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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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lange wegbleiben. Ein, zwei Tage, ja. Aber nicht so lange. Und die anderen Kinder ... Das ist nicht normal und die Familien tun mir leid. Jemand sollte etwas unternehmen. Wir leben in Alanien und nicht in New York. Wir können nicht raus aus Alanien. Das heißt, die Vermissten müssen irgendwo im Land sein. Wenn es einen Weg über die Berge geben würde, dann wären schon längst eine ganze Menge Menschen geflohen, als der Zirkel an der Macht war. Die Nachricht über einen Weg hinaus würde sich sicher verbreiten wie ein Waldbrand. Und es ist auch nicht so, als würde die Welt sich wirklich für uns interessieren. Klar, wir bekommen hier ihr Fernsehen und alles, aber kannst du dich erinnern, wann das letzte Mal jemand mit einem Bewohner eines anderen Landes geredet hat? Oder kannst du dich zumindest daran erinnern, dass deine Eltern etwas Derartiges mal erzählt haben? Ich nicht. Der Zirkel ist fort. Niemand sollte mehr Angst haben hier zu wohnen und wie soll man keine Angst haben, wenn Kinder und Jugendliche einfach verschwinden? Wie kann dich das kalt lassen? Clara wohnt fünf Straßen weiter. Ihr Onkel hat mich mehr als einmal wieder zusammengeflickt. Falls du dich erinnerst, er hat mir erst kürzlich das Leben gerettet.«
    Ich wurde immer wütender und das Letzte war unfair gewesen, allerdings konnte ich nicht anders. Ich spürte, wie mein Herzschlag zu rasen begann und ich viel zu schnell atmete. Craig packte mich an den Schultern und zwang mich ihn direkt anzusehen.
    »Janlan beruhige dich. Ich bin genauso besorgt um Clara wie du. Ich wollte dich nicht unnötig aufregen. Das wird sich alles sicher aufklären. Die Polizei unternimmt schon alles, was in ihrer Macht steht. Sie werden Clara finden.«
    Ich sah, wie sein Blick besorgt über meine Hand huschte, als würde er fürchten, die Naht würde durch den Stress erneut aufreißen. Dieser simple Blick brachte mich nur noch mehr in Rage.
    »Hör auf damit!«
    Ich spürte, wie Hitze in mein Gesicht stieg. Craig sah nun völlig verwirrt aus.
    »Womit?«
    »Mich zu behandeln, als würde ich jeden Moment zerbrechen. Mir geht es gut! Also hör auf damit. Hör auf mich anzusehen, als würdest du befürchten, dass ich durchdrehen würde. Hör auf immer auf meine Hand zu starren. Hör einfach auf damit! Ich bin es leid.«
    Ich stand auf und rannte fast aus dem Zimmer, wobei ich die Tür hinter mir heftig zuschlug. Ehe ich mich versah, saß ich auch schon hinter dem Steuer meines eisblauen Ford Mustang GT und raste die Landstraße entlang. Ich schlitterte beinahe um jede Kurve und nahm kaum wahr, wohin ich eigentlich fuhr. Alleine der Seelensicht verdankte ich, dass ich mit keinem entgegenkommenden Auto zusammenstieß. Ich sah die Seelenenergien früh genug, um meinen Fahrstil für einen Moment zu zügeln. Mein Handy hatte ich auf den Rücksitz geworfen. Ich hörte, wie es einige Male vibrierte, dachte aber nicht einmal daran ran zu gehen. Ich hoffte für Craig, dass er nicht gleich zu Keira rannte.
    Ich fuhr bestimmt schon eineinhalb Stunden, als ich schließlich rechts an den Straßenrand fuhr. Ich war am Fuß des Heldras. Mein Blick wanderte den Berg hinauf. Ich legte den Rückwärtsgang ein und fuhr ein kurzes Stück zurück. Ich dachte, ich hätte einen kleinen Weg gesehen, der sicher ein wenig den Berg hinauf führte. Er war gerade breit genug, dass der Mustang dort entlang fahren konnte. Der Regen prasselte unaufhörlich auf die Frontscheibe. Er war so stark geworden, dass die höchste Stufe der Scheibenwischer kaum ausreichte. Ich würde später nicht wenden können, aber vorerst war mir das egal. Ich hielt den Wagen an und langte nach hinten und holte meinen Regenmantel hervor. Ich hatte vor langer Zeit gelernt, dass es oft sehr hilfreich sein konnte, diverse Dinge immer im Auto zu haben. Ein Regenmantel gehörte dazu. Ich schlug die Tür zu und folgte dem Rest des Weges zu Fuß. Der Pfad wurde immer schmaler und von allen Seiten ragten Büsche und Sträucher auf den Weg. Hier war wohl seit sehr langer Zeit niemand wirklich langgelaufen. Die Dornen der Büsche kratzten über meine Jacke und der Boden fing unter meinen Füßen an zu knatschen. Ich lief bestimmt schon eine halbe Stunde durch den Regen, als ich eine Art Höhle erspähte. Okay, es war mehr eine kleine Einbuchtung, aber es reichte, um für eine Weile dem Regen zu entkommen. Der Tag war inzwischen alt geworden und die Sonne versuchte ein letztes, vergebliches Mal, sich durch die dunklen Wolken zu

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