Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
mit aufgesetzter Fürsorglichkeit an. »Sie verstehen nicht. Ich bin hier, um Ihnen zu helfen.«
»Deswegen sind Sie bestimmt nicht hier. Und hören Sie auf, mich zu behandeln, als ob ich senil wäre. Ich habe bereits eine Anwältin, und sie ist auf dem Weg hierher. Bis sie hier eintrifft, werde ich mich ganz privat mit dieser Frau hier unterhalten. Und jetzt verlassen Sie bitte den Raum. So gut kenne ich mich im Gesetz aus, dass ich weiß, dass Sie den Raum verlassen müssen, wenn ich Sie als Anwalt ablehne.«
»Großmutter«, meldete sich Robert zu Wort. »Er will doch nur dein Bestes. Und er möchte sichergehen, dass du nichts sagst, womit du dich selbst belasten würdest.«
»Erst letzte Woche hatte ich meine Jahresuntersuchung. Dabei habe ich mir auch meine ›mentale Präsenz‹ bestätigen lassen. Ich habe also nachweisbar noch alle meine fünf Sinne beieinander und bin gesund an Geist und Körper. Also, wenn ihr nicht geht, werde ich mit dieser Frau den Raum verlassen, damit ich ein privates Gespräch mit ihr führen kann. Sie wissen ja gar nicht, was ich mit ihr zu besprechen habe, deshalb können Sie auch nicht meine Interessen vertreten.«
»Ich glaube, wir müssen ihre Aufforderung befolgen«, sagte Garnett. Es schien ihm große Freude zu bereiten, die beiden anderen Männer aus dem Raum geleiten zu dürfen.
Rosemary Taggart lächelte grimmig. »Bei jeder medizinischen Untersuchung lasse ich mir für solche Gelegenheiten auch meine geistige Leistungsfähigkeit bestätigen. Ich traue meiner Familie nicht, das kann Gott bezeugen.«
Sie ließ einen Augenblick den Kopf sinken. Diane wusste nicht, ob sie betete, eingeschlafen war oder nur ihre Gedanken ordnen wollte. Dann richtete sie sich plötzlich wieder kerzengerade auf.
»Erzählen Sie mir von Dale. Erzählen Sie mir, was ihm Ihrer Meinung nach zugestoßen ist. Sie haben ihn ja gesehen und seine Knochen berührt.«
»Mrs. Taggart …«
»Nennen Sie mich Rosemary. Ich werde den Namen Taggart nie mehr benutzen.«
»Okay, Rosemary. Das sind alles Vermutungen, aber sie beruhen auf den Spuren, die wir gefunden haben. Dale Wayne Russell und Emmett Taggart erforschten zusammen eine Höhle. Durch unglückliche Umstände – ich glaube, es war ein Unfall, aber ich bin mir nicht sicher – wurde der Eisenbahnnagel, an dem sein Seil verankert war, aus der Höhlenwand gerissen. Dale fiel aus großer Höhe in eine Höhlenkammer hinunter und brach sich mehrere Knochen.« Diane zögerte fortzufahren.
»Lassen Sie bitte nichts aus.«
»Ein Bruch, der seines Schienbeins, war besonders schlimm. Es war ein Trümmerbruch, bei dem der Knochen durch die Haut drang, was zu einer Blutung und später zu einer schweren Entzündung führte. Außerdem brach er sich noch einen Knöchel und ein Handgelenk. Und er hatte mehrere innere Verletzungen. Wir wissen das, weil … Wir wissen es einfach.«
Rosemary hielt sich die Hand vors Gesicht und wimmerte leise.
»Bitte fahren Sie fort. Ich muss alles erfahren.«
»Dale hätte auf keinen Fall wieder herausklettern können, und Emmett hätte ihn auch nicht allein heraustragen können. Also legte ihn Emmett einigermaßen bequem hin und ließ ihm etwas Wasser und ein paar Moon Pies da.«
Rosemary lächelte. »Dale liebte Moon Pies.«
»Meiner Meinung nach fasste Emmett dann den Entschluss, Dale in der Höhle zurückzulassen. Er nahm Dales Brieftasche mit, damit er nicht identifiziert werden konnte, falls man ihn später einmal fände. Aber dann fiel ihm etwas ein. Bevor sie in die Höhle stiegen, hatten er und Dale an diesem Morgen in Ray’s Diner etwas gegessen. Die Kellnerin Jewel Southwell war die einzige Person, die wusste, was die beiden an jenem Tag vorhatten. Wenn Emmett also seinen Plan erfolgreich durchführen wollte, musste er Jewel Southwell aus dem Weg räumen.«
»Emmett hat später behauptet, Dale sei mit dieser Jewel durchgebrannt. Zuerst wollte ich das nicht glauben. Ich glaubte nicht, dass Dale so etwas tun würde, und ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass sie ihr Kind einfach so im Stich lassen würde. Aber als beide nie mehr auftauchten, schloss ich mich der Meinung der Leute an.«
»Emmett hat Dales Plymouth benutzt.«
Rosemary schaute auf den Spitzenkragen, den sie mit den Fingern streichelte, und nickte. »Ich erinnere mich an dieses Auto, als ob ich es erst gestern gesehen hätte. Er bastelte ständig an ihm herum und polierte es ohne Unterlass. Er war so stolz darauf.«
»Irgendwie
Weitere Kostenlose Bücher