Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
Vom Netzwerk:
nicht, Joan. Du hast niemanden zu nichts verleitet. Ich faßte dieses Angebot sehr sorgfältig ab. Gäbe es irgendeine Schuld, so würde ich sie teilen. Aber es gibt keine.«
    »Kannst du mir das erklären?«
    (Laß das Thema fallen, Boß!)
    »Joe Branca war in der Nähe von Philadelphia und besuchte seine Mutter, als es geschah. (Siehst du, Boß?) Er war schon eine Woche zuvor hingefahren, und nach dem Todesfall mußte ich ihn erst suchen, um seine Erlaubnis einzuholen. Das dauerte drei Tage, und in dieser Zeit wurdet ihr beide auf die Transplantation vorbereitet. Joe Branca wußte von nichts. Es war nicht einfach, ihn ausfindig zu machen. Drei lange Tage.«
    »Drei Tage! Warum wurde mir nichts gesagt? Ich hätte die Verpflanzung abgelehnt.«
    »Und Eunices Körper vergeudet? Bist du verrückt? Du warst bewußtlos; Garcia brachte dich unter Anästhesie und schaffte dich in die Klinik, sobald ich ihn verständigt hatte, daß ein Körper passenden Alters und passender Blutgruppe zur Verfügung stand. Dann diese schreckliche Wartezeit. Ich war einem Zusammenbruch nahe.«
    »Gut. Joe Branca war bei seiner Mutter in Philadelphia. Aber könnte er es arrangiert haben?«
    »Nein. Als meine Leute Joe Branca ausfindig gemacht hatten, flog ich sofort hin, um seine Unterschrift zu kriegen. Er war benommen. Konnte es nicht glauben, akzeptierte aber die Tatsache. Und er gab seine Erlaubnis zu der Verpflanzung, ohne von der Prämie zu wissen, die wir ausgesetzt hatten. Als ich ihm danach sagte, es sei dein Wille, daß die Hinterbliebenen eine Million erhielten und daß die Summe auf einem Konto bei der Chase Manhattan Bank liege, wollte er nichts damit zu tun haben. Ich konnte ihn nicht bewegen, das Geld anzunehmen. Schließlich instruierte er die Bank durch mich, die Summe an seinen Blutspenderverein auszuzahlen.«
    (Oh, Boß, ich muß weinen.) (Geht mir nicht besser.) (Aber, Boß, Joe wird verhungern.) (Wir kümmern uns darum.)
    Joan seufzte. »Ich will verdammt sein.«
    »Vielleicht bist du es. Und vielleicht bin ich es auch. Aber Joe Branca nicht. Er ist ein weltfremder Mann – nicht in einem abwertenden Sinn, Joan. Er hat mir eine Lektion erteilt. Eine kümmerliche Existenz am Rande der Gesellschaft – lebensuntüchtig pflegt man das in unseren Kreisen zu nennen. Kein Verhältnis zum Geld, kein Ehrgeiz, Karriere zu machen oder Besitz zu erwerben, nicht einmal das Verlangen, als Künstler zu Ansehen zu kommen. Er ist ein Dropout und will es bleiben, nur machen, was und wie er es will. Auf meine Überredungsversuche schüttelte er nur den Kopf und sagte: ›Pleite sein schreckt mich nicht.‹«
    »Jake, wir müssen was für ihn tun.«
    »Ich glaube nicht, daß du es kannst, Joan. In seiner Weise ist er stolz. Aber als Eunices Anwalt hatte ich Gelegenheit, einiges über ihre und seine wirtschaftliche Lage in Erfahrung zu bringen. Ich sah, daß fast keine Rücklagen da waren, sprach mit der Hausverwaltung und hörte, daß man ihm das Appartement kündigen wollte. Eunice hatte es auf ihren Namen gemietet, und nach ihrem Tod gingen die Leute davon aus, daß er die Miete nicht mehr bezahlen würde. Ich regelte das durch einen Überweisungsauftrag. Solange Joe Branca dort bleiben will, wird man ihn nicht nach der Miete und den Gebühren für Licht und Wasser fragen. Dann eröffnete ich ein Bankkonto auf seinen Namen, zahlte einige tausend Dollar ein und erzählte ihm, es seien Ersparnisse von Eunice, über die er verfügen könne. Nun, wenigstens das leuchtete ihm ein, und ich nehme an, er wird ein halbes Jahr davon zehren können.«
    (Ich glaube, daß in ein paar Wochen nichts mehr dasein wird, Boß. Joe versteht nicht mit Geld umzugehen. Ein Bankkonto ist für ihn nicht real.)
    (Mach dir keine Sorgen, Liebes. Jake und ich werden uns darum kümmern.)
    Joan seufzte. »Das ist gut, Jake. Ich fühle mich in mehr als einer Hinsicht erleichtert. Aber wir werden uns noch einmal über Joe unterhalten müssen. Wenn er so weltfremd ist, sollten wir uns etwas ausdenken, wie wir ihn ohne sein Wissen unterstützen können.«
    »Sicher, Joan, wir werden es versuchen. Aber Joe Branca hat mich – in meinem Alter! – gelehrt, daß es Dinge gibt, die mit Geld nicht zu kaufen sind. Nicht, wenn dem potentiellen Verkäufer Geld gleichgültig ist.«
    »Möchtest du noch Sherry, Jake? Und darf ich auch noch einen Tropfen haben? Wenn du nicht bleiben kannst, werde ich mich zu Bett bringen lassen und schlafen. Das Mittagessen überspringen.«
    »Oh,

Weitere Kostenlose Bücher