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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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Vorstellung, die Kontrolle über den eigenen Körper zu verlieren, war grauenhaft. Noch mehr, wenn ich an seine Augen dachte. An die Gier in ihnen. An das Verlangen, als er mich berührte. Ich schüttelte mich, als würde das etwas helfen.
    »Das kann er nicht. Du hast gesagt, dass er es nicht kann. Dass wir deshalb nicht von der Erdspalte verschluckt wurden. Weil unsere Magie seine ausgleicht.«
    Ich hörte die Panik in ihrer Stimme und wünschte, dass ich sie beruhigen könnte, aber dazu würde ich lügen müssen und das würde sie durchschauen.
    »Als er mich -«, ich stockte, alleine der Gedanke an seine Lippen auf meinen war unerträglich. Ich holte tief Luft und zwang mich weiterzusprechen. »Als er mich geküsst hat, konnte ich mich nicht mehr bewegen. Ich glaube, er weiß es noch nicht, aber er kann meinen Körper kontrollieren, wenn er es wollte.«
    Ich wich ihrem Blick aus. Uns war beiden nur zu gut klar, was er mit meinem Körper tun würde.
    »Janlan, nein. Das ... warum konnte er es dann früher nicht?«
    »Der Seelentropfen«, flüsterte ich. Ich hatte es gewusst, in dem Moment, als ich meinen Körper nicht mehr selbst kontrollieren konnte. Ich hielt Keiras Hand fest, als diese sofort nach dem Seelentropfen greifen wollte. Ich wollte nicht einmal wissen, wo sie ihn versteckte. So war es sicherer.
    »Janlan!«, fauchte sie mich an. Ich schüttelte den Kopf.
    »Das geht nicht.«
    »Dann wärst du aber sicher!«
    »Ich. Und der Rest der Welt, was ist mit dem! Ich werde nicht das Risiko eingehen, dass er einen Weg findet, meine Magie zu überwinden und mich dazu bringt, ihm den Seelentropfen auszuhändigen. Dich kann er nicht kontrollieren. Ganz egal wie mächtig er ist, bei dir versagt seine Magie. Du bist ihr Ursprung, deshalb kann sie dich nicht bezwingen. Bei dir ist er sicherer als irgendwo anders auf der Welt. Sogar sicherer als bei mir.«
    Jetzt erwiderte ich ihren Blick und sah nicht weg. Sie musste erkennen, dass es anders nicht ging.
    »Du hast das gewusst«, fuhr sie mich wütend an. »Du hast es gewusst, deshalb hast du ihn mir schon in dem Tunnel gegeben und nicht jetzt erst!«
    Sie wurde wütend, weil sie erkannte, dass ich Recht haben würde. Ihr viel zu blasses Gesicht wurde rot vor Wut. Ich nickte traurig. Ich war mir der Möglichkeit sehr sicher gewesen und eben hatte sie sich bewahrheitet.
    »Es tut mir leid.«
    »Warum gibst du so schnell auf!«
    Sie steigerte sich immer mehr in ihre Wut. Ich wusste, dass sie es nur tat, weil sie die Wahrheit fürchtete, und trotzdem fühlte ich mich verletzt. Sie war sauer auf mich. Aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Wie hätte ich mich und gleichzeitig alle anderen beschützen sollen. Es schien, als wären diese zwei Dinge einfach nicht kompatibel.
    »Ich kann dich zwingen, ihn wieder zurückzunehmen!«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das kannst du nicht. Du kannst die Welt genauso wenig ausliefern, wie ich es konnte, egal wie wichtig ich dir bin.«
    Sie wollte gerade zu einer hitzigen, wenn auch kratzigen, Antwort ansetzten, als es erneut an der Tür klopfte.
    »Ja«, sagte ich wieder, doch nun klang meine Stimme nicht verwirrt, sondern unendlich müde und traurig. Carmen kam herein und hielt ein Tablett in der Hand. Wieder lächelte sie mich freundlich an. Sie wirkte so zufrieden. Als würde sie lieben, was sie tat und keine Gefangene weit unter der Erde sein. Hinter ihr ging ein älterer Mann, der eine schwarze Tasche bei sich hatte. Er war auf keinen Fall Spanier. Seine Haut war fast so blass wie meine und sein Gesicht war kantig und grob. Aber auch er schien völlig zufrieden zu sein. Er lächelte ebenfalls und kam freimütig zu mir und Keira.
    »Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen.«
    Er sprach, als wäre ich eine Prominente, von deren Existenz er seit Jahren wusste.
    »Ich bin Anatolij, aber ihr könnt einfach Toli sagen, so nennt mich jeder.«
    Er hatte eine angenehm raue Stimme. Merkwürdigerweise sprach er aber ohne jeden Akzent. Genauso wie Carmen, wenn ich es mir jetzt überlegte.
    »Carmen sagte, dass ihr eine schwere Reise hinter euch habt und einen Arzt braucht. Zufälligerweise ist das genau mein Spezialgebiet.«
    Er grinste breit, wobei sich tiefe Krähenfüße an seinen Augen zeigten und Grübchen seine Wangen zierten. Schwere Reise, ich hätte am liebsten sarkastisch gelacht, aber langsam glaubte ich, dass die Menschen hier nicht wussten, wer ihr König war oder eher was.
    »Ja, eine schwere Reise trifft es

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