut. Wunderbar – Sie können mich hören. Sehr schön. Nun, ein Geräusch allein bedeutet ja; zwei Geräusche bedeuten nein. Haben Sie mich verstanden?«
Smith grunzte einmal.
»Gut, jetzt können wir sprechen. Ein Geräusch für ja, zwei für nein. Haben Sie Schmerzen?«
Zwei Grunzer. »Uh … ko … ik!«
»Das war ein ganzer Satz. Versuchen Sie noch nicht, zu sprechen. Nur ein Grunzen, oder zwei.«
Johann sagte: »Natürlich kann ich nicht sprechen, Sie Idiot! Nehmen Sie dieses Gerumpel aus meinem Mund!« Die Vokale kamen ziemlich klar heraus, aber die Konsonanten fehlten oder waren verzerrt.
»Mr. Smith«, sagte Dr. Brenner, »Sie haben einen Speichelzieher in ihrem Mund, damit Sie nicht ersticken. Ich kann ihn noch nicht entfernen, also versuchen Sie Geduld zu haben. Außerdem sind Ihre Augen maskiert. Ihr Augenspezialist wird entscheiden, wann das entfernt werden kann. Ich bin nur für die ständige Überwachung der Versorgungseinrichtungen und Ihres Befindens zuständig, aber ich bin nicht Ihr behandelnder Arzt; das ist Doktor Hedrick, unterstützt von Doktor Garcia. Bis einer von ihnen kommt, kann ich nicht viel tun. Sind Sie bequem?«
Ein Grunzer.
»Gut, ich werde bei Ihnen bleiben und sprechen, wenn Sie es wollen. Wollen Sie?«
Ein Grunzer.
»Gut. Nun, können Sie Ihren neuen Körper fühlen?«
Zwei Grunzer.
»Natürlich nicht; kein Grund zur Beunruhigung. Der Heilungsprozeß dauert natürlich seine Zeit. Aber ehrlich«, fuhr der Arzt fort, wobei die Geschicklichkeit langer Praxis ihm das Lügen erleichterte, »Sie haben erstaunliche Fortschritte gemacht. Daß Sie so rasch Gehör und Sprache wiedererlangt haben, ist sehr ermutigend. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Sie Ihren ganzen Körper gebrauchen können. Es ist ein wundervoll gesunder Körper, obwohl Sie ihn noch nicht fühlen können …«
Der Signalsummer rettete Dr. Brenner. Er brach ab und sagte: »Einen Moment, Mr. Smith; Doktor Hedrick ist eingetroffen, ich muß ihm Meldung machen. Ruhen Sie einstweilen aus; Sie sollten sich noch nicht anstrengen.«
Dr. Brenner eilte hinaus und hielt den behandelnden Arzt auf. »Doktor Hedrick, der Patient ist wach und offenbar normal. Durchaus vernünftig, möchte ich sagen. Ich habe ihm die Ohrenschützer abgenommen, und wir haben uns durch Lautzeichen verständigt, um die Zeit bis zu Ihrem Kommen zu überbrücken.«
»Ich habe Sie am Monitor gehört und dachte mir, daß Sie die Ohren geöffnet haben mußten. Sie nehmen da viel auf sich, Herr Kollege.«
Dr. Brenners Haltung versteifte sich. »Zugegeben – es ist Ihr Patient«, antwortete er kalt. »Aber ich war allein hier und mußte nach eigenem Ermessen handeln. Wenn Sie wünschen, daß ich den Fall abgebe, brauchen Sie es nur zu sagen.«
»Keineswegs. Seien Sie nicht so empfindlich, Brenner. Aber gehen wir hinein und sehen uns den Patienten an.«
Hedrick beugte sich über das Bett und sagte: »Ich bin Doktor Hedrick, Mr. Smith. Meinen Glückwunsch! Dies ist ein Triumph für uns alle – und die Rechtfertigung für einen großen Mann, Doktor Boyle.«
Drei Grunzer.
»Sie wollen mir etwas sagen, ja?«
Ein Grunzer.
»Wenn Sie einen Moment warten wollen, werden wir einige Dinge aus Ihrem Mund nehmen, und Sie können richtig sprechen. Würde Ihnen das gefallen?«
Ein entschiedenes Grunzen.
»Gut. Handabsaugung, Doktor Brenner. Schwester, sehen Sie nach, wo Doktor Feinstein bleibt.«
Johann Smith fühlte Hände in seinem Mund, dann sagte Dr. Hedrick: »Lassen Sie mich nachsehen, Doktor … Gut, Sie können die Wattestäbchen herausnehmen. Mr. Smith, wir werden einige Male in der Minute absaugen müssen. Ich möchte unter keinen Umständen, daß Sie husten oder schlucken müssen. Aber Sie dürfen sprechen, wenn Sie wollen.«
»Ai-gah ai-hai-dih!«
»Langsam, langsam. Sie müssen erst wieder sprechen lernen. Bewegen Sie Ihre Zunge, befeuchten Sie Ihren Mund, wenn Sie können. Wir haben viel Zeit. Sprechen Sie langsam und sorgfältig.«
»B-bei … Gott … ich … hab’s … geschafft!«
»Ohne Zweifel. Der erste Mensch in der Geschichte, der sein Gehirn in einem neuen Körper hat und die Verpflanzung überlebte. Und nach diesem erstaunlichen Heilungserfolg glaube ich die Prognose stellen zu dürfen,
Weitere Kostenlose Bücher