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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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komme jedenfalls dorthin.) (Dann paß auf, daß Winnie nicht dabei unter die Räder kommt. Ich dachte, wir wollten Jake für uns haben.) (Das kriegen wir schon geregelt.) »Liebster Jake, mit meinem Körper bin ich nicht sehr viel älter als Winnie … und du hast diesen Körper gekannt und geliebt, auch wenn ich selbst keine Erinnerung daran habe. Wir wissen, daß Eunice sich immer wie eine Dame verhalten hat – wie hast du es also überhaupt geschafft, etwas mit ihr anzufangen? Hast du sie vergewaltigt?« (Teufel nein, ich habe ihn vergewaltigt – zu Anfang jedenfalls.)
    »Das ist eine höchst unfaire Frage!«
    »Das ist eine weibliche Frage. Ich kenne dich schon seit vielen Jahren, und Eunice immerhin auch schon geraume Zeit, daher nehme ich an, daß du viel zu stolz warst, um selbst etwas zu unternehmen, also muß Eunice die Initiative ergriffen haben. Nun? Habe ich recht?« (Wenn er jetzt nein sagt, lügt er. Ich habe nur fünf Minuten gebraucht, um ihn soweit zu bringen, nur wurden wir dann leider unterbrochen und mußten am nächsten Tag weitermachen. Erinnerst du dich an die Aufmachung als Meerjungfrau? Ich mußte sie abwaschen, bevor ich heimging, denn Jake und ich hatten sie ruiniert. Und Joe mußte ich eine passable Erklärung dafür liefern.) (Hat er dir geglaubt?) (Vermutlich schon. Er war gerade mit Malen beschäftigt, und dann kriegt er von anderen Dingen kaum etwas mit.)
    »Jake, wirst du jetzt antworten? Oder muß ich meine eigenen Schlüsse ziehen?«
    »Ich könnte jetzt sagen, daß dich das nichts angeht.«
    »Und damit hättest du recht und Johann würde dir beipflichten. Aber nicht Eunice. Jake, das, was Eunice’ Körper mir sagt, muß geschehen sein. Aber ich kann mir dessen nicht sicher sein, und wenn ich wie Eunice sein will und etwas tue, was sie nicht tun würde, weil sie es auch nie getan hat, dann sag mir das. Ich frage ja nicht nach intimen Details.« (Ach, laß dir ruhig auch die feuchten Teile erzählen, Liebes. Nachdem ich schon weiß, wie es für mich war, möchte ich auch wissen, wie es für ihn war.) (Sei nicht so aufdringlich, Liebes, ich versuche doch gerade, ihn zu beruhigen.)
    »Joan Eunice – nein, Eunice! Du hast schon immer eine verdammt üble Art gehabt, deinen Willen durchzusetzen.«
    »Soll das eine Antwort sein, Jake? Ich verfüge nicht über Eunices Erinnerungen.«
    Jake dachte eine Weile nach und sagte schließlich: »Joan, eigentlich ist es nicht korrekt, wenn ich dir von Eunice erzähle, aber ich verstehe deinen Standpunkt und kann mir vorstellen, daß du soviel wie möglich über ihr Verhalten wissen möchtest, damit du dich daran orientieren kannst. Eunice war aufrichtig und geradlinig« – (Ich bin hinterhältig wie eine Schlange, aber das sollte er natürlich nicht wissen.) – »und offensichtlich kam sie zu der Einsicht, daß sie mich sehr mochte … und hat es mir dann sehr leicht gemacht. Es war weder Vergewaltigung noch Verführung.« (Es war beides, aber ich wollte nicht, daß ihm das klar würde.)
    »Ich war mir sicher, daß es so gewesen sein mußte, Jake, denn ich kenne dich und ich kannte sie. Aber das betrifft jetzt nur den einen Teil von mir – den von Eunice. Auf der anderen Seite ist aber immer noch Johann, der auf ein Jahrhundert männlicher Ausrichtung zurückblickt. Ich habe dir gesagt, daß ich Winnie verstehe wie ein Mädchen, denn ich bin jetzt ein Mädchen. Aber es gibt auch immer noch Johann, der jeden Tag mit Winnie zusammen ist – und ich schaffe es gerade noch, die Finger von ihr zu lassen.« (Das tust du doch gar nicht!) (Halt den Schnabel! Immerhin habe ich mich noch nicht ernsthaft mit ihr eingelassen. Und wenn wir beide uns jemals lesbisch betätigen, dann wird das höchstens eine Art Nachtisch sein, aber nicht der Hauptgang.) »Verstehst du, Jake? Der alte Johann – ich – findet Winnie sehr reizvoll.«
    »Nun … ja, das leuchtet mir ein.«
    »Verstehst du es auch, wenn es Eunice betrifft? Jake, wie denkst du über Homosexualität?«
    »Dazu habe ich gar keine Meinung. Hat mich nie interessiert.«
    »Warst du nicht einmal neugierig? Jake, ich bin eine ganze Generation älter als du. Als ich ein Kind war, war Homosexualität, oder ›Perversion‹, wie man es damals nannte, nicht einmal ein Gerücht. Ich habe erst davon gehört, als ich schon längst hinter den Mädchen her war. Oh, das soll nicht heißen, es hätte keine gegeben. Es gab sie durchaus, und gar nicht mal so selten, aber sie wurde immer totgeschwiegen. Als ich

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