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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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lieber Himmel, Liebes, sei nicht albern. Ich liebe dich – aber der Altersunterschied ist zu groß.«
    »Was? Ach Blödsinn! Ich bin zwar ein halbes Jahrhundert älter als du, aber das spielt doch jetzt keine Rolle mehr. Und du verstehst mich, wie das wahrscheinlich kein anderer Mann tun kann.«
    »Äh … ich meine, ich bin viel älter als du.«
    (Joan, laß ihm das nicht durchgehen. Erzähl ihm, Männer und Cognac würden mit dem Alter immer besser, oder irgend etwas in dieser Richtung. Vor ein paar Minuten hat er sich jedenfalls noch sehr jung angefühlt, meinst du nicht?) (Ja, aber sei jetzt bitte still.)
    »Jake, du bist nicht alt. Lieber Himmel, ich weiß, was ›alt‹ ist! Du bist ein Klassiker, Jake, und Klassiker werden mit der Zeit nur noch besser. Und … vor ein paar Minuten hast du dich noch sehr jung angefühlt. Das habe ich deutlich gespürt.«
    »Äh, na ja …«
    Sie kicherte. »Jake, es ist schön, bei dir ein Mädchen zu sein. Aber ich will dich nicht drängen, ich werde warten. Mit der Zeit wirst du schon merken, daß du mich brauchst und daß ich dich brauche und daß kein anderer einen von uns für den anderen ersetzen kann. Und dann wirst du mich zu einer ehrbaren Frau machen.«
    »Hmpf. Das könnte selbst mit einem Ehevertrag außerhalb meiner Möglichkeiten liegen.«
    »Du schlimmer Liebling. Ich kann warten. Und du kannst mir nicht entkommen, Jake.«
    »Nun … es ist wohl zwecklos, mit dir zu streiten, dadurch würdest du doch nur noch eigensinniger. Mein alter Freund Johann war der eigensinnigste Mann, den ich je kannte. Und Eunice stand ihm darin in nichts nach. Und ehrlich gesagt, Liebes, ich weiß nie so genau, welcher von beiden du bist. Manchmal glaube ich, aus dir ist genau die gespaltene Persönlichkeit geworden, die die Ärzte befürchtet haben.«
    (Wechsle das Thema!) (Mache ich, Liebes – aber nicht zu abrupt. Sollten wir es ihm nicht irgendwann erzählen?) (Ja, natürlich. Aber noch nicht so bald, Joan. Nicht bevor alles geklärt ist.) »Jake, Liebster, ich bin nicht überrascht, daß es dir so vorkommt, denn mir selbst geht es ganz ähnlich. Oh, ich meine natürlich nichts Psychopatisches, es ist nur die sonderbare Situation, in der ich mich befinde. Wie lange kennst du mich schon? Ein Vierteljahrhundert?«
    »Sechsundzwanzig Jahre, fast siebenundzwanzig.«
    »Genau. Würdest du sagen, daß ich ein lüsterner alter Knacker war?«
    »Ich habe nie erlebt, daß du dich Frauen gegenüber anders als zuvorkommend benommen hast.«
    »Jetzt mach aber mal einen Punkt, Jake! Du redest im Moment mit Johann.«
    Salomon grinste. »Ich würde sagen, du warst bis zu dem Tag, an dem wir dich ins Krankenhaus brachten, ein lüsterner alter Knacker.«
    »Das kann ich schon eher glauben. Aber ich konnte meine Gefühle schon seit vielen Jahren nicht mehr ausleben … erst aus gesellschaftlichen Gründen, weil ein alter Mann sich zum Narren macht, wenn er sich wie ein junger Bursche aufführt, und später dann wegen meiner diversen Krankheiten, die mir ohnehin jegliche Aktivität verbaten. So blieb mir nichts übrig, als den Anblick hübscher Gesichter und wohlgeformter Beine zu genießen. Und dann bekam ich Eunice’ gesunden jungen Körper. Weiblich. Schau mich an, Jake. Weiblich.«
    »Ist mir aufgefallen.«
    »Nicht annähernd so sehr wie mir. Ich habe inzwischen zweimal menstruiert. Weißt du, was das bedeutet?«
    »Hm? Das ist ein natürliches Phänomen. Durchaus normal und gesund.«
    »Es bedeutet, daß der Körper das Gehirn mindestens im gleichen Maße beeinflußt wie das Gehirn den Körper. Kurz vor der Periode neige ich dazu, bei jeder Gelegenheit in Tränen auszubrechen. Meine Gefühle, meine Empfindungen, ja sogar meine Gedanken sind weiblich – trotzdem kann ich auf fast ein Jahrhundert männlicher Erfahrungen zurückblicken. Nehmen wir beispielsweise meine hübsche Kammerjungfrau Winnie – übrigens wäre das nichts für dich?«
    »Äh … verdammt, Johann! Natürlich ist sie ein nettes Mädchen. Aber denk an das Fünfte Gebot.«
    »Sie ist wirklich ein nettes Mädchen. Und weil ich ebenso Eunice wie Johann bin, weiß ich auch, wie sie empfindet. Sie ist so weiblich wie eine läufige Katze – und du bist ein alter Zuchtbulle, Jake. Wenn du sie wirklich haben wolltest, würde sie sich lediglich pro forma ein wenig zieren.«
    »Joan Eunice, erzähl keinen Unfug. Ich bin dreimal so alt wie sie.« (Boß, worauf willst du eigentlich hinaus?) (Weiß ich selbst nicht so genau, aber ich

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