Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
Vom Netzwerk:
Lippe wurde immer fester, ohne dass ich es bewusst wahrnahm.
    »Ihr seid Janlan Alverra«, sagte ein junger Mann, der mir direkt gegenüber saß. Er hatte wache, braune Augen, die zu seinem kurzen, ebenso braunen Haar passten. Er hatte die Ausstrahlung eines Anführers. Das war unverkennbar, nicht nur durch die Tatsache, dass sich alle Köpfe ihm zuwandten, als er sprach und trotzdem sprach er mit mir, als wäre ich ihm überlegen.
    »Eh, ja«, antwortete ich unbeholfen. Warum musste ich immer mit allem überfallen werden? Er nickte bei meiner Antwort zufrieden und wirkte doch zugleich traurig darüber, dass ich ICH war. Vielleicht hatte er mehr erwartet, als eine abgemagerte, mit Narben übersäte und nicht gerade zuversichtliche junge Frau. Die zu dem nun auch noch eine geschiente Hand hatte und unzählige Verbände und Pflaster. Ich musste aussehen wie die Überlebende einer Katastrophe, die nur noch mit Pflastern zusammengehalten wurde. Und dasselbe galt für Keira, wie ich mit einem Stich im Magen dachte.
    »Dann seid ihr sicherlich Keira Kanterra.«
    Wieder war es keine wirkliche Frage. Er stellte es fest.
    »Was ist das hier?«, fragte ich, bevor Keira etwas sagen konnte.
    »Entschuldigt. Wir haben gleichzeitig gehofft und gefürchtet, dass ihr irgendwann hierherkommt.«
    Okay. Das klang nicht gut oder doch? Ich war verwirrt.
    »Wir sind die jüngste Generation.«
    Ich hatte mich geirrt. Jetzt war ich erst richtig verwirrt.
    »Die jüngste Generation? Und was genau soll das bedeuten?«
    Ich mochte es nicht, wenn man mir so ausweichend antwortete. Es war wohl klar, dass das kaum die Antwort gewesen sein konnte, nach der ich gefragt hatte.
    »Wir sind die Jüngsten, die nach Infernus gebracht wurden«, erklärte Clara. »Mit ein paar Ausnahmen.«
    »Dann kommt ihr alle aus Alanien?«, fragte ich vorsichtig. Ein zustimmendes Raunen ging durch die Runde. Sofort fing ich an die Köpfe zu zählen. Es waren elf.
    »Die Generation, die vor uns entführt wurde, kam aus England. Davor waren sie alle aus Italien. Davor wiederum aus Amerika. Oregon glaube ich. Leander folgt keinem Muster. Das Einzige, was er beibehält, ist das Land und eine generelle Einschränkung auf junge Leute.«
    »Und was genau ist die jüngste Generation?«, fragte ich, während ich noch über sein eben Gesagtes nachdachte.
    Ich vermutete mal, dass mehr dahinter steckte als ein bloßer Zusammenschluss derer, die aus Alanien kamen.
    »Sagen wir, man könnte uns mit dem Widerstand vergleichen, nur dass wir noch nicht in der Lage waren, tatsächlichen Widerstand zu leisten. Zumindest bis jetzt. Nun, da ihr hier seid, kann sich das ändern.«
    Ich hatte es ja befürchtet. Keira warf mir einen raschen Blick zu. Ihre Wangen waren gerötet vor Aufregung. Für sie war das hier das Beste, was uns hätte passieren können. Zumindest unter den gegebenen Umständen.
    »Dann seid ihr nicht Leanders Magie verfallen?«
    Wieder überkam mich bei seinem Namen ein Schauer und ich musste mich stark konzentrieren, um mich nicht zu schütteln. Es war erneut Clara, die antwortete. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie ihren Arm um den Mann geschlungen hatte, der hier der Anführer zu sein schien. Irgendwie überraschte mich das nicht. Clara hatte schon immer andere um sich geschart, ohne es wirklich zu beabsichtigen.
    »Wir sind noch zu jung. Zumindest nach den Maßstäben, die hier gelten. Glaubt mir, nichts ist hier, wie es scheint. Je länger man hier lebt -«, sie verzog bei diesen Worten sarkastisch das Gesicht. »Umso mehr vergisst man, wer man eigentlich ist. Dann fängt diese Anbetung für ihn an. Dann hat man die Kontrolle über seinen eigenen Körper gänzlich verloren und das ist nur der Fall, wenn man Glück hat. Wenn er sich auf dich konzentriert und dich nicht nur als eine von vielen Entführten betrachtet, dann bist du so schnell verloren, dass du es nicht einmal mitbekommst. Hat er einmal die ganze Kontrolle, dann hat er sie immer.«
    Sie klang unnatürlich verbittert für ihr Alter. Aber ich wusste, dass das, was sie sagte, Sinn ergab. Sobald er die ganze Kontrolle hatte, hatte er das Gleichgewicht zwischen Körper und Seele gebrochen und es zugunsten des Körpers entschieden. Ich fragte mich, wie es sich anfühlte, wenn er gewaltsam den Körper an sich riss, wie sein bloßer Wille mit der jeweiligen Seele kämpfte und schließlich durch das Medaillon gewann. Jeder hier war dazu verdammt, eine seelenlose Hülle zu werden, sobald es Leander danach

Weitere Kostenlose Bücher