Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
Ein 68’ Ford Galaxy. Prima Auto. Robust und etwas für Liebhaber. Wäre das in eurem Interesse?«
Die schleimige Höflichkeit hatte sich hörbar reduziert.
»Vielleicht sollten Sie uns den Wagen auch zeigen« antwortete Keira, die nun auch langsam keine Lust mehr auf Earl hatte.
»Natürlich. Natürlich. Folgt immer dem Earl. Hier geht’s lang.«
Er wies mit einer einladenden Handbewegung auf die Autoreihe zu seiner Linken. Er lief immer weiter, sodass ich schon dachte, er hätte den Ford am anderen Ende von Levan geparkt. Sicher versteckte er die billigen Autos in der hintersten Ecke. Als er endlich stehen blieb, zeigte er auf einen mintgrünen Ford mit weißen Streifen. Der Lack war schon ausgeblichen und hier und dort war er mit Kratzern verziert. Ich konnte auf den ersten Blick auch die eine oder andere Delle sehen. Auch nach Rost musste ich nicht lange suchen. Keira musterte den Ford genauso kritisch wie ich, wenn nicht sogar etwas mehr.
»Zweitausend. Mehr bekommen Sie für den von uns nicht mehr. Und Sie wissen so gut wie ich, dass das noch zu viel ist. Es ist Ihr Glück, dass wir es eilig haben. Jeder andere erfahrene Autokäufer würde Sie für den Preis auslachen und sofort Ihr Grundstück verlassen. Sie wissen, dass das Abzocke ist. Also, nehmen Sie die zweitausend oder wollen Sie uns lieber einen anderen Händler empfehlen?«
Mir fiel fast die Kinnlade runter, als ich hörte, wie Keira Earl zutextete. Sie klang sich ihrer Sache so sicher, dass Earls Gesicht immer heller wurde.
»Ehm ... Ich ... mh... Zweitausend ... Ich ...«
Keira hatte den guten Earl wirklich aus der Fassung gebracht. Ich verkniff mir ein schadenfrohes Lächeln und beobachtete die Situation weiter. Es war das Klügste, Keira von hier an alles Weitere regeln zu lassen.
»Ja oder nein?«
»Zweitausend?«, nuschelte Earl wieder.
»Zweitausend«, wiederholte Keira streng.
»Nun ja. Der Earl ist ja ein Menschenfreund, aber zweitausend kann selbst ich nicht machen. Zweitausenddreihundert, weiter runter kann ich mit dem Preis wirklich nicht.«
Er versuchte uns mit seinem Lächeln um seine wulstigen Finger zu wickeln. Etwas, das sowohl Keira als auch mir einen Schauer über den Rücken jagte. Sie warf mir einen fragenden Seitenblick zu. Ich zuckte mit den Schultern. Ich hätte auch die dreitausend bezahlt.
»Okay. Zweitausenddreihundert.«
Earl lächelte erleichtert. Ich hatte die leise Vermutung, dass ihm Keira nicht ganz geheuer war. Und erneut musste ich ein Grinsen unterdrücken.
»Wunderbar. Einfach großartig. Dann erledigen wir schnell die Papiere und das Prachtstück gehört euch.«
Keira zog bei dem Wort ›Prachtstück‹, eine Augenbraue hoch. Ich grinste einfach weiter. Es war beeindruckend, wie schnell Earl plötzlich arbeitete. Nach nur zehn Minuten lenkte ich den 68’ Ford Galaxy auf die Straße und hielt auf das Stadtzentrum zu.
»Netter Kerl. So sympathisch.«
Ich fing prustend an zu lachen: »Ich dachte mir doch, dass er dir gefällt. Ich war kurz davor ihn für dich auf einen Kaffee einzuladen. Hätte ich das doch bloß getan.«
Ich warf ihr einen neckischen Seitenblick zu.
»Ach komm, Earl war doch viel mehr dein Typ. Gut durchtrainiert und mit schön schmierigen Haaren.«
Keira hatte Schwierigkeiten zwischen ihren Lachanfällen die Wörter herauszubekommen, sodass der Satz fast nicht mehr zu verstehen war. Ihr Gesicht hatte inzwischen ein nettes Purpur angenommen.
»Essen?«, fragte ich schließlich, als wir uns einigermaßen beruhigt hatten.
»Essen.« bestätigte sie mit einem Nicken.
Wie es sein sollte
Wir waren dem Ewigen Tal so nahe, dass ich es in Levan nicht länger ausgehalten hätte. Ich hatte Keira in den erstbesten Italiener geschleppt. Ein kleines Restaurant. Fünf Tische, für mehr war kein Platz. Die Pizza war gut. Nicht atemberaubend, aber nach drei Tagen Brot mit Salami schmeckte einfach alles viel besser, als es das in Wirklichkeit tat. Der Supermarkt war dann das Letzte, was wir aufsuchten, bevor das Ortsschild von Levan im Rückspiegel verschwand. Der 68’ Ford Galaxy konnte an meinen Ford Mustang natürlich nicht heranreichen. Er war kein Erbstück und er war nicht eisblau, aber er kam nahe an ihn heran. Mal abgesehen von seinem Zustand. Trotz alledem war es ein klasse Auto. Sicher, die eine oder andere Reparatur würde nicht lange auf sich warten lassen, dennoch war ich zufrieden mit dem Handel, den Keira abgeschlossen hatte. Nur die Farbe würde ich verändern, sobald
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