Das Gesetz der Freiheit
will ich mir kaufen!“
Er winkte den Männern zu, verließ sein Büro und ging über den langen Flur. Seinen Leibwächter bemerkte er gar nicht, und er fühlte sich außerordentlich erleichtert und beruhigt.
*
Der Waffenhändler sah einem Geier nicht unähnlich.
„Guten Tag. Womit kann ich dienen?“
Dell schüttelte sich den Regen vom Mantel und blickte sich in dem kümmerlichen Laden um. An Wandregalen hingen Waffen über Waffen.
Plötzlich fiel ein Schatten von draußen herein, und Dell wandte das Gesicht. Da tauchte in der Tür die hochragende, breitschultrige Gestalt seines Leibwächters auf, der ihn entschlossen ansah.
„Ich brauche Sie nicht mehr. Von mir aus können Sie ins Geschäftsviertel zurückgehen.“
„Sehr wohl, Herr Weston. Wenn Sie wünschen, warte ich draußen auf Sie.“
„Haben Sie mich denn nicht verstanden? Ich habe gesagt, Sie sollen ins Geschäftsviertel zurückgehen.“
„Nein, Herr Weston!“ Unbehaglich trat der junge, kräftige Wachmann von einem Fuß auf den anderen; unstet wanderten seine Augen nach allen Seiten. „Für einen Geschäftsmann ist das Viertel hier ausgesprochen gefährlich, Herr Weston. Deshalb muß ich schon bei Ihnen bleiben.“
Dell seufzte auf und schüttelte den Kopf.
„Ich kann Ihnen versichern, daß mir weder hier noch sonstwo etwas passiert. Ich kaufe mir jetzt nur einen Revolver, dann mache ich einen kleinen Spaziergang durch die Innenstadt, und danach komme ich wieder nach Hause. Sie können mir glauben, daß ich Sie bestimmt nicht brauche.“
„Entschuldigen Sie, Herr Weston. Ich möchte Ihnen nicht widersprechen – aber ich muß bei Ihnen bleiben.“
„Nun nehmen Sie doch Vernunft an!“ Dells Stimme verriet etwas von aufsteigendem Ärger. „Ich sage Ihnen doch, daß ich mir einen Revolver kaufe.“
„Gewiß, Sir, das habe ich gehört. Aber wer eine Waffe besitzt, der weiß noch längst nicht unbedingt, wie er sie wirkungsvoll benutzen kann.“
„Nun, Sie müssen es ja wissen!“ Mit ergebenem Schulterzucken wandte sich Dell wieder dem kleinen Waffenhändler zu. „Ich brauche einen Revolver. Können Sie mir etwas Gutes anbieten?“
„Das will ich meinen, mein Herr!“ Aus seinen kleinen, rotgeränderten Augen starrte der Kleine die gutgekleidete Gestalt des Geschäftsmannes an.
„Warum sehen Sie mich denn so sprachlos an? Wollen Sie mir nichts verkaufen?“
„Aber natürlich, mein Herr. Ganz zu Ihren Diensten. Aber zuweilen muß man doch ein wenig vorsichtig sein. So würde ich einem Gezeichneten, einem Manne mit einem Brandmal zum Beispiel, ganz gewiß keine Schußwaffe verkaufen. Und auch ein Anti würde von mir nichts bekommen. O ja, man muß heute sehr genau aufpassen. Sie sind ja selbst Geschäftsmann und verstehen mich deshalb ganz bestimmt. Was für eine Waffe hätten Sie denn gern, mein Herr?“
Der Waffenhändler lächelte ein wenig und warf dem breitschultrigen Leibwächter des Geschäftsmannes einen vielsagenden Blick zu.
„Was raten Sie mir denn?“
„Darf ich Ihnen vielleicht behilflich sein, Herr Weston?“ Die hochgewachsene breite Gestalt des Leibwächters trat näher und beugte sich mit fachmännischem Blick über den Ladentisch. „Eine große Pistole würde Ihnen gewiß nicht viel nützen; an so schwere Handwaffen sind Sie nicht gewöhnt. Auch eine Maschinenpistole wird Ihren Bedürfnissen zweifellos nicht gerecht; eine Waffe kleineren Kalibers ist viel einfacher zu bedienen. Andererseits ist eine Pistole, aus der Sie nur einen Schuß abgeben können, eine nicht automatische Waffe also, auch nicht das richtige, sobald es zu einem Kampf kommt.“
„Ich glaube, nun weiß ich, was ich Ihnen anbieten kann!“ Der Waffenhändler bückte sich hinter seinen Ladentisch, kam wieder zum Vorschein und legte vorsichtig eine Waffe mit gedrungenem Lauf auf die Platte. „Das hier ist eine ziemlich neue Waffe, und mir scheint, für jemand wie Sie direkt geschaffen.“ Er drückte auf einen Hebel und öffnete den Verschluß; deutlich erkannte man drei Magazinkammern. „In jedes Magazin paßt ein Rahmen zu je zwölf Schuß drei Millimeter; Reichweite fünfzehn Fuß, Streuung äußerst gering.“
Dell hob die Pistole auf und wog sie interessiert in der Hand.
„Gewiß stellen Sie fest, wie vorzüglich die Waffe in der Hand liegt“, fuhr der Verkäufer anpreisend fort. „Sie ist ganz flach, gar nicht schwer und kann leicht und vollkommen unauffällig unter der Schärpe getragen werden. Sie hat nur einen
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