Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
wie sehr ich das Museum mag. Ich überlege mir jetzt, ob ich Ihnen nicht eine bedeutende Spende zukommen lassen sollte.« Emmett Taggarts Stimme war anzuhören, dass er es gewohnt war, dass alles nach seinem Willen lief, er immer alles unter Kontrolle hatte und dass sich normalerweise die Menschen bei ihm einzuschmeicheln versuchten.
»Kendel Williams kümmert sich um die Spenden«, sagte Diane. »Sie ist aber gerade nicht in ihrem Büro. Ich musste das Museum aufgrund eines besonderen Ereignisses räumen lassen. Im Moment läuft bei uns nichts wie gewohnt.«
Taggart schwieg ein paar Sekunden. Diane konnte sich direkt vorstellen, wie er seinen Beitrag zu diesem »besonderen Ereignis« genoss. Sie schaute Jin an und hob ihm ihren Schreibblock hin, auf den sie in Großbuchstaben das Wort EMMETT geschrieben hatte. Jins Blick war anzumerken, dass er begriffen hatte, was sie ihm mitteilen wollte.
Der Ton von Emmett Taggarts Stimme wurde jetzt drängender, ohne dass er seine gewohnte Höflichkeit aufgegeben hätte.
»Ich verstehe, was Sie sagen, aber für eine Spende in einer Höhe, wie ich sie mir hier vorstelle, möchte ich dann doch lieber mit der Direktorin selbst sprechen.«
»Und welche Gegenleistung stellen Sie sich für Ihre Spende vor? Normalerweise benennen wir bei Großspendern einen Ausstellungsraum nach ihnen.«
Seiner Stimme war anzuhören, wie schwer es ihm fiel, um etwas bitten und sich selbst rechtfertigen zu müssen. »Ich dachte nicht an einen Raum. Ich dachte an eine Anerkennung für das Gute, das ich in all den Jahren getan habe, die hohen Summen, die ich an Wohltätigkeitsorganisationen gespendet habe, und die vielen Menschen, denen ich geholfen habe.«
»Sie wollen Anerkennung?« Diane genoss irgendwie dieses Gespräch. Ihr gefiel es, ihn mit all seiner Arroganz und vielleicht auch Schuldgefühlen auflaufen zu lassen. Und es hatte den gewünschten Effekt. Er ließ jede Vorsicht fallen und ging in die Offensive.
»Hören wir doch mit diesem Herumgerede auf. Sie wissen genau, was ich will, und ich habe genug Geld, um dafür zu zahlen. Sie denken vielleicht, ich hätte in der Vergangenheit etwas gemacht, wofür ich eigentlich bestraft werden müsste, aber das wird doch vielfach aufgewogen durch all das Gute, das ich seitdem getan habe.«
Diane nahm die Herausforderung an. »Ich habe gerade mit Jewel Southwells Familie gesprochen. Ihr Verschwinden vor 63 Jahren hat fast ihr Leben zerstört, und sie spüren dessen Auswirkungen bis heute.«
»Jewel.« Er sprach den Namen aus, als ob er sich erst jetzt wieder an sie erinnerte. Vielleicht hatte er ihren Namen vergessen. »Sie war eine Kellnerin mit einem unehelichen Kind.«
»Ihr Kind war nicht unehelich. Jewels Mann arbeitete nur in einer anderen Stadt.«
»Aus der Art, wie sie sich benahm, konnte man aber bestimmt nicht schließen, dass sie verheiratet war.«
»Sie liebte das Leben, und ihre Familie liebte sie. Ich besitze auch den letzten Brief von Dayle Wayne Russell. Hören Sie sich ihn nur einmal genau an.« Diane las ihm die letzten Worte des Höhlentoten vor. »Er erwartete, dass Sie zurückkämen, um ihn zu retten.«
Danach herrschte lange Zeit Schweigen, aber Diane konnte immer noch des alten Mannes Atem hören. Als er wieder sprach, war er zwar nicht zerknirscht, aber er klang weit ruhiger und ernsthafter, wenn nicht sogar leicht flehend.
»Dale war viel zu schwer verletzt. Mein Cousin war einfach ein leichtsinniger Bursche. Er wäre sowieso gestorben. Sie müssen das verstehen. Auch ich war in Rosemary verliebt.«
»Er war Ihr Cousin?«
»Ich dachte, Sie wüssten das. Ja, er war mein Cousin. Sie sollten nicht den Stab über mich brechen, bevor Sie alles wissen.« Seine Ernsthaftigkeit hatte nicht lange angehalten. Jetzt kehrte er wieder zu seiner gewohnten Arroganz und Selbstgerechtigkeit zurück.
»Da gibt es aber noch die drei Morde, die erst vor kurzer Zeit geschehen sind«, warf Diane ein.
»Erpresser!«, zischte er. »Alles Erpresser!«
»Das rechtfertigt immer noch nicht, dass Sie Jake Stanley und Flora und Donnie Martin umgebracht haben«, sagte Diane, die jetzt langsam immer wütender wurde. »Aufgrund Ihrer Machenschaften wurde meine eigene Mutter in ein übles Loch von einem Gefängnis geworfen. Sie können überhaupt nichts tun, was ihr Leiden ungeschehen machen oder meine zerstörte Beziehung zu meiner Familie kitten würde. Auch die größte Geldsumme kann keines der Übel wiedergutmachen, die Sie begangen haben.
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