Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
Vom Netzwerk:
haben geläutet, Herr Doktor?«
    »Wir machen einen Gehtest. Helfen Sie mir, die Patientin zu stützen. Sie übernehmen die linke Seite.«
    »Ja, Doktor.«
    Mit mehr Hilfe, als nötig gewesen wäre, kam Joan auf die Füße. Der Raum schien sich ein wenig um sie zu drehen, doch das gab sich sehr schnell wieder.
    »Wie fühlen Sie sich?«
    »Bestens. Wir könnten Musik brauchen. Mir ist nach Tanzen zumute.«
    »Ihnen kann zumute sein, wie es will, aber versuchen Sie es bloß nicht. Gehen Sie jetzt langsam und mit kleinen Schritten vorwärts.« Sie bewegten sich vorsichtig in Richtung Tür. Das Gehen machte Spaß. Alles machte Spaß. (Eunice, ist dir eigentlich klar, was für ein perfekter Körper das ist?) (Er ist etwas außer Form, aber mit zwei Wochen hartem Training kriegen wir das schon wieder hin.)
    Sie blieben stehen. »Drehen Sie sich jetzt langsam, und dann wieder zurück zum Bett.«
    »Doktor? Nachdem ich schon einmal auf bin, können wir dann nicht gleich ins Bad gehen?«
    »Sind Sie nicht erschöpft?«
    »Kein bißchen. Außerdem hat man mir doch ein Bad versprochen, sobald ich in der Lage wäre, wieder zu gehen. Muß ich vorher auch noch einen Handstand machen?« Sie machte entsprechende Anstalten.
    Der Doktor legte ihr prompt einen Arm um die Hüften und meinte: »Lassen Sie den Unsinn! Schwester, sorgen Sie dafür, daß die Patientin im Bad nicht stürzt, sonst können Sie gleich nach Kanada auswandern.«
    »Winnie wird schon aufpassen, daß mir nichts geschieht«, erklärte Joan. »Aber wenn Sie sich Sorgen machen, können Sie ja mitkommen und helfen. Schrubben Sie mir den Rücken.«
    Er schnaubte. »Vor zehn Minuten haben Sie mich noch angepfiffen, weil ich ohne Anmeldung Ihr Zimmer betreten habe.«
    »Und das würde ich auch wieder tun. Aber das hier ist eine berufliche Angelegenheit.«
    »Einer Patientin den Rücken zu schrubben gehört keineswegs zu meinen beruflichen Pflichten. Lauwarmes Wasser, Schwester, und sorgen Sie dafür, daß sie nicht zulange darin bleibt.«
    Kaum war die Badezimmertür geschlossen, schlang Joan die Arme um Winnies Hals und kicherte. »Liebes, hast du sein Gesicht gesehen?«
    Winnie schüttelte den Kopf. »Joan, du brauchst mich nicht, um dir weibliches Verhalten beizubringen. Du beherrscht es bereits.«

 
– KAPITEL –
ZEHN
     
    Eine Stunde später saß Joan frisch gebadet und duftend in einem Lehnstuhl, die Füße auf einem Hocker. Winnie hatte sie frisiert, ihre Zehennägel geschnitten und ihr Gesicht mit dezentem Make-up hergerichtet, nicht zu Eunices voller Zufriedenheit, aber einstweilen gut genug. Über ihrem Spitzennachthemd trug sie einen seidenen Morgenmantel, und sie genoß die Euphorie einer Frau, die sauber, parfümiert und gepudert und attraktiv gekleidet ist.
    Die Betten waren ausgetauscht, der Raum hatte nichts mehr von einem Krankenzimmer, und Joan fand, daß dies ihr Gefühl von Wohlbefinden beträchtlich steigerte.
    Eunices Schreibtisch stand wieder an seinem angestammten Platz hinter Johanns Piano, das Joan von Cunningham hatte hereinschaffen lassen. Es paßte nicht besonders gut zur übrigen Einrichtung, trug jedoch erheblich dazu bei, daß Joan sich hier heimisch fühlte.
    Sie war im Moment allein, da Winnie zu Salomon gegangen war, um ihm eine Einladung zum Mittagessen zu überbringen. (Fühlst du dich jetzt besser, Liebes?) (Himmel, ja. Aber warum hast du die Nerven verloren?) (Aber Eunice! Ich hatte nie vor, sie zu verführen.) (Lügner! Du hattest sie praktisch soweit. Und dann hast du gekniffen. Typen wie dich habe ich schon früher kennengelernt. Mit dem Mundwerk sind sie ganz groß, aber wenn’s drauf ankommt, verläßt sie der Mut. Feige Casanovas. Pfui!)
    (Unsinn! Man schießt schließlich auch keine Enten, die noch auf dem Teich schwimmen. Wenn ich sie wirklich verführen will – ich sage nicht, daß ich das vorhabe, aber ich gebe zu, daß sie ein netter Käfer ist …) (Das ist sie wirklich!) (Oh, halt den Schnabel! Wenn ich das jemals tue, gebe ich ihr eine faire Chance – und schnappe sie nicht einfach, wenn sie nicht mal schreien kann.) (Faire Chance, du liebe Güte. Hör auf deine große Schwester, Joan. Sex ist kein Sport, sondern eine Möglichkeit, glücklich zu sein. Nichts enttäuscht eine Frau mehr als jemand, der sich zurückzieht, wenn sie gerade bereit ist, einzuwilligen. Das wirst du auch noch erleben. Dann heulst du in dein Kissen und haßt jeden Mann auf der ganzen Welt. Jedenfalls bis zum nächsten Mal.)
    (Eunice, du

Weitere Kostenlose Bücher