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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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hierhergekommen bist?«
    Erneut lächelte er mich an.
    »Hängebrücken?«, fragte ich verwirrt.
    »Natürlich. Anders kommst du nicht zu dem Monument.«
    Ein belustigter Glanz hatte sich nun in sein Lächeln geschlichen. Wie stets schimmerte es jedoch nicht in seinen Augen. Sie waren so kalt und wahnsinnig wie bei unserer ersten Begegnung. Er zog mich immer weiter hinter sich her und führte mich über eine der vier tatsächlich existierenden Brücken. Wie hatte ich sie bloß nicht bemerken können? Und auch das Geländer, gegen das er sich nun locker lehnte und zu der Statue sah, die ihn selbst darstellte. Das Geländer war logisch, immerhin umgab die Statue ein Abgrund, der anscheinend unendlich weit in die Tiefe reichte. Aber auch das war mir zuvor nicht aufgefallen.
    »Ich habe bereits den Auftrag gegeben, die Plattform vergrößern zu lassen.«
    Ich sah die Statue verständnislos an. Es war ein skurriles Bild. Der echte Leander stand genau vor mir und hinter ihm ragte sein gigantisches Selbst in die Höhe. Als er lachte, war ich nur noch verwirrter.
    »Du hast wohl nicht besonders gut geschlafen. Stimmt etwas mit deinem Bett nicht?«
    »Eh ... was?«, stammelte ich. Ich war wie gelähmt.
    »Du scheinst etwas abwesend. Ich meinte eine Vergrößerung für deine Statue.«
    Mein Gesichtsausdruck musste mir nun völlig entglitten sein, denn wieder fing er an, melodisch zu lachen.
    »Mach dir keine Sorgen, sie kommen beide auf den großen Platz in Solem, sobald wir nach oben zurückgekehrt sind und das dürfte nicht mehr lange dauern.«
    Dass ich jetzt erstarrt war, hatte nichts mit meiner Verwirrung zu tun.
    »Was?«, fragte ich wieder, aber dieses Mal hatte es einen scharfen, klaren Unterton. Der Wahnsinn in seinen Augen brach nun aus wie ein Buschfeuer und verschlang den letzten Funken klaren Menschenverstandes.
    »Natürlich.«
    Er trat so schnell auf mich zu, dass ich dieses Mal wirklich zurückzuckte.
    »Stell sie dir vor. Wie sie im Zentrum von Solem stehen und alles überblicken. Wie die Sonne sie umfängt und ihre Pracht umhüllt. Stell dir vor, wie wir über unser Königreich herrschen. Wie wir alles nach unserem Willen formen und erschaffen. Wir werden einfach großartig sein. Wir werden unsterblich sein.«
    Er verfiel in einen wahnsinnigen Rausch.
    »Das alles wird schon sehr bald möglich sein. Und ich meine bald. Keine Armee der Menschen kann sich gegen unsere erwehren. Wir werden sie überrennen, noch bevor sie wissen, wie ihnen geschieht. Wir werden die Welt neu erschaffen. Die Gattung der Menschheit neu definieren. Genauso wie mein Vater es in seiner Prophezeiung gesehen hat.«
    Noch bevor ich wusste, was ich tat, unterbrach ich ihn, gebannt von seinem Wahnsinn und dem Verstehen, was er vorhatte.
    »Prophezeiung?«
    Er schnellte wieder zu mir herum und starrte in meine eisblauen Augen.
    »Die Prophezeiung. Du hast sie gesehen. Das Bild auf der Tür des Gartens. Das ist ein Teil von ihr. Du und ich und eine neue Welt. Mein Vater wusste nicht, dass er eine Vision hatte. Es war ein Glücksfall, dass ich ihn in diesem Moment berührte und sehen konnte, was er sah.«
    Ein glänzender Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus. Es war, als würde er von innen anfangen zu strahlen.
    »Durch ihn habe ich dich das erste Mal gesehen, vor so vielen Jahrhunderten. Jahrhunderte bevor du überhaupt geboren wurdest. Er hat gesehen, wie ich eine neue Welt mit dir erschaffen würde. Er sah, wie ich die Magie der Schützer dafür verwenden würde und das war der Moment, indem ich erkannte, dass ich mir irgendwie Zugriff zu dieser Magie verschaffen musste. Ich überredete die Orden, ihre Magie in das Medaillon und das Amulett zu übertragen. Ich machte es möglich, dass andere sich der Magie bedienen konnten. Dass ich mich der Magie bedienen konnte. Damit ich alles vorbereiten konnte, für den Tag, an dem du endlich zu mir finden würdest. Ich habe gesehen, wie ich mit einer Armee aus niederen Lebewesen die Menschheit, wie sie jetzt existiert, auslöschte. Wie wir die Geschichte neu schreiben und die Schöpfungsgeschichte verändern würden. Die Menschen werden nicht wissen, was passiert, wenn sich meine Erdwesen über die Welt verteilen. Es wird ganz schnell gehen, ohne dass sie leiden. Und es ist fast so weit. Alles, auf was ich noch warten musste, war dein Wohlwollen.«
    Er umgriff plötzlich meine Hände und sah mich so begierig an, dass ich nicht anders konnte, als merklich zu zittern. Das war verrückt. So

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