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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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auf Craigs Brust und ich hörte seinen leisen, rhythmischen Herzschlag. Es war wundervoll, seine warme Haut zu spüren. Nicht so wundervoll war der weiße Verband, der sich von seiner Hautfarbe abhob und mich wieder an alles erinnerte. Dieser Morgen hatte sich so normal angefühlt. So friedlich. Ich wusste, dass es trügerisch war. Und ich wusste, dass ich Recht hatte. Dass sich dort draußen etwas zusammenbraute. Ich würde es für mich behalten. So viel von dem normalen Leben leben, wie es mir möglich war. Und vor allem Craig und Keira ein normales Leben führen lassen. Bis jetzt war niemand anderem etwas geschehen. Warum also ihre heile Welt ins Wanken bringen?
    »Guten Morgen«, flüsterte ich zu Craig. Ich streckte mich zu seinem Gesicht, um ihm einen Kuss zu geben, als ich merkte, dass er wach war.
    »Morgen«, erwiderte er und drückte mich noch enger an sich. Es war perfekt und ich würde nicht diejenige sein, die diese Illusion zum Einsturz brachte. Nicht jetzt. Nicht heute und wenn möglich nie.

    Ich hielt an meinem Plan fest. Oder eher versuchte ich an meinem Plan festzuhalten. Allerdings geriet mein Entschluss bereits beim Mittagessen wieder ins Schwanken. Im Fernsehen liefen nebenbei die Nachrichten. Ich hörte normalerweise nicht wirklich zu. Heute tat ich es. Ich hatte Claras Foto aus dem Augenwinkel gesehen und stellte den Ton sofort lauter. Die Nachrichtensprecherin war die Art Reporterin, die Massen von Einschaltquoten haben musste und fast jeder ihrer Zuschauer war sicherlich männlich.
    »Wieder liegt der Polizei ein weiterer Vermisstenfall vor. Vermisst wird die siebzehnjährige Clara Halfersen aus Amalen. Die Polizei bittet um die Mithilfe aller Bürger Alaniens und ist für jeden Hinweis auf Claras Aufenthaltsort dankbar. Clara Halfersen ist nun die Zweiundzwanzigste, die dieses Jahr verschwand. Die Polizei fürchtet Zusammenhänge zwischen den einzelnen Fällen, da es sich immer um Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis achtzehn Jahren handelt. Die Polizei fordert alle Eltern auf, Kinder in diesem Alter nicht unbeaufsichtigt zu lassen und hofft auf eine baldige Aufklärung. Das war für sie Sandra Alberny, hier kommt jetzt How I Met Your Mother. Ich wünsche viel Spaß und einen wunderschönen Tag.«
    Sie lächelte verführerisch und die Titelmelodie der Serie vermittelte einen unbeschwerten Eindruck. Mir hatte sich der Magen umgedreht.
    »Bist du in Ordnung?«
    Craig sah von seinem Buch auf und musterte mein blasses Gesicht. Ich ärgerte mich, dass ich zwar nicht rot werden konnte, sehr wohl aber blass.
    »Mir geht’s gut. Keine Sorge.«
    Ich lief zum Sofa und setzte mich neben ihn, wobei ich mich an ihn kuschelte. Der Sonnenschein vom Morgen war wie ein weit entfernter Traum. Das Wetter war umgeschlagen. Regen prasselte nun gegen die Fensterscheiben und verhüllte alles, was weiter als zehn Meter entfernt war. Der perfekte Tag um die Zeit vor dem Kamin zu verbringen. Ich trug einen von Craigs Pullis. Einen marineblauen mit V-Ausschnitt, der mir viel zu groß war, aber furchtbar bequem. Zudem hatte er noch so lange Ärmel, dass ich ohne Probleme den Verband verstecken konnte. Ich mochte es nicht, wie Craigs Gesichtsausdruck sich veränderte, wenn er ihn sah.
    »Tut es noch weh?«
    Er nickte zu meiner Hand und versuchte so beiläufig wie möglich zu klingen. Er hatte seinen Blick nicht wirklich vom Buch abgewendet.
    »Nicht besonders.«
    Ich zog den Ärmel über meine Hand und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich fröstelte trotz des Kamins.
    »Ist dir kalt?«
    Sofort klang er besorgt. Es war lästig, wie vorsichtig Craig und Keira mit mir umgingen. Wie mit einem Porzellanpüppchen. Und ich war ganz sicher kein Püppchen. Ich war noch nie ein Püppchen gewesen und ich hatte mir auch nie gewünscht eines zu sein. Daher ärgerte es mich ganz besonders.
    »Nicht mehr als sonst. Steht in der Zeitung etwas über Clara?«
    Ich wollte ein ergiebigeres Thema finden, als die Tatsache, dass ich eine Frostbeule war, deren gängigstes Accessoire ein weißer Verband war. Er ließ sich darauf ein, wissend, dass ich nicht weiter über meine Hand reden würde.
    »Nur das, was in den Nachrichten bekannt gegeben wurde und eine Liste von Namen der Kinder, die ebenfalls vermisst werden. Warum interessierst du dich so dafür?«
    »Weil ich Clara kenne! Ich kenne Clara und ich kenne ihre ganze Familie. Ich bin mit ihr aufgewachsen. Wie kann dich das nicht interessieren? Sie würde nie freiwillig so

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