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Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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das alles überstanden war. Mintgrün war noch nie mein Fall gewesen. Im Moment schwebte mir ein kräftiges Orange vor Augen. Damit würde ich eher etwas anfangen können. Diese Gedanken machte ich mir, kurz bevor ich einschlief. Keira war an der Reihe zu fahren. Wir hatten beide stillschweigend übereingestimmt, dass Durchfahren noch die sicherste Variante war. Keiner von uns hatte Lust von einer plötzlichen Erdspalte im Schlaf verschluckt zu werden. Ich war mir sicher, dass diese Sorge nicht mehr von Bedeutung sein würde, wenn wir im Ewigen Tal ankamen. Dieser Ort war anders. Er folgte nicht den gewöhnlichen Regeln. Er hob sich über sie hinaus. Erschuf seine eigenen Gesetze. Er existierte einfach außerhalb unserer Welt. Wenn wir irgendwo sicher waren, dann dort und dort würden wir Antworten finden. Antworten und auch den Schlüssel zu Craigs Rettung. So zumindest musste es einfach sein. Etwas anderes würde ich nicht akzeptieren. Der Galaxy ratterte immer noch die lang gezogene Landstraße entlang, als ich meine Augen wieder aufschlug.
    »Stopp!«
    Keira fuhr erschrocken zu mir herum und trat die Bremsen des Galaxys bis zum Anschlag durch. Wir wurden in unsere Gurte gedrückt und zurück in den Sitz geworfen, als der Wagen schlitternd zum Stehen kam. Meine Schulter pochte von dem plötzlichen Widerstand des Gurtes, der sich für ein paar Sekunden in meine Schulter gedrückt hatte.
    »Was ist?«, fuhr Keira mich zornig an, während sie nach der potenziellen Gefahr suchte.
    »Ich ...«
    Ich starrte aus dem Fenster und versuchte mich unter Kontrolle zu bekommen.
    »Warte hier«, sagte ich dann nur, als meine Hand schon am Türgriff lag. Keira riss mich am Arm herum und funkelte mich an.
    »Sag mir sofort, was los ist!«
    »Ich will nur etwas nachsehen. Nichts weiter.«
    »Und was wäre das? Du glaubst doch nicht, dass ich dich einfach so mitten in der Nacht im Nirgendwo herumspazieren lasse.«
    Die Wahrscheinlichkeit, dass sie das tat, war wirklich sehr gering bis unmöglich. Ich biss mir unschlüssig auf die Lippen. Ich wollte unbedingt dorthin, aber eigentlich wollte ich dort alleine sein.
    Keira beobachtete mich mit ihrem berechnenden Blick. Die Schützerin glaubte wohl, dass ich erneut versuchen wollte zu türmen. Als wäre ich eine Gefangene, die ihrer Gefängnisstrafe entgehen wollte, nur würde in meinem Fall die Flucht den Tod bedeuten und die Gefangenschaft Leben. Ironisch, wie leicht ein Mensch sich selbst zum Gefangenen seiner Gedanken machen konnte.
    »Keira, mir passiert nichts und ich komme in ein paar Minuten wieder. Wirklich.«
    Ein letzter Versuch. Ich konnte es ja wenigstens probieren.
    »Nein.«
    Ich seufzte resignierend und sagte: »Na schön.«
    Ich sah das triumphierende Blitzen in ihren Augen, noch bevor es wirklich auftauchte. Ohne ein weiteres Wort stieg ich aus und wartete auch nicht darauf, ob Keira nachkam. Da sie sich eh nicht davon abbringen ließ, war es einfach sinnlos. Ich stolperte ein paar Minuten durch die immer finsterer werdende Nacht. Meine Atmung stoppte, als ich die leichten Dunstschwaden des kleinen Teiches sah. Es war, als würden formlose Gespenster über die Wasseroberfläche wandern. Sie wirbelten umeinander, berührten sich, nur um dann wieder auseinander zu triften. Ich setzte mich an den Rand des Ufers und sah auf den Teich, der vor Monaten wie ein mystischer Ort gewirkt hatte. Jetzt schien er mir einfach nur traurig. Ich zuckte erschrocken zusammen, als mich jemand an der Schulter berührte.
    »Craig?«, fragte ich, ohne nachzudenken. Die Berührung wurde sanfter und ich spürte, dass Mitleid in ihr lag. »Keira«, flüsterte ich. Sie setzte sich neben mich und war einfach da, während ich stumm weinte.
    »Wollen wir weiter?«, fragte sie schließlich leise, als meine Tränen versiegt waren. Ich nickte nur und ging in einer stumpfen Trance zurück zum Wagen. Ich wusste, dass es ein Fehler gewesen war zur Quelle zu gehen, aber ich hatte mich einfach nicht davon abhalten können. Jetzt musste ich die Schmerzen als Preis ertragen. Keira stieg wie selbstverständlich wieder auf der Fahrerseite ein und öffnete mir von innen die Beifahrertür. Ich rollte mich auf dem Sitz zusammen und starrte in die Dunkelheit. Weit war das Ewige Tal nicht mehr entfernt und doch schien jede Sekunde, in der ich nicht dort ankam, wie ein ganzes Leben. Ich wusste nicht, wann mein stilles Leiden mich in den Schlaf getrieben hatte. Oder wie lange ich von meinen nie aufhörenden Träumen

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