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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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wohl.«
    Nur Keira nahm den sarkastischen Ton in meiner Stimme wahr, den ich nicht hatte unterdrücken können.
    »Mit wem soll ich anfangen? Sie sehen beide ziemlich mitgenommen aus, wenn ich das so direkt sagen darf.«
    Wieder lächelte er.
    »Mit Keira«, sagte ich schnell, bevor sie mir zuvor kommen konnte. Sie stöhnte wütend auf. Ich hatte es ja gewusst. Natürlich hatte sie gewollt, dass Toli sich erst um meine ganzen Verletzungen kümmerte und vor allem um meine Hand, die heiß und dick war. Aber ich war nicht diejenige, die das Sofa voll blutete, zumindest nicht so stark.
    Es dauerte eine ganze Ewigkeit, bis jede unserer Wunden gereinigt und verbunden oder sogar genäht war. Toli hatte mir eine Schiene verpasst und sie mit einem giftgrünen elastischen Verband fixiert, sodass es nun aussah, als wäre meine Hand zu der von Hulk geworden. Toli – was im Übrigen ein saudoofer Name war – fragte nicht einmal, wie wir zu den Verletzungen gekommen waren.
    »So, das wäre es fürs Erste. In ein bis zwei Wochen sollten Sie beide so gut wie neu sein. Abgesehen von Ihrer Hand natürlich. Das wird etwas länger dauern. Bis dahin würde ich etwas langsam machen.«
    »Danke«, erwiderte ich tonlos und sah mich nach etwas um, das ich mir umlegen konnte. Ich wollte mir endlich etwas anziehen. Es hatten mich mehr als genug Menschen und Wesen im BH gesehen.
    »Carmen ...«, fragte ich schließlich, »... gibt es irgendwelche Kleidungsstücke, die nicht mehr benötigt werden. Wir haben unsere Rucksäcke verloren.«
    Carmen sah mich überrascht an.
    »Leander hat Ihnen eine ganze Garderobe der feinsten Kleider in den Schrank hängen lassen.«
    »Oh, okay.«
    »Und es wurde schon nach einer Garderobe für Miss Keira geschickt. Sie wird bald eintreffen.«
    »Danke«, konnte ich nur perplex sagen. Das war alles viel zu merkwürdig.
    »Kann ich noch etwas für Sie tun?«, fragte sie schon wieder. Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich wüsste nicht was.«
    »Ruft einfach nach mir, sobald euch etwas einfällt.«
    Sie verbeugte sich, genauso wie Toli, und wollte dann gerade die Tür hinter sich zuziehen, als ihr offensichtlich noch etwas einfiel.
    »Herr Leander lässt Ihnen ausrichten, dass Sie sich frei bewegen können. Er erwartet Sie nur beim Abendessen.«
    Noch bevor ich etwas erwidern konnte, klickte das Schloss und Carmen war gegangen. Ich sah Keira verwirrt an. Wir konnten uns frei bewegen? Ich sah etwas in Keiras Augen aufblitzen und für eine Sekunde spürte ich einen schwachen Funken Hoffnung.

Ein unerwarteter Widerstand

    »Er unterschätzt uns«, sagte Keira zum tausendsten Mal und grinste dabei so breit, dass ich mir sicher war, dass ihre Gesichtsmuskeln bereits wehtun mussten. Ich hatte sie nicht zurückhalten können. Kaum, dass Carmen die Tür hinter sich zugezogen hatte und ihre Worte in unsere Gedanken gesickert waren, hatte Keira mich schon auf die Beine gezogen und war mit mir im Schlepptau aus dem Zimmer gestürmt. Es war klar, dass sie keine Zeit verlieren wollte, um alles genau zu untersuchen. Jeden Winkel der Stadt. All ihre Gedanken waren nur noch auf eine Flucht ausgerichtet. Alles, was ihr fehlte, war der tatsächliche Fluchtweg und den wollte sie jetzt sofort finden. Es dauerte nicht lange, bis zumindest ich einsah, dass ›frei‹ nicht das richtige Wort gewesen war. Ich wurde das Gefühl einfach nicht los, dass uns jemand oder etwas verfolgte. Aber jedes Mal, wenn ich mich umsah und eine verräterische Bewegung suchte, war da nichts. Einmal dachte ich am Rande meines Sichtfelds etwas Rötliches gesehen zu haben. Als ich mich jedoch in die Richtung drehte, war dort nichts zu sehen.
    Die Ausläufe der Stadt waren riesig und der Palast – wie ich den Tempel nun eher nannte – kreiste alles ein. Es war, als wäre Leander überall. Egal wohin wir uns wandten, es dauerte nicht lange, bis wir einem Bildnis von ihm begegneten.
    »Keira, können wir bitte etwas langsamer gehen?«, fragte ich hoffnungslos. Ich konnte nicht begreifen, wie sie es schaffte, in ihrem Zustand so schnell zu laufen. Die richtige Motivation schien wahre Wunder bei ihr zu bewirken. Und die Aussicht auf eine mögliche Flucht war mehr als genug Motivation für sie. Keira war in ihrer Rolle als Schützerin gefangen. Sie würde erst aufgeben, wenn sie feststellte, dass kein Ausweg bestand.
    »Keira -«, setzte ich von neuem an mich zu beschweren, als ich vor Schreck erstarrte. Vor mir, das hieß in der kleinen Gasse, in der wir waren, war

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